... ist unpünktlich

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Die Liebe ist immer pünktlich da,

die Erfahrung, sie zu schätzen, aber nicht.

© Georgios Tsagkalidis

Seto Kaiba schätzte Pünktlichkeit

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Seto Kaiba schätzte Pünktlichkeit. Das war für ihn einerseits so eine Respektsache, andererseits lag es an seiner Ungeduld. Wer sich verspätete, nahm seine eigene Zeit wichtiger als die von Kaiba oder verschwendete Zeit, in der ein gutes Geschäft hätte abgeschlossen werden können. Seto Kaiba war niemals unpünktlich. Fast.

Die Nachtschwester auf der Intensivstation drückte ihren Rücken durch und senkte ihre Schultern, als sie vor uns stand, wie eine Raubkatze, die ihre Jungen beschützte, und dann ihre Brille zurecht rückte.

»Die Besuchszeiten sind – oh, Herr Kaiba.«

Sofort verbeugte sie sich und strich ihre weiße Uniform glatt, obwohl ich dort keinerlei Falten entdeckte.

»Dann sind Sie der Sohn von Herrn Wheeler, nehme ich an.«

Ihr Blick lag auf mir und ich zog die Schultern hoch. Sie betrachtete mich nur kurz, dann schnellten ihre Augen zurück zu Kaiba, der ihr keinen Moment Aufmerksamkeit zollte. Stattdessen tippte er auf seinem Smartphone herum.

Also brummte ich zustimmend und fragte nach meinem Vater.

»Wenn Sie mir bitte folgen würden.«

Der Gang des Krankenhauses lag wie ausgestorben vor uns, nur die Nachtschwester und wir, als hätten wir uns wie in einem Horrorfilm verirrt. Es fehlte nur noch, dass sie sich eine Axt schnappte und als Psychopathin entpuppte.

Mit jedem Schritt drückte etwas mehr auf meinen Magen und dann waren da diese unsichtbaren Gewichte, die jemand an meine Waden gehängt hatte.

Wir blieben vor einem Zimmer stehen, dessen Tür ich nicht öffnen wollte.

Mein Blick schoss zu Kaiba, doch es war die Krankenschwester, die mich ansprach.

»Hören Sie«, begann sie und strich wieder über ihr faltenfreies Shirt.

Dass sie mich siezte war irgendwie seltsam und passte doch perfekt in diese absurde Situation.

Ich wollte mich übergeben.

»Sagen Sie es mir einfach«, erwiderte ich und wusste, ich klang nicht halb so abgeklärt, wie ich wollte und wollte nicht halb so emotional wirken, wie ich es tat.

Hier lag mein Vater.

Der, der mich nie so akzeptiert hatte, wie ich war. Der, der mich bei jeder Gelegenheit kritisiert hatte.

»Zuerst befürchteten wir, dass er versucht hatte – sich umzubringen.«

Ich atmete tief ein.

Was wir sind | Joey Wheeler & Seto Kaiba [ Yu-Gi-Oh!-Fanfiction ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt