Kapitel 44

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Ty: Soll ich dich abholen?

Schrieb Ty Nick gleich am nächsten Morgen. Er hatte gesagt, er würde ihm damit helfen und er hielt sein Wort. Er war nicht sicher, wie Nick darauf reagieren würde, denn immerhin würden die Leute, die dem Gerücht Glauben schenken, dadurch nur in ihrer Meinung bestätigt werden.

Er konnte sich schon vorstellen; wie alle zu reden anfangen, sobald sie aus seinem Auto steigen. Andererseits wäre es aber auch besser, wenn Nick jemanden an seiner Seite hätte, falls es zu schlimm sein sollte.

Oder Ty sah nur alles zu dramatisch. Vielleicht würde niemand darauf achten und es wäre allen egal.

Nick: Nein brauchst du nicht, aber danke.

Irgendwie enttäuscht nahm Ty seinen Rucksack und verließ das Haus. Er hätte Nick gerne gesehen, jetzt musste das eben bis in der Schule warten.

An der Bushaltestelle traf er einen seiner Teamkameraden mit dem er in ein Gespräch über das anstehende Hockeyspiel verfiel.

Nick hingegen wartete ein Stück außerhalb des Schulgeländes auf Dan, damit er nicht alleine gehen musste. Er war so nervös wie nicht mal vor seinem ersten Schultag. Die ganze Zeit versuchte er, sich irgendwie zu beruhigen.

Was könnte schlimmsten Falls passieren? Man könnte ihn anders behandeln, beleidigen oder zusammenschlagen. Aber Nick war sicher, dass Jack keine Beleidigungen oder tätliche Angriffe auf ihn zulassen würde.

Dieses Wissen beruhigte ihn etwas, stoppte aber nicht, dass er sich die ganze Zeit nervös umsah, aus Angst jemanden zu treffen.

Ty: Du schaffst das heute. :)

Mit einem Lächeln schaute Nick auf sein Handy. Seit wann war Tegan so süß? Und warum kribbelte sein Bauch wegen dieser Nachricht so ekelhaft?

Nick: Hoffe ich mal :D

Er gab sich alle Mühe nicht so niedergeschlagen zu klingen, wie er sich fühlte.

Ty: Was hälst du davon, wenn ich dich nach meinem Training abhole und wir was zusammen machen? Ich hab noch ein paar Dinge für meinen Geburtstag zu erledigen, bei denen ich Hilfe bräuchte.

Geschockt las Nick die Nachricht erneut. Wie konnte er nicht daran denken, dass Tegan am Wochenende Geburtstag hatte? Automatisch fühlte er sich noch schlechter. Immer ging es nur um ihn und sein Drama, dabei hatte er alles andere vergessen.

Er hatte ja nichtmal eine Ahnung, was er ihm schenken sollte. Aber er wollte auch nicht nachfragen, das würde so wirken, als kennt er Ty überhaupt nicht. Wenn er genauer darüber nachdachte, stimmte es irgendwie auch.

Was wusste er schon groß über ihn?

"Hey, musstest du lange warten?" unterbrach Dan seine Gedanken. Erschrocken sah Nick auf, da er ihn nicht kommen gehört hat. "Geht." antwortete er knapp und folgte Dan in die Schule. Bevor der Unterricht anfing schrieb er Tegan noch schnell, dass er sehr viel davon hält.

"Und wie war dein Tag?" fragte Tegan als erstes, als Nick ihm die Tür öffnete. Mit einem: "Ging" als Antwort zog er Tegan, der darüber sehr überrascht war, in eine Umarmung. Nick hatte diese Nähe gefehlt.

Außerdem hoffte er so, nicht über seinen Tag reden zu müssen. Auch wenn es insgesamt nicht so schlimm war, wie gedacht, hat er doch ein paar schiefe Blicke bekommen. Dafür, dass seine Mitschüler ihn sonst immer ignorierten, war es schon anders.

Seinen Kopf lehnte er an Tegan's Brust und seine Arme hatte er um dessen Taillie geschlungen. "Hab ich irgendwas gemacht?" fragte Ty verwundert, zog den Kleineren aber trotzdem noch näher an sich.

Immerhin war es Mitte Januar und Ty begrüßte die zusätzliche Körperwärme sehr. "Nein" nuschelte Nick an seinem Pullover. "Ich freu mich einfach nur, dich zu sehen."

Misstrauisch schaute Ty ihn an. Es freute ihn zwar diese Worte zu hören, aber sie klangen überhaupt nicht nach Nick. Irgendwas war mit ihm los, da war er sicher. "Wollen wir los?" Wiederwillig löste Nick die Umarmung nach dieser Frage und folgte ihm zum Auto.

Der Weg bis in die Stadt verlief in angenehmen Schweigen. Erst als sie anhielten, entschied sich Nick zu fragen, was sie eigentlich brauchen.

"Größtenteils Sachen zum Aufräumen für Samstag und ich wollte noch die Boxen für die Musikanlage und vielleicht etwas Deko abholen." Mit einem Schulterzucken schloss Ty das Auto ab und ging dann zum ersten Laden.

"Mit 'zum Aufräumen für Samstag' meinst du, dass du an deinem Geburtstag aufräumen musst?" ungläubig blinzelte Nick den Größeren an. An seinen Geburtstagen musste er nie etwas machen, außer Geschenke öffnen.

"Ja Nick das meine ich. Könntest du deinen süßen Arsch jetzt bitte in den Laden bewegen? Mir wird kalt." Nicks Wangen wurden bei dieser Aussage sofort etwas röter. Er mochte diese 'Komplimente' irgendwie, obwohl er nicht damit umgehen konnte.

Ungeschickt stolperte von Laden zu Laden, bis sie schließlich alles hatten. Nach ihrer kleinen Einkaufstour fühlte sich Nick schon viel besser.

Gerade als er die Plastikbecker in der Küche unterbrachte, weil Tegan mit seinem Vater die Musikanlage aus dem Auto herausmanöverierte, kam ihm die Idee, dass er seine Eltern fragen könnte, was er sich wünscht.

So hätte er auf jeden Fall ein Geschenk, das persönlich ist und wirkt, als würde er ihn kennen. Passend zu diesem Gedanken betrat Ty's Mutter die Küche, ebenfalls mit Tüten beladen.

"Soll ich Ihnen was abnehmen?" bot Nick an, da es aussah, als würden ihr die Tüten jeden Moment herunterfallen. "Ja bitte." brachte sie hervor, bevor ihr die Last abgenommen wurde. "Danke."

Mit einem Lächeln schaute sie ihn an, aber er konnte nicht sagen, ob es ernst gemeint war. "Wollen wir schon mal mit dem Umräumen anfangen?" Nick nickte darauf. Ihm war es ein Rätsel, wie Eltern ihrem Kind erlauben konnten, eine Party in ihrem Haus zu veranstalten.

Vor allem, wenn das Kind Tegan war. Anscheinend waren seine Eltern da aber einfach anders. Oder es lag daran, dass sie sich auf ein freies Wochenende freuten.

"Ich hätte mal eine Frage." begann Nick ein Gespräch, während sie alle wertvollen Glasgegenstände in Zeitung einpackten. "Worum geht es denn?" interessiert schaute Ty's Mutter zu ihm.

Sie war Nick wirklich sympathisch. Seine eigene Mutter sah er nicht viel, deswegen war es eine schöne Abwechslung mit der von Tegan zu reden.

"Ich habe nicht wirklich Ahnung davon, was Tegan sich zum Geburtstag wünscht, aber ich will ihm auch nicht einfach irgendwas schenken." Der Blick auf dem Gesicht seiner Gesprächspartnerin sah eher verwirrt aus.

Aus Angst sie könnte denken, dass er etwas besonderes schenken will, weil er mehr für ihn ist, als ein Freund, sprach er weiter.

"Weil er mir sehr geholfen hat in letzter Zeit, wissen Sie. Ich habe gerade ein paar familiäre Probleme und er hat mir immer zugehört. Jedenfalls möchte ich ihm gerne etwas zurückgeben."

Verlegen kratzte er sich am Hinterkopf. "ich weiß eben nur nich was." Auf einmal hörten sie es von draußen fluchen. Alamiert rannten sie nach draußen, wo sich ein zugegebenermaßen lustiges Bild bot.

Eine der Boxen lag auf dem Fuß von Tegan's Vater, während Ty sie notdürftig an der anderen Seite festhielt. Schnell rannten die beiden zu Mark und hoben die Box von seinem Fuß und zurück ins Auto.

"Wie habt ihr das denn wieder angestellt?" fragte Frau Laney mit verschränkten Armen. Stillschweigend schaute der Rest der Familie sie an, bevor sie mit Mark nach drinne ging, um seinen Fuß zu kühlen.

"Ich würde sagen das mit der Anlage verschiebt ihr auf später." schlug Nick mit einem Schmunzeln vor. Kopfschüttelnd legte Ty seinen Arm um Nick und ging ebenfalls mit ihm nach drinne.

Zusammen räumten sie die Wohnstube fertig aus und um, bis sie zum Essen gerufen wurde. "Kannst du mir noch kurz helfen Nick?" fragte Frau Laney und deutete ihm, zu ihr zu kommen. Als er neben ihr stand, beugte sie sich zu ihm und sagte leise:

"Disneyland. Tegan wollte als kleines Kind unbedingt nach Disneyland. Was hälst du davon, dir eine Karte zu kaufen und wir schenken ihm eine und ihr geht zusammen hin?"

Nur ein Kuss ~ boyxboyWhere stories live. Discover now