Kapitel 2

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Immernoch müde quälte sich Nicolaus an diesem Morgen aus dem Bett nachdem sein Wecker schon zu gefühlt 50ten Mal geklingelt hatte. Wenn es etwas gab das er hasste, dann früh aufzustehen. Was meistens auch dazu führte das er total verschlief und erst kurz vor knapp das Haus verließ.

Aber um ehrlich zu sein war ihm das ganz recht, denn so bemerkte er die Stille, die zu dieser Zeit in dem Haus herrschte nicht. Am Wochenende war das was anderes. Zu dieser Zeit wurde das Haus schon längst von Stimmen erfüllt. Seine Eltern, die zusammen aßen, seine Schwester die ihn nur zu gerne weckte.

Nick liebte seine Familie. Für ihn als Familienmensch war es einfach schlimm, die Familie so selten zu sehen. Er lebte seit einem Jahr mit seiner Mutter alleine. Seine Eltern waren nicht getrennt, lebten aber so.

Sein Vater hatte ein Jobangebot bekommen das er nicht abschlagen konnte und die Familie entschied, dass es so am besten war. Nick konnte an seiner Schule bleiben, seine Mutter ihren Job behalten und seine Schwester konnte auf die Ballettschule gehen von der sie schon so lange erzählte.

Eigentlich war alles gut, sie sahen sich ja schließlich an den Wochenenden und in den Ferien, aber er mochte es nicht. Nur gab es blöderweise auch nicht viel mit dem er sich ablenken könnte. Er hatte keine erachtlichen Hobbys oder Talente was dazu führte das er sich meistens langweilte.

Er liebte es sich mit Freunden zu treffen, einfach was zu tun zu haben. An sich war er eher ein schüchterner Typ, jedenfalls vor Leuten die er nicht kannte, jedoch nicht um Worte verlegen wenn es darauf ankam, was es ihm manchmal ziemlich schwer machte.

Um seine Aussehen machte er sich keine Gedanken. Seine Haare ließ er einfach so wie sie waren. Sie saßen fast immer. Sie sahen zwar nicht gut auf, fand er, - wäre ja auch zu schön - aber sie störten ihn nicht und das war wichtig.

Den Großteil des Tages sah er deswegen auch aus als wäre er gerade erst aufgestanden. War ihm aber auch egal. Es gab niemanden den er beeindrucken wollte. Die wenigsten in der Schule kannten ihn. Er zählte nicht gerade zu den Beliebten, über ihn gab es keine Geschichten, er hielt sich aus allem raus, versuchte so unauffällig wie möglich zu bleiben, was ihm auch meist gelang.

Er machte keinen Sport und gehörte auch zu keiner Mannschaft. Ihn strengte es ja schon an Treppen zu laufen. Er bevorzugte es irgendwo gemütlich zu sitzen oder zu liegen. Warum er davon noch nicht angesetzt hatte war ihm ein Rätsel. Er vermutete das er zu den wenigen Glücklichen gehörte die so viel essen können wie sie wollen ohne dick zu werden.

Und essen tat er genug. Er liebte Essen. Wie oft hat er seine Mutter schon um ein Minikühlschrank für sein Zimmer angebettelt, damit er zum Essen holen nicht mehr aufstehen musste. Bloß blieb dieser Wunsch leider unerfüllt.

Er war nicht gerade der Größte, zwar auch kein Zwerg, aber manchmal hatte er schon Probleme an Sachen heranzukommen die weit oben waren. Und das nervte ihn. Vor allem dann, wenn große Menschen der Meinung waren ihm helfen zu müssen.

Um erhrlich zu sein nervte es ihn nicht immer. Ab und an führte er sich gerne wie ein Kleinkind auf. Sein Caharkter war komplexer als der, der meisten seiner Mitschüler. Manchmal war er aufgedreht, dann wieder ruhig und gelassen, manchmal freundlich, dann wieder von allem genervt und gemein. Dann gab es wieder die Zeiten in denen er sich viel schämte und extrem schüchtern war.

Seine Schüchternheit kam daher, dass er oft Angst hatte etwas falsches zu sagen. Generell steckte er viel für Andere zurück. Sein Glück stellte er dabei hinten an. Wenn es ihm nicht gut ging oder er Probleme hatte, redete er nie darüber. Es ist nicht so das er Angst vor seinen Gefühlen hat, er setzt sich nur nicht gerne damit auseinander.

Wenn seine Freunde ihn beschreiben müssten, dann wahrscheinlich mit liebenswürdig. Denn das war er. Jedenfalls meistens.

Wie immer, war er auch am ersten Schultag zu spät dran. Nicht so wie immer, sondern so, dass er seinen Bus nicht mehr schaffte und zur Schule laufen musste. Der Tag konnte seiner Meinung nach nur schlecht werden.

Als er nach 40 minütigen Fußmarsch endlich in der Schule ankam, hatte die Stunde schon längst begonnen. Das Ganze führte dazu, dass er unter den Blicken all seiner Mitschüler zu seinem Platz gehen musste. Nur das der Platz auf dem er letztes Jahr saß schon besetzt war und der einzige Freie neben einem Typen, der, wenn er sich nicht irrte, aus der Hockeymannschaft war.

Seine Laune war nun entgültig auf ihrem Tiefpunkt angekommen. Nachdem er sich versichert hatte das es für den Jungen ok ist wenn er neben ihm sitzt, packte er schnell seine Sachen aus, setzte sich und hörte dem Lehrer zu. Aus dem Augenwinkel beobachtete er seine neuen Mitschüler. Bis jetzt hatte er noch gar keine Zeit um zu bemerken das er nicht im selben Stammkurs war wie sein bester Freund.

Aber jetzt tat er es und er war nicht glücklich darüber. Jetzt war er ganz allein, noch eine Sache die er hasste. Die letzten Minuten verbrachte er damit, sich Gedanken zu machen wie er dieses Schuljahr überstehen sollte. Das Klingeln brachte ihn dazu den anderen Schülern aus dem Raum zu folgen und sich auf den Weg zu seiner nächsten Stunde zu machen.

So schnell wie möglich setzte er sich auf einen freien Platz. Während er seine Sachen auspackte beobachtete er unauffällig die Leute die noch reinkamen. Seine Bankreihe füllte sich, doch er schenkte dem wenig Beachtung. Dafür war er einfach noch zu müde.

Nur nebenbei hörte er was die Lehrerin über den Physikunterricht dieses Jahres sagte. Er bemerkte erst gar nicht das es geklingelt hat, wahrscheinlich war er müder als gedacht und sah die meisten schon den Raum verlassen.

Er ließ die Leute aus den Reihen hinter ihm vor, bis alle weg waren. Dachte er zumindest, doch er bemerkte den großen Jungen aus der Reihe hinter ihm nicht. Sein Blick war stur auf den Boden gerichtet und hätte er nicht im letzten Moment das Parr Schuhe gesehen wäre er in ihn reingelaufen. So konnte er noch rechtzeitig stehen bleiben bevor es peinlich wurde.

Der Junge ging an ihm vorbei, ohne etwas zu sagen. Ein Entschuldigung wäre wohl zu viel verlangt gewesen. Nicolaus verstand diese Leute einfach nicht. Nur weil sie beliebt waren hatten sie doch kein Recht sich so zu benehmen als wären sie etwas besseres.

Wieder Mal verstärkte sich sein Unbehagen in dessen Nähe. Im Gehen betrachtete er seine Statur und kam nicht umhin zu sagen das er wirklich gut gebaut war. Doch trotzdem blieb dieses Gefühl das Tegan ihn einschüchterte.

Nur ein Kuss ~ boyxboyWhere stories live. Discover now