20|Jede Verletzung hinterlässt Narben

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Josis Sicht
Ich drücke Carlo ein wenig von mir weg und sehe zu ihm hoch in seine braunen Augen.
Er lächelt mir endgegen und diesesmal lächle auch ich.
Ich finde keine Veränderung an ihm.
Außer das er sein Lächeln wiedergefunden hat.
Doch genau dieses Lächeln habe ich die letzten zwei Jahre vermisst.
Ihr könnt euch gar nicht vorstellen wie furchtbar es war ohne seinen besten Freund auskommen zu müssen.
Ohne Carlo sein zu müssen.
Als ich bei meiner Tante war habe ich nämlich gemerkt, dass ich nur ihm meine Geheimnisse anvertraut hatte.
Das nur er mir das Gefühl der Geborgenheit gab.
Das Gefühl welches ich genau in diesem Moment wieder fühle.
"Ich habe dich vermisst", murmle ich leise und nehme ihm die Maske vom Gesicht hinunter.
"Ich habe dich auch vermisst"
"Ist viel passiert"
Er nickt und fährt sich durch die Haare.
"Du bist jetzt Der Teufel"
Ich schmunzle leicht "Und du bist Cro"
"Verrückte Welt nicht?"
"Das kannst du laut sagen"
Carlo holt tief Luft und fängt dann an zu schreien "Verrückte Welt"
Mir entfällt ein Lachen.
Dieser Spinner.
"Du lachst"
Ich nicke "Wie schon gesagt es ist viel passiert"
"Und das musst du mir jetzt alles erzählen"
Er setzt sich auf einen Stuhl und zieht mich auf seinen Schoß.
Seine Nähe tut so gut.
Doch ich möchte jetzt nicht reden.
"Fang du an"
Das lässt er sich nicht zwei mal sagen
"Markus ist jetzt mein DJ und zusammen wohnen wir in einer kleinen Wohnung...sie ist ziemlich klein aber sie ist alles was wir brauchen. Ich bin jetzt Cro und habe ein paar Fans und jetzt du"
Ziemlich kurze Zusammenfassung von den letzten Zwei Jahren.
"Ich habe zu niemand von unserer alten Klasse mehr Kontakt"
Carlo räuspert sich und deutet auf sich.
"Außer zu Carlo Waibel"
Zufrieden über diese Worte lässt er mich fortfahren.
"Ich habe eine Internetseite eröffnet, die nicht gerade unbekannt ist"
"Das kannst du laut sagen, ich hatte vor diesem Interview echt schiss"
"Darf ich vortfahren?", frage ich Lächelnd.
Carlo nickt und sieht mich interessiert an. So falsch interessiert, wie sonst nur in der Schule.
"Der Teufel ist das was von mir übrig gebliebenen ist"
Er runzelt die Stirn.
"Ich meine er ist die fiese Seite an mir"
Er nickt. Versteht mich dieses Spazenhiern aber wirklich?
"Zurzeit bin ich Arbeitslos...und ohne zuhause"
Verwundert blickt er mich an.
"Was?"
"Ich bin ein Penner ohne Zuhause", wiederhole ich.
Seine Augen werden größer "Arbeitslos?... Du bist doch der Teufel"
Mit einem traurigen Blick starre ich ihn an "Wenn dieses Geld, doch nur reichen würde"
Zaghaft schlingt er seine Arme um meinen Bauch und drückt seinen Kopf an meinen Rücken.
Lange verharrt er in dieser Position.
Ich bewege mich nicht von ihm weg.
Vor zwei Jahren wäre ich zu 100% gegangen.
Doch diese Geborgenheit, die er an sich hat, lässt mich bleiben.
"Wo schläfst du heute?"
Meine Stimmen ist zaghaft. Die Situation ist mir peinlich "Ich geh zu Florian"
Carlos Griff wird lockerer. "Was für ein Florian?"
"Er hat mich nach einer Partynacht aufgesammelt, echt ganz korrekt der Typ."
Er nickt und lässt mich los. Überrascht stehe ich auf und drehe mich zu ihm um.
Nun steht auch Carlo auf und geht einen Schritt nächer auf mich zu.
"Du kannst auch bei mir und Markus pennen"
Unentschlossen sehe ich ihn an "Ich wäre nur eine Last für dich"
Vorsichtig nimmt er meinen Arm zu sich hoch und streicht den Ärmel nach hinten.
Seine Mine verzieht sich nicht, als er den Verband entdeckt.
"Dieser Florian kann dir nicht helfen"
Langsam atme ich aus.
"Woher wusstest du das?"
Er streicht mir eine Sträne hinters Ohr "Da war dieser Blick"
Ich gehe einen Schritt nach hinten.
Carlo macht es mir nach.
Nun sind wir so weit von einander entfernt.
Langsam streife ich meinen Ärmel wieder nach vorne.
"Warum hast du wieder angefangen?"
Ich schlucke "Meine Tante ist gestorben, ich habe meinen Job verloren und das Haus ist abgebrannt"
Seine Augen wirken verwundert "Lass mich raten, du hast den ersten Schnitt bei dem Tod von deiner Tante getan"
Ich schüttle meinen Kopf, senke ihn und lächle "Es waren drei Schnitte"
Aufeinmal ist es wieder wie früher. Alles fühlt sich so gleich an.
Diese Distanz und dieser finstere Blick.
"Ich werde dir helfen"
Er kommt wieder auf mich zu.
Meine Kniee zittern "kannst du das?"
"Ich werde es versuchen"

Fremde [CroFf]Where stories live. Discover now