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POV
Rapunzel

Meine Stiefmutter düste etwas gestresst über die Autobahn. „Wir hätten echt früher losfahren können", maulte ich beleidigt. „Ist schon gut, ist schon gut, Punzi. Mach dir mal keinen Kopf, wir kommen schon vor Elsa an", beruhigte sie mich. Doch plötzlich bremste sie ab, und ich guckte verwirrt auf die Straße. „Sieht aus, als hätte sich da 'n Unfall ereignet", meinte sie ernst und hielt an. Ich starrte auf die Unfallstelle und hielt die Luft an. „Oh Scheiße, ist das nicht Elsa da?", rief ich erschrocken und zeigte auf das Mädchen, das regungslos auf der Straße lag. „Verdammt, Rapunzel, steig aus, wir müssen da hin!", drängelte Erika hektisch und sprang raus.

Ich folgte ihr mit schnellen Schritten und kniete mich zu Elsa. Um sie herum war es kühler, und ihr blutverschmiertes Gesicht verzog sich immer wieder vor Schmerz. „Wir nehmen sie mit", entschied plötzlich Erika, die neben mir stand. Erschrocken drehte ich mich zu ihr und hielt meine Bratpfanne in der Hand. „Erika, verdammt!", fluchte ich und hielt mir die Hand vor die Brust.

„Sorry... wir haben die Polizei angerufen, und ein Krankenwagen ist unterwegs. Wohin zum Teufel sollen wir mit dem verletzten Mä-", bevor der Zivilist weiterreden konnte, hielt Erika ihre Hand vor sein Gesicht und sprach einen Zauber aus.

„Was zum..-" - „Keine Panik, ich kümmer mich drum!", sagte ich und holte mit meiner Bratpfanne aus, um den Mann auf den Hinterkopf zu schlagen. „Kannst du bitte aufhören, mit deiner Bratpfanne auf Menschen einzudreschen? Und woher hast du die schon wieder her?", fragte mich meine Begleiterin. „Das ist mein Geheimnis! Jetzt aber los, wir müssen schnell weg!", sagte ich und hob mit Erikas Hilfe meine Cousine hoch, um sie ins Auto zu bugsieren. „Bin gleich da, steig ein!", rief sie und sprintete zum Hänger.

Nachdem Erika den Hänger am Auto befestigt hatte, düsten wir los. „Geht's ihr gut?", fragte sie mich und sah mich durch den Rückspiegel an. „Klar, sie geht's prächtig! So 'n Unfall steckt sie locker weg", sagte ich sarkastisch. Gleich darauf entschuldigte ich mich, und die junge Frau fing an zu lachen. „Flynn hat echt 'n schlechten Einfluss auf dich", kicherte sie und reichte mir ein kleines Fläschchen. „Trink das, deine Heilkräfte sollten dann besser wirken", sagte sie, und ich verzog angewidert das Gesicht. „Aber davon muss ich immer heulen..", murmelte ich und kippte es schließlich runter. „Vergiss nicht, dass deine Heilkräfte nur mit deinen Tränen funktionieren. Deine blonden Haare hast du ja dank Flynn nicht mehr", sagte sie und konzentrierte sich wieder auf die Straße.

„Hört sich an einem Grund ein mit ihm zu streiten..."

Nachdem ich Elsa versorgt hatte, schnappte ich mir mein Handy und wählte Jacks Nummer.
Nach ein paar Tuten ging er ran.

„Was geht?"

„Jack? Ich hab'n Problem, man", begann ich, und es gab kurz Krach. „Alles klar?"

„Hör mal Punzi..Flynn kann manchmal echt 'n Arsch sein, aber-"

„Wovon redest du? Ich meine meine Cousine, Alter", sagte ich gereizt. „Über das reden wir später!"

„Oh.. eh.. Moment mal, deine Cousine? Die kleine, die heute zu dir kommt?"

„Dass sie zu uns kommt, stimmt zwar, aber sie war grad in 'nem Unfall verwickelt, und als ich näher kam, war's um sie herum eiskalt, und wir haben Juni! Ich glaub, sie kriegt ihre Kräfte wieder", erklärte ich besorgt. „Und warum 'kleine'? Sie ist in unserem Alter!", sagte ich verwirrt.

„Vergiss nicht, wie alt ich wirklich bin, Punzi. Moment... Kräfte? Welche Kräfte hat die denn?"

„Elsa", seufzte ich.

„Und was für Kräfte?", fragte er.

Oh verdammt...

„Äh.. du weißt schon...", stammelte ich. „Sie hat Eiskräfte, Jack! So ähnlich wie deine! Ich... ähm... ruf dich später an, Tschüss!"

Ich legte auf und seufzte. Jack hatte keine Ahnung von ihren Kräften! Wie blöd kann ich sein?

„Was machen wir jetzt, Erika?", fragte ich erschöpft. „Erst mal fahren wir zu uns. Elsa braucht 'ne Pause. Irena konnte ich nicht mitnehmen..", murmelte sie bedrückt. „Ich glaub, ich weiß warum..", murmelte ich und sah auf meine Cousine. „Hast du die Klimaanlage an, Erika?", fragte ich vorsichtig. „Nö?", sagte sie verwirrt.

Mein Blick klebte förmlich an Elsa, der es immer kälter um die Finger wurde, die anfingen, den Sitz zu vereisen. „Oh verdammt! Handschuhe!", sagte ich erschrocken und suchte welche. „Hier", reichte mir Erika welche vom Handschuhfach. „Danke", sagte ich und zog sie Elsa an.

„Das wird noch ziemlich komisch, oder?"

Time Skip:

Der Unfall war gestern, und Elsa lag immer noch schlafend in meinem Bett. Hin und wieder murmelte sie etwas Unverständliches und wälzte sich hin und her.

Plötzlich riss sie ihre Augen auf und setzte sich ruckartig auf.

„Anna!", schrie sie und streckte ihre Hand nach vorne aus. Erschrocken stolperte ich zurück und sah auf meine Cousine, die paralysiert auf die Wand vor ihr starrte. Dann schüttelte sie ihren Kopf und sah sich in meinem Zimmer um. „Rapunzel?", sagte sie verwirrt und sah zu mir. „Hey, Cousinchen", sagte ich leise und lächelte sie an.

„Seit wann bin ich hier?", fragte sie und hielt sich die Hand an die Schläfe. „Und wo ist meine Mutter?"

Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter und sah von ihr weg. „I-Ihr hattet einen Unfall", fing ich an und traute mich nicht, Elsa ins Gesicht zu sehen. „Deine Mutter ist dabei umgekommen, und du hast überlebt. Es tut mir leid", sagte ich und schielte zu meiner Cousine.

Ich konnte aus ihrem Gesicht nicht lesen, was sie gerade fühlte. Sie schaute einfach so leer.

„Elsa. Du musst deine Gefühle unter Kontrolle bringen. Auch wenn es hart klingt, du darfst dein wahres Ich nicht zeigen und alles in dir verschließe-"

"Don't let them in, don't let them see
Be the good girl you always have to be...", sang sie leise.

Mein Herz fing an zu rasen, und meine Augen weiteten sich. Es war schon viel zu spät, wir konnten Elsa vor nichts mehr aufhalten.

Und trotzdem fühlte ich mich irgendwie erleichtert.

„Rapunzel?", sprach mich Elsa vorsichtig an. „Ist alles okay, du weinst?", fragte sie mich und legte ihre kühle Hand auf meine Wange. „Du singst so wunderschön, Elsa", sagte ich und legte meine Hand auf ihre.

Ein bezauberndes, leichtes Lächeln legte sich auf ihre Lippen.

„Und dennoch hast du eine schönere Stimme als ich".

𝗆𝖺𝗀𝗂𝖼𝖺𝗅 𝗌𝖼𝗁𝗈𝗈𝗅𝗌 𝖽𝖺𝗒𝗌Where stories live. Discover now