Teil 6

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Teil 6

Ever

Nando saß auf dem Sofa und sah sich eine Zeichentricksendung an. Ich saß im Sessel auf Damian's Schoß und massierte mit meinen Fingern vorsichtig seinen Nacken. Er hatte die Arme fest um meine Taille geschlungen, als würde er mich nie wieder loslassen. Um ehrlich zu sein wünschte ich mir das auch.

Nando wurde heute morgen vom Krankenhaus entlassen. Die Ärzte haben gesagt, er könne weiterhin zu hause bleiben, jedoch darf er sich nicht zu sehr überanstrengen. Er muss verschiedene Tabletten schlucken, die Nebenwirkungen verursachen können. Bisher ist keine aufgetreten und Nando scheint recht friedlich zu wirken. Doch seitdem er wieder da war, herrschte eine angespannte Luft im Haus. Es war stiller und irgendwie langsamer geworden hier drin. Lorena verbrachte die meiste Zeit damit Tee zu trinken oder sich um Nando zu kümmern. Gefühlt jede Minute kam sie und fragte, ob ihr jüngste Sohn etwas benötigte. Diego ist nur noch selten unterwegs und hält sich viel regelmäßiger in Nando's nähe auf. Zwar ist er die ganze Zeit mit seinem Handy beschäftigt, doch immerhin ist er Zuhause. Lorenzo benimmt sich Tag für Tag merkwürdiger. Auch wenn es niemand ausspricht, machen sich alle Gedanken um ihn. Er redet mit keinem von uns auch nur ein Wort, außer mit Nando natürlich. Unter Tags ist er so gut wie immer bei Nando, doch wenn es nachts ist und alle außer mir schlafen, höre ich, wie er das Haus verlässt. Ich hatte mir vorgenommen das nächste mal ihm einfach hinterherzulaufen, um das Gespräch mit ihm zu suchen.

Damian nahm einen Ohrstöpsel aus meinem Ohr und drückte mir einen Kuss auf die empfindliche Stelle darunter.

„Alles in Ordnung? Du hast Löcher in die Luft gestarrt."

Ich sah zu seinem Gesicht und presste die Lippen aufeinander.

„Ich habe nur nachgedacht."

„Über was?"

Ich zuckte mit den Schultern.

„Das übliche halt."

„Also über mich?"

Ich lächelte und drückte ihm einen Kuss auf den hochgezogenen Mundwinkel.

„Vielleicht." hauchte ich, worauf sein grinsen breiter wurde.

Er leckte sich über die Unterlippe und fuhr mit seinen Daumen über meinen Wangenknochen.

„Sollte das gerade verführerisch klingen Ever Morgan?"

„Ich bezweifle, dass ich verführerisch klingen kann." antwortete ich und legte die Stirn in falten. Er lachte laut auf. Ein Geräusch, bei dem es mir warm ums Herz wurde. Ich liebte es, wenn er in schwierigen Zeiten trotzdem lächelte. Und noch mehr liebte ich es, wenn ich der Grund dafür war.

„Das stimmt. Du bist nämlich viel zu süß um verführerisch zu klingen."

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und legte den Kopf ein wenig schief.

„Was soll das den heißen? Ich kann auch sexy sein."

Meine Wangen färbten sich rot bei meinen Worten und am liebsten hätte ich sie zurück genommen, vorallem, als mir einfiel, dass wir nicht die einzigen Menschen im Raum waren. Ich kletterte von Damian's Schoß und strich meinen Pullover zurecht. Damian griff nach mir um mcih zurück zu ziehen, doch ich wich geschickt aus. Er grinste über beide Ohren und musterte mich von Kopf bis Fuß, so dass ich mich ein wenig nackt fühlte. Nando starrte auf den Bildschirm, und wirkte nicht so, als hätte er von der peinlichen Sache die ich gesagt habe etwas mitbekommen. Ich setzt mich zu ihm aufs Sofa, worauf er zu mir blickte. Ein schwaches lächeln erschien auf seinen Lippen.

TimelessWhere stories live. Discover now