Teil 21

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Teil 21

Ever

Was zur Hölle, war das vorhin gewesen? Ich hatte am Esstisch meine Wort nicht mehr zurückhalten können und hatte mit alles rausgerückt, was mich bedrückt hatte. Nun hatten wir den Salat. Die Stimmung war so angespannt, dass wir den restlichen Abend kein Wort miteinander gesprochen hatten. Damian hatte angeboten, dass er auf dem Boden schlafen könnte, doch ich hatte verneint. Ich putze die Zähne und betrachtete mich selbst im Spiegel. Ich wirkte so schlaff und bedrückt. Der Kummer war mir praktisch ins Gesicht geschrieben. Seufzend band ich meine Haare zu einem Dutt zusammen und verließ das Badezimmer. Damian erhob sich wortlos vom Bett und lief mit ausdrucksloser Miene an mir vorbei. Ich zuckte zusammen, als er die Badezimmertür etwas zu laut zuknallte. Seine und Meine Laune war wirklich gekippt und das nur, weil ich einfach nicht meinen Mund halten konnte. Ich legte mich ins Bett und rutschte bis ganz nach außen, so dass möglichst viel Platz zwischen Damian und mir entstand. In mir herrschte ein ständiger Kampf. Ich wollte Damian zurück, doch ein kleiner Teil in mir wehrte sich dagegen. Es war doch nur ein kurzer bedeutungsloser Kuss gewesen. Damian würde es nie wieder tun, aber trotzdem hatte er es einmal getan. Aber er war betrunken gewesen und außerdem war sein Bruder vor wenigen Tagen verstorben. Hat er aber dadurch wirklich das Recht ausgerechnet Melia zu küssen. In meinem Kopf herrschte ein einziges durcheinander von dem ich Kopfschmerzen bekam.

Ich hörte wie Schritte immer näher kamen. Sofort verspannte ich mich und wagte es nicht mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen. Damian knipste das Licht aus und legte sich zu mir ins Bett. Die Matratze gab unter seinem Gewicht nach und die Stille die danach eintrat raubte mir den letzten nerv. Am liebsten hätte ich irgendwas zu ihm gesagt, doch mir fiel nichts ein was ich ihm hätte sagen können.

Urplötzlich überkam mich die angst ich könnte einen Albtraum bekommen. Es wäre schrecklich würde ich vor Damian schweißgebadet und schreiend aufwachen. Ich traute mich nicht meine Augen zu schließen und starrte stattdessen in die leere Dunkelheit. Nur der Mond erhellte das Zimmer ein wenig. Von Damian kam kein mucks und er war sicherlich schon längst eingeschlafen. Unruhig wälzte ich mich in meinem Bett herum. Verdammt, was sollte ich denn jetzt tun. Ich würde morgen vollkommen fertig sein, wenn ich jetzt nicht schlief. Vorallem da der Jet Lag noch auf mir lastete. Ich schmiss mir meine Bettdecke vom Körper und starrte an die Decke. Seufzend berührte ich meine Stirn mit meiner Hand und atmete zitternd ein. Mir war nach weinen zumute, doch in letzter Zeit weinte ich einfach viel zu oft.

„Ist alles in Ordnung?" hörte ich Damian plötzlich leise fragen. Na toll, jetzt hatte ich ihn durch mein unruhiges Verhalten geweckt.

„Ja. Entschuldige, dass ich dich geweckt habe."

„Du hast mich nicht geweckt. Ich war die ganze Zeit wach."

Ich atmete hörbar ein.

„Ich kann nicht schlafen." sagte ich, wobei das nicht ganz stimmte. Ich konnte und wollte nicht schlafen.

„Ich auch nicht." stimmte mir Damian zu und setzte sich auf. Er hatte mir den Rücken zugedreht und starrte auf die Wand.

„Es tut mir leid." sagten wir beide plötzlich gleichzeitig. Ich zog die Lippen zu einem strich zusammen und biss mir auf die Zunge. Damian lachte verbittert auf.

„Wieso um alles in der Welt entschuldigst du dich?" hakte er nach. Jetzt setzte auch ich mich auf und umklammerte meine angezogene Knie.

„Na weil ich die ganze Stimmung zerstört habe. Und wieso entschuldigst du dich?"

Er blickte über seine Schulter zu mir.

„Ich entschuldige mich, weil ich so ein verdammtes Arschloch war. Ich hätte dich nie von mir abstoßen dürfen. Ich hätte für dich da sein müssen."

TimelessWhere stories live. Discover now