... ist ein Lügner

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Die Wahrheit über Lügen ist die,

daß Lügen meistens

als Wahrheit dargestellt werden.

© Willy Meurer (*1934)

Seto Kaiba wusste, wie er die Wahrheit so auslegte, dass er damit leben konnte

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Seto Kaiba wusste, wie er die Wahrheit so auslegte, dass er damit leben konnte.

Wahrheit war sowieso nichts Objektives. Wahrheit lag im Auge des Betrachters.

Er verdrängte das, was er nicht sehen wollte und betonte das, was ihm passte.

Er war ein Lügner. Aber sind wir das nicht alle?

»Was willst du, Wheeler?«, wiederholte er und baute sich vor mir auf. »Oder hat Frau Mathieu deinen Verstand –«

Ich wollte seine verdammte Krawatte packen und ihn erdrosseln. Und ihn fragen, was das sollte. Warum alles so kompliziert war.

Warum er mich festhielt, wenn alles um mich herum zusammenbrach.

Warum er so nah stand und so weit entfernt war.

»– so wenig du auch dein eigen nennen kannst – völlig in eine graue Masse verwandelt?«

Warum er mich nicht liegen ließ, wenn ich am Boden war.

Warum er mich wegstieß, wenn ich nach ihm griff.

»Es müsste selbst für deine pathetisch kümmerliche Einsicht, ersichtlich sein, dass –«

Warum er mich so ansah. Mit Zorn in den Augen. Kälte und Häme.

»– ein derartig präpubertäres Verhalten in einer Konferenz –«

Kaibas Zorn brannte nicht mit flammender Hitze, er verbrannte einen durch Kälte und hinterließ das Gefühl von Minderwertigkeit. Distanz.

»Tu das nicht«, knurrte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.

Warum er so widersprüchlich war.

»Was?«, fuhr er mich an, fuhr sich durchs Haar, als könnte er nicht fassen, dass ich es wagte zu sprechen.

Ich wollte ihn wegstoßen und zu mir ziehen oder ihn nie wieder sehen – und nie wieder loslassen.

»Du behandelst mich wieder wie einen Angestellten, Geldsack«, polterte ich.

»Du bist ein Angestellter!«, spie er mir vor die Füße. »Benimm dich wie einer!«

Ich wollte ihn schütteln und mich an ihn lehnen. Ihn wegstoßen und zu mir ziehen. Weit weg und ganz nah.

Er stand nur eine Armlänge von mir entfernt, die Arme verkreuzt, und schaute auf mich herab.

»Warum?«, presste ich zwischen meinen Zähnen hervor. »Warum? Und warum willst du wissen, was ich will, Kaiba? Warum ist dir das nicht einfach scheiß egal?«

Was wir sind | Joey Wheeler & Seto Kaiba [ Yu-Gi-Oh!-Fanfiction ]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt