Kapitel 14: Das Schicksal einer Welt

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Sie waren inzwischen ein ganzes Stück vom Ufer entfernt. Die Küste war nur noch schemenhaft zu erkennen. Draußen auf dem Meer war der Wind um einiges stärker. Tobi war bisher noch nie so weit draußen auf dem Meer gefahren, diese starken Winde war er nicht gewohnt. Hektisch versuchte er die Segel aus dem Wind zu lenken, aber die Wellen waren inzwischen so stark, dass er das Ruder kaum noch bewegen konnte. Als Tim das sah kam er zurück auf das Boot und versuchte mit ihm gemeinsam gegen die Steuerung zu drücken. Durch die Gewichtsverlagerung bekam das kleine Boot erneut Schlagseite und das Gefährt drohte umzukippen. Stegi versuchte mit seinem Gewicht gegen zu lenken und hängte sich weitest möglich über die Kante. Die beiden anderen versuchten verzweifelt das Ruder umzudrehen. Schließlich schafften sie es mit aller Kraft. Sie drehten sich, der Mast schwenkte um, direkt auf Stegi zu. Tim erkannte es rechtzeitig und zog seinen Freund am T-shirt zurück auf das Boot und in Sicherheit.

Zitternd blickte Stegi zu einem Retter hinauf. Das war knapp gewesen. Er rappelte sich schwankend auf, vernahm dann aber einen Knall, gefolgt von einem unterdrückten Schrei und einem lauten Platschen.

Tim war nicht mehr da.

Der Mast war gegen seinen Kopf geknallt und er war kopfüber ins Wasser gefallen.

Stegi zögerte keine Sekunde und sprang hinterher.

Schwärze umgab ihn.

Er konnte Tim sogar noch schwach erkennen, wenn er es sich nicht einbildete. Er war kein wirklich schlechter Schwimmer doch die Strömung war stark und das Wasser eiskalt.

Nichts von der Sonne am Strand war mehr zu spüren. Hektisch versuchte er nach unten zu kommen. Wie konnte sein Freund nur so schnell sinken? Er kam nicht ansatzweise hinterher und wurde immer panischer. Würde er es überhaupt wieder zurück schaffen? Es fühlte sich an wie ein Kampf. Ein Kampf gegen Mächte die stärker waren, als er selbst. Die Silhouette von Tim wurde schwächer, bis sie nicht mehr zu erkennen war. Stegi hatte Angst, Angst um seinen Freund. Er konnte seine Position nur noch vermuten. Er hatte nur einen Gedanken im Kopf:

~ Ich muss Tim erreichen! Lass mich nicht zurück! ~

Tobi hatte in der Zwischenzeit das Boot wieder einigermaßen stabilisiert. Er blickte sich um. Wo waren die Anderen hin? Er hatte nur gemerkt wie Tim neben ihm aufgesprungen war, ein Knall und dann zwei Platscher im Wasser. Naja so viele Möglichkeiten gab es da nicht.

Er wusste, dass es irrsinnig war jetzt noch hinterher zu springen und ohne das Boot wären sie verloren. Zurückschwimmen kam bei den Wellen so weit draußen nicht in Frage. Was sollte er nur tun?

Ihm blieb nichts anderes übrig als auf seine Freunde zu warten und zu hoffen. Für viel mehr war in seinem Kopf gerade auch kein Platz mehr. Er spürte wie etwas seine Wangen herunter lief, unwirsch wischte er sich das Wasser aus dem Gesicht. Hier war aber auch alles nass.

Plötzlich kam das Boot ins Schaukeln, die See wurde wieder unruhig. Nicht jetzt! Die Wellen begannen sich unnatürlich zusammenzuschlagen und direkt neben dem Boot schien sich die Wasseroberfläche zu wölben. Riesige Wassermassen schwappten über. Tobi konnte das kleine Gefährt nicht mehr halten. Wassertropfen regneten auf ihn herab wie ein Platzregen. Die ganze Konstruktion begann umzukippen.

Doch dann wurde es auf einmal unnatürlich stabil. Der Mast war wieder gerade gerichtet und es schaukelte nicht mehr. Wäre er nicht auf dem offenen Meer gewesen, er hätte geglaubt er sei auf Grund gelaufen.

Er sah in die Richtung, aus der er die Fontäne gesehen hatte. Zwischen den ganzen Wasserschwallen sah er etwas Helles durchblitzen.

"TOBI, DU MUSST TIM RETTEN! BITTE!!!"

Er spürte wie ein Ruck durch das Boot ging und er sah etwas Großes, das von oben auf ihn herab sank. Was? Wer hatte da seinen Namen gerufen? Seine ganze Sicht war verschwommen. Er war kurz davor in Ohnmacht zu fallen. Langsam drehte er sich zurück zu dem was er vorhin gesehen hatte und blickte auf einmal in zwei riesige, flehende, blau-grüne Augen.

"Tobi, bitte komm zu dir! Tim, er atmet nicht mehr! Du musst ihn reanimieren! Schnell!"

Tobi? Tim? Reanimieren? Er sah verschwommen, dass vor ihm auf dem Holz des Bootes etwas lag. Er erkannte seinen Freund Tim wieder und konnte endlich wieder einen klaren Gedanken fassen. Er blendete alles andere aus, eilte schnell zu ihm hin und begann mit der ersten Hilfe. Das Boot war in der Zeit so befremdlich still, wurden sie etwa festgehalten? Hinter sich hörte er nur ein Flehen und Bitten, dass mit so viel Anspannung gefüllt war. Man könnte meinen das Schicksal der Welt stünde auf dem Spiel. Vielleicht tat es das auch in diesem Moment, das einer ganz eigenen Welt.

Große Gefühle für ein kleines Herz - StexpertDonde viven las historias. Descúbrelo ahora