Kapitel 13

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Mir gefror wortwörtlich das Blut in den Adern. „W-warum?".

Nici wurde ebenfalls kreidebleich im Gesicht und machte instinktiv Anstalten, sich aus dem Staub zu machen, doch der Mann beruhigte sie: „Keine Angst, wir verweisen euch nicht vom Gelände".

„Sondern?"

„Sonderanordnung", antwortete er kurz angebunden.

Ich runzelte die Stirn, setzte mich aber widerwillig in Bewegung. Wahrscheinlich hatte die Zicke Scheiß über uns erzählt, den wir nun ausbaden mussten.

Er führte uns außerhalb der Absperrung entlang in Richtung Toiletten, winkte uns jedoch kurz davor zu einer unscheinbaren Tür weiter hinten im Gang, die er mit Zahlencode öffnete und uns förmlich hindurchzerrte, bevor uns jemand entdecken konnte.

Schweigend liefen wir einen schmucklosen grau gestrichenen Gang entlang, der mich aus irgendeinem Grund noch nervöser machte. „Hören Sie, wenn diese Schla ... dieses Mädchen etwas über uns behauptet hat, dann ...".

Der Mann hob die Hand, ohne sich nach mir umzudrehen. „Wart's ab".

Nici kaute auf ihren perfekt lackierten Fingernägeln herum. „Woher wissen wir, dass Sie kein Vergewaltiger oder so sind?".

Er brach in Gelächter aus. „Ich bin Paul Higgins".

„Ups".

Wer zum Henker ist Paul Higgins? Ich schaute Nici fragend an, doch die winkte mit einem „Erklär ich dir später" ab und lief sogar an mir vorbei, deutlich entspannter als vorher. Was ging jetzt ab? Okay, Allie, geh einfach hinterher, dann siehst du schon, was dabei rauskommt.

Paul Higgins, oder wie er auch immer heißen mochte, führte uns auf eine offene Tür zu, aus der Stimmen und Gelächter drangen. Ich zog die Augenbrauen hoch. Nach Platzverweis sah das wirklich nicht aus.

Als wir den hell erleuchteten Raum betraten, war ich erst einmal verwirrt. Alles war voller Leute, rechts an der Wand standen Stühle und Schränke mit allerlei Schmink-Utensilien, in denen eine schwarzhaarige Frau mit Turmfrisur herumwühlte und nach jemandem schrie, dessen Name sich verdächtig nach Louis anhörte. Der Gerufene – ja, ich wusste mittlerweile, wer wie hieß, ich wollte schließlich die besten Freunde meines (hoffentlich festen) Freundes zumindestens erkennen, wenn ich sie sah – saß triefend auf dem Boden und wechselte sein T-Shirt, das genauso tropfte wie der Rest seines Körpers. „Ich komm ja gleich!". Noch immer im Sitzen versetzte er dem Jungen, der neben ihm stand – Liam – einen Tritt in den Hintern. „Nächstes mal ertränkst du bitte Niall!".

Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass Liam seinem Kollegen eine unfreiwillige Dusche verpasst hatte. Sollte ich mich schämen? Immerhin war mein Blick während der gesamten ersten Hälfte des Konzerts so gut wie nie von Niall gewichen ... Apropos Niall. Wo war der eigentlich? Suchend ließ ich meine Augen durch den ziemlich großen Raum wandern, doch das Durcheinander war einfach zu perfekt. Überall wuselten gehetzte Leute herum. Nici hatte irgendetwas von „Wir sind BACKSTAGE!!!!!!" gehaucht, um darauf auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden, sodass ich erst einmal verloren herumstand. Einmal sah ich kurz jemanden mit wildem Lockenkopf auftauchen und nahm an, dass es sich um Harry handeln musste. Da ich von den Jungs sonst niemanden kannte, bahnte ich mir einen Weg durch das Gedränge auf Harry zu und erwischte ihn nach einem scheinbar endlosen Kampf endlich am Zipfel seines T-Shirts. „Harry!".

Er drehte sich um, worauf sich sein Gesicht zu meiner Überraschung bei meinem Anblick deutlich aufhellte. „Allie! Hey!". Er gab sein vorwitziges Grübchen-Grinsen zum Besten. „Wie geht's euch?".

Ich winkte ab. „Alles okay! Bei euch anscheinend auch?", setzte ich mit einem vielsagenden Blick auf Louis und Liam, die mittlerweile handgreiflich geworden waren, hinzu.

Night Of Captivity (1D-FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt