Kapitel 3

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Wir hatten wieder Geschichte bei Mr. Connor und wieder demütigte er mich vor der ganzen Klasse, so wie ich ihn damals beim Nachsitzen demütigte, als er nicht mehr aufstehen konnte und dabei seine Hose zerriss.

"Wenn Sie Ihren Abschluss machen wollen, Miss Hayes, würde ich Ihnen empfehlen mehr zu lernen.", sagte Mr. Connor zu mir, als ich nach der Stunde das Klassenzimmer verlassen wollte.

"Ich weiß, Mr. Connor. Ich werde zukünftig besser sein.", gab ich zurück und er schaute mich mit seinem durchdringenden Blick an.

"Wie Sie meinen."

Ich lief aus dem Raum und knallte mit meinem kleinen Bruder zusammen. Ich war ja schon immer etwas tollpatschig, aber das ging langsam echt zu weit.

"Oh sorry, Amelia. Ich warte auf Mr. Connor. Ist er noch drin?", fragte er mich und ich fragte mich, was er wohl von ihm wollte.

In dem Moment kam er aus dem Klassenzimmer gelaufen und blieb vor uns stehen.

"Mr. Hayes, was wollen Sie?", fragte er Jake, während ich mich von Acker machte. Nicht, dass er nochmal mit Nachhilfe oder so was ankam.

Ich hörte gerade noch, dass Jake ihm seinen Aufsatz gab. Mr. Connor konnte Jake wesentlich besser leiden als mich, aber wenigstens hatte er einen Grund mich zu hassen.

"Wo hast du gesteckt?", fragte mich Ruby, als ich sie endlich eingeholt hatte.

"Mr. Connor wollte noch mit mir reden. Er hat gesagt, ich sollte besser lernen, wenn ich meinen Abschluss haben will.", erklärte ich ihr und wir liefen zusammen zur nächsten Stunde.

Wir hatten jetzt noch fünf Stunden zusammen, bevor wir uns trennen mussten, da wir verschiedene Wahlfächer hatten.

Wir hatten bis zur sechsten Stunde normalen Unterricht, wie zum Beispiel Geschichte, Mathe, Englisch. Dann hatten wir eine Stunde Mittagspause und danach noch zwei Stunden Wahlfach.

Während Ruby eher auf Naturwissenschaften stand, war ich eher die Sportliche von uns beiden und wählte deshalb Sport und Selbstverteidigung und so ein Kram. Ich war, ohne eingebildet zu klingen, wirklich gut, sogar eine der Besten in der Klasse.

"Oh, klasse! Wir haben jetzt Mathe!", freute sich Ruby, woraufhin ich sie ungläubig anstarrte.

"Von welchem Planeten kommst du denn?", erwiderte ich.

Ich war in Mathe noch schlechter als in Geschichte. In Mathe fühlte ich mich immer wie der dümmste Vampir, nein, das dümmste Lebewesen der Welt.

Als es endlich nach der sechsten Stunde klingelte, machte ich mich mit Ruby auf den Weg zu Cafeteria.

Nachdem wir gegessen haben, gingen wir jeweils zur nächsten Stunde.

"Tschüss. Viel Spaß in Sport."

"Danke. Und dir viel Spaß, bei was auch immer heute dran ist."

"Chemie.", sagte sie.

"Dann eben Chemie. Tschüss."

Gemütlich lief ich zum Trainingsplatz und war schon voller Vorfreude. Viel zu lange habe ich keinem mehr in den Arsch getreten. Wurde auch langsam wieder Zeit.

Es waren schon einige da und ich stellte mich einfach zu ihnen.

"Hey Leute."

"Amelia, hey!", erwiderten die anderen und kamen alle auf mich zu, um mich zu umarmen, oder mit mir abzuklatschen, was die Jungs gern taten.

"Und? Freust du dich schon in den Arsch getreten zu werden?", fragte mich Cody, ein sehr guter Kumpel von mir.

"Von dir? Träum weiter. Wohl eher anders rum."

"Du bist ganz schön frech für jemanden, der ein Kopf kleiner ist als ich."

Wir fingen an zu lachen. Wie ich ihn vermisst habe.

"Stellt euch alle in eine Reihe auf!", rief plötzlich Mr. Barnes. Neben ihm stand Isaac. Der war auch wirklich überall.

"So, das hier ist Isaac. Er hat letztes Jahr seinen Abschluss gemacht und hilft dieses Schuljahr euch Selbstverteidigung zu unterrichten.", erklärte uns Mr. Barnes und zeigte dabei auf Isaac.

Also war er doch ein Jahr über mir gewesen, aber zu meiner Verteidigung: wer bleibt schon freiwillig noch ein Jahr in der Schule, wenn man bereits seinen Abschluss hat?

"Geht jetzt bitte in Zweierteams und wiederholt, was wir letztes Jahr alles gelernt haben."

Sofort stand Cody neben mir und hielt mir gentlemanlike die Hand hin.

"Mylady, würden sie mir die Ehre erweisen?"

"Sehr gern, Mylord."

Lachend liefen wir nebeneinander her zu einem freien Platz.

Nach ein paar Minuten merkte ich, wie ich beobachtet wurde. Ich schaute mich um und sah Isaac, der mich dieses Mal nicht hasserfüllt, sondern interessiert musterte.

Ich würde diesen Jungen wohl nie verstehen.

Genau das hatte ich gebraucht. Zwei Stunden lang trainieren. Ich packte meine Sachen zusammen und wollte zurück zum Wohnheim, um zu duschen, da wurde ich nochmal zurück gehalten.

"Amelia, haben Sie eine Minute?", fragte mich Mr. Barnes.

"Ja. Worum geht's?"

Ich ignorierte, dass Isaac auch dabei stand.

"Haben Sie in den Ferien trainiert? Ihre Technik ist gut. Ich überlege, ob Sie in Zukunft mit Isaac trainieren sollten, um sich noch mehr zu verbessern."

Ich war zu geschockt, um darauf zu reagieren. Das wollte ich auf keinen Fall.

"Ach, das ist nicht nötig, Mr. Barnes. Ich lerne auch so schon genug.", erwiderte ich und er zog seine Augenbrauen nach oben.

"Versuchen Sie es doch zumindest. Ich weiß, dieses Jahr habt ihr sehr viel Druck, aber ich denke, in diesem Fach wird das kein Problem für Sie sein. Sie beide trainieren nächste Stunde zusammen."

Ich gab mich geschlagen. Ich konnte vielleicht nach der Stunde sagen, dass es mir nicht so gut gefallen hätte.

"Na gut."

"Sehr schön. Sie können gehen, Amelia."

Mr. Barnes war einer der wenigen Lehrer, die mich mit meinem Vornamen ansprach.

Auf dem Weg zu meinem Zimmer, wurde ich eingeholt und zwar von Isaac.

"Ich kann dich zwar nicht leiden, aber ich muss leider zugeben, dass du echt was drauf hast. Mal sehen, ob du auch gegen mich eine Chance hast."

Mir den Worten lief, nein, rannte er voraus in das Wohnheim.

War das tatsächlich gerade ein Kompliment von Isaac? Naja, gut, fast ein Kompliment.

SchattengeflüsterWhere stories live. Discover now