... ist fehl am Platz

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Wir warten oft auf das große Zusammentreffen

und versäumen die wirklichen Begegnungen.

© Alfred Rademacher

Seto Kaiba feierte keine Feste

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Seto Kaiba feierte keine Feste. Ich konnte mir ihn so nicht vorstellen, wie er zwischen Menschen auf einer Party stand und tanzte und trank und lachte. Kaiba feierte nicht. Er war auf Empfängen und geschäftlichen Zusammenkünften. Wahrscheinlich gratulierte er auch seinem kleinen Bruder zum Geburtstag und so. Aber so richtig feiern?

Der Gedanke war mir vielleicht auch einfach nie gekommen, weil es so absurd war.

Es war mir einfach nie in den Sinn gekommen, mich zu fragen, wie Seto Kaiba, Weihnachten feierte. Ob mit einem großen Baum in seiner Villa. Ob er seinem kleinen Bruder die Geschenke selbst besorgte oder einen Angestellten beauftragte. Ob er mit Mokuba Plätzchen backte oder ob er ihn kaum zu Gesicht bekam, weil er so viel arbeitete.

Ich selbst musste natürlich nicht arbeiten. Wie mein Vater es auf den Punkt brachte, weil ich ein unnützer Faulpelz war, der nur fraß und rumlag und nichts tat.

Eigentlich war ich froh, wenn ich an Weihnachten nicht zu Hause war – und das wusste ich zu vermeiden. Früher hatte ich mich darauf gefreut – wie ein Kind eben. Aber mit den Jahren und mit meinem Vater sah ich die Sache irgendwann ganz nüchtern. Nur meine Freunde machten Weihnachten für mich zu einer Party, die ich genießen konnte. Wir trafen uns bei Yugi, aßen Plätzchen, die wir selbst gemacht hatten und sangen sogar Lieder (Tristan grölte mir ins Ohr, er war eine Niete im Singen).

Ähnlich war es mit Neujahr.

Ehrlich gesagt, hatte ich mir nie Gedanken darum gemacht, wie Kaiba seine Feiern verbrachte – noch weniger hätte ich jemals damit gerechnet, ihn direkt danach zu fragen. Denn es interessierte mich nicht – hatte es nie. Und würde es nie. Mit letzterem sollte ich falsch liegen. Und dafür würde ich Yugi verantwortlich machen, denn es war seine Idee gewesen, auf diese bescheuerte Silvesterfeier zu gehen. Auf eine Silvesterfeier, die von der Schule veranstaltet wurde, ging man nicht. Die waren nur öde und – ich meine, an der Schule. Da ging ich nicht hin, um Neujahr zu feiern, da ging ich höchstens hin, um irgendwann meinen Abschluss zu feiern.

Yugi konnte ich aber nichts abschlagen.

»Unsere Schülervertretung hat sich so Mühe gemacht!«, war eines seiner belanglosen Argumente.

Immerhin war ich dort mit Freunden. Das war das Wichtigste.

Wie Seto Kaiba, Silvester feierte. Genau diese Frage durchzuckte mein Gehirn, als ich sah, wie Kaiba zwischen unseren Mitschülern stand und verloren wirkte, obwohl seine Mimik Bände sprach. Bände wie Komm mir zu nahe und ich lasse dich verschwinden oderSprich mich an und du kommst nie zu Hause an.

Was wir sind | Joey Wheeler & Seto Kaiba [ Yu-Gi-Oh!-Fanfiction ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt