Kapitel 41

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"Danke, dass ich vorbeikommen konnte." sagte Ben gleich als erstes, nachdem Ty ihm die Tür geöffnet hatte. Das war das erste Mal, dass sie sich außerhalb des Cafes trafen. Irgendwie war es Ty unangenehm, doch er wollte nichts sagen.

"Kein Problem." versuchte er das Thema fallen lassen, weil er nicht wollte, dass Ben so ein Aufriss deshalb machte. Er bot ihm lediglich einen Platz zum Schlafen an. Was war also dabei?

"Doch. Ich will dich eigentlich nicht so belästigen, aber ich musste mal raus und.." Entschuldigend lächelte Ben ihn an. Er wusste, dass Ty ihn rausschmeißen würde, wenn er den Grund für sein Auftauchen kannte.

Aber das wollte er ihm nicht sagen. Es würde ihre Freundschaft wahrscheinlich kaputt machen und das wollte er nicht. Falls man das, was sie hatten, als Freundschaft bezeichnen konnte.

"Ich hab noch Hausaufgaben. Wäre es ok, dich irgendwie selber zu beschäftigen?" Tegan hoffte, er klang nicht so, als hätte er keinen Bock auf ihn. Denn so war es nicht. Er hatte lediglich Angst, dass er mit ihm schlafen würde.

Immerhin sah er wirklich gut aus. Sie waren alleine und hatten schon was. Es kostete Tegan wirklich Überwindung. "Ich hab Netflix. Du kannst was schauen, wenn du willst." Das Angebot nahm Ben gerne an. Er brauchte Ablenkung.

Mit dem Laptop legte er sich auf das Bett seines Gastgebers und begann mit Kopfhörern Rick und Morty zu schauen. Er war so in die Sendung vertieft, dass er gar nicht merkte, wie es immer später wurde.

Das fiel ihm erst auf, als er Tegan's frustriertes Stöhnen hinter sich hörte. Neugierig drehte er sich um. Er saß immernoch am Schreibtisch und schaute frustriert auf irgendein Blatt.

Möglichst leise ging Ben an ihn heran und schaute über seine Schulter. "Was ist so schlimm, hm?" fragte er und stützte sich dann mit den Armen links und rechts von ihm ab. Erschrocken fuhr Ty herum, jedenfalls soweit es ihm zwischen Ben's Armen möglich war.

"Einfach alles. Ich hab keine Lust mehr." Damit lies er seinen Kopf auf die Tischplatte sinken. Das nächste was Ty spührte, waren kleine Küsse, die auf seinem Nacken verteilt wurden. Augenblicklich entspannte er sich.

"Eine Pause würde dir gut tun." entschied Ben und drehte Ty zu sich rum, sodass sie sich ansahen. "Und etwas Ablenkung auch." Wie diese Ablenkung aussehen sollte, konnte Ty sich gut vorstellen, als Ben ihn küsste.

Seine Hände verschränkten sich hinter Ben's Nacken und zogen ihn gleichzeitig näher. Sie küssten sich, doch es blieb dabei, bis Ty sich vorsichtig löste. "Ben, ich denke-" Er unterbrach sich selber.

Wie sollte er das sagen? Oder besser gesagt; warum wollte er überhaupt etwas sagen? "Es gibt jemand." sagte Ben mit einem Lachen. Überrascht starrte Ty ihn an. "Nein, also nicht wirklich.." versuchte er sich zu erklären, doch versagte.

Es gab schließlich niemanden, mit dem er etwas festes hatte. Alles, was er hatte, war unverbindlich und so wollte er es eigentlich auch beibehalten. "Fühlst du etwas, wenn wir uns küssen?" fragte Ben aus dem Blauen heraus.

Zaghaft schüttelte Ty den Kopf. Er fühlte sich mies soetwas zuzugeben. Nicht, dass Ben schlecht war, er wusste sogar sehr gut, was er tat. Doch wenn sie sich küssten, war dabei nicht das Herzschlagen und Bauchkribbeln, welches er kennengelernt hatte.

"Ich auch nicht. Also was ist dabei?" Genau das war der Punkt. Es war nichts dabei. Sie könnten jetzt auf der Stelle miteinander schlafen und er würde nichts falsch daran sein.

Ben hatte sich mittlerweile aufs Bett gesetzt und schaute erwartungsvoll zu Ty. "Von mir aus kannst du die Nacht auch an deinem Schreibtisch verbringen, ich hab das Bett eh lieber für mich alleine."

Mit einem neckenden Grinsen zog sich Ben bis auf die Boxer aus und kroch dann unter die Bettdecke. "Es ist schon nach Mitternacht und du musst morgen in die Schule. Ich würde dir empfehlen zu schlafen."

Erschrocken schaute Ty auf die Uhr und sellte fest, dass es tatsächlich schon ziemlich spät war. Vor lauter Arbeit hatte er das nicht mal bemerkt.

Die Hausaufgaben die er jetzt noch nicht gemacht hatte, würde er sicherlich auch nicht mehr machen, also entschied er sich ins Bett zu gehen.

Nachdem er Zähnegeputzt und sich ebenfalls seiner Kleidung entledigt hatte, legte er sich zu Ben ins Bett. "Warum bist du eigentlich wirklich hier?" fragte er in die Stille hinein.

Es dauerte einige Minuten, bis eine Antwort kam. "Ich hatte Streit mit meinem Freund."

'Mit seinem Freund?' wiederholte sich immer und immer wieder in Ty's Kopf. Ben hatte einen Freund? Das hatte er nicht erwartet. Ganz und gar nicht.

"Ich helfe dir also deinen Freund zu betrügen?" fragte er, als er sich wieder etwas beruhigt hatte. An sich hielt Tegan nicht viel von Dingen wie Monogamie, aber wenn man eine Beziehung führt, sollte man sie schon ernst nehmen.

"Ich betrüge ihn nicht." Ben klang ehrlich beleidigt durch Ty's Frage. "Wie das denn? Ich meine, wie ist das, was wir tun, nicht deinen Freund betrügen, von dem ich nebenbei bemerkt nicht mal wusste." hakte Ty nach.

Genervt atmete Ben aus, bevor er sich zum wiederholtesten Mal erklärte. Niemand verstand ihn oder seine Beziehung. Das musste auch niemand, aber er hasste es, dafür verurteilt zu werden. "Es sind keine Gefühle im Spiel und es bedeutet mir auch nichts, also ist es für ihn ok."

Ben's Gedanken schweiften zu seinem Freund, als er weitersprach. "Ich liebe ihn. Aber das sieht niemand. Nicht mal er selbst und das ist meine Schuld. Weißt du was das schlimme daran ist?"

Tegan schüttelte den Kopf. "Wenn ich nichts daran ändere, werde ich ihn verlieren. Aber ich habe gleichzeitig auch zu viel Angst all das zu verlieren." Er gestikulierte auf sie beide.

"Dabei ist er der, den ich will und ich verhalte mich wie der größte Arsch ihm gegenüber. Aber ich kann dieses ganze verbindliche Zeug einfach nicht." Es raschelte, als Ty seine Hand unter der Bettdecke zu Ben's bewegte. Er wollte ihm zeigen, dass er mit ihm fühlte.

"Ich will nicht verletzt werden. Das verstehst du sicherlich." Und damit hatte Ben all das ausgesprochen, was Tegan sich nicht zu sagen traute. Solange er mit anderen schlief, konnte er seine Gefühle unterdrücken.

Er wollte sich nicht in Nick verlieben und dann verlassen werden. Gefühle konnten weh tun und Tegan war der Meinung, dass der Schmerz, den sie verursachen, die schönen Momente nicht wert war.

Nur ein Kuss ~ boyxboyWhere stories live. Discover now