Teil 14

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Ever


Irgendwo hier mussten Bienen sein, doch wie waren sie reingekommen? Das Summen wurde immer deutlicher und plötzlich hörten es sich doch nicht mehr wie Bienen an. Es war ein vibrieren. Ich öffnete vorsichtig meine Augen und hätte sie am liebsten wieder geschlossen. In letzter Zeit hatte ich so wenig geschlafen, da meine Gedanken in meinem Kopf rumgespuckt hatten. Von Ruhe war keine spur und eigentlich müsste ich tagelangen Schlaf nachholen, um einigermaßen wieder zu mir zu kommen. Jetzt jedoch brummte mein Kopf und ich hatte sicherlich nicht genügend geschlafen. Ich löste mich aus Damian's festen griff um meine Taille und griff nach meinem Handy. Es lag vibrierend auf meinem Nachttisch. Ich streckte mich ein wenig, da ich nicht rankam. Ohne nachzusehen hob ich ab.

"Hallo?" meine Stimme klang verschlafen und verdammt rau.

"Gib mir Damian."

Ich zog die Augenbrauen zusammen und hielt das Handy von meinem Ohr weg, um die Nummer zu erkennen.

"Lorenzo?"

"Los gib mir Damian." Seine Stimme klang barsch und irgendwie anders. Es war viel zu früh und ich viel zu müde, um Enzo zu fragen was er um diese Uhrzeit von Damian wollte. Ich rüttelte an Damian's Schulter und wollte ihn eigentlich garnicht aus seinem tiefen schlaf reißen.

"Damian." sagte ich leise und schüttelte ihn ein wenig fester. Vorsichtig öffnete er die Augen und blickte zu mir. Ein paar Lichtstrahlen, die durch die Gardinen fielen beleuchteten das Zimmer, so dass es noch angenehm für die Augen war. Er griff sofort nach meiner Hand und sah mich fragend an.

"Ist alles okay mit dir? Hattest du einen Albtraum?" fragte Damian und setzte sich ruckartig auf.

"Mir geht es gut. Hier ist nur jemand für dich am Telefon." erwiderte ich und reichte ihm das Telefon. Sein besorgter Gesichtsausdruck verschwand und verwandelte sich in eine Art Erleichterung. Seine Augen waren noch angeschwollen, weil er so viel geweint hatte. Es hatte mir gestern Abend das Herz zerrissen ihn so zu sehen. Am liebsten hätte ich all seinen Schmerz und seine Tränen auf mich genommen, anstatt dass er dieses Leid ertragen muss. Ich verspürte das Bedürfnis ihn nur noch zu umarmen und nie wieder loszulassen. Vielleicht liebte ich Damian ein wenig zu sehr, denn zwischen uns herrschte so eine starke und innige Verbindung, die irgendwie schon zu intensiv war. Er legte sich wieder zurück in unser Kissen und fuhr sich durch sein zerzaustes Haar. Ich reichte ihm mein Handy und er machte eine winkende Bewegung, dass ich mich wieder zu ihm legen sollte. Natürlich nahm ich seine Einladung an und schmiegte mich an seine Brust. Er roch leicht nach seinem Parfüm, aber vorallem roch er nach Zuhause. Ich lauschte seinem gleichmäßigen Herzschlag und schloss die Augen. Die Stille des frühen Tages überwältigte mich und ich hatte mich lang nicht so wohl gefühlt. Meine Lider wurden wieder ganz schwer und ich war kurz davor wieder einzuschlafen.

"Wieso zum Teufel rufst du mich so früh an!?" murmelte Damian und seufzte genervt auf. Das Geräusch an meinem Ohr veränderte sich schlagartig und aus dem gleichmäßigen Rhythmus wurde ein heftiges beben. Ich hörte wie das Telefon zu Boden fiel und sich Damain's Körper anspannte. Plötzlich war ich hellwach. Ich sah zu Damian und nur bei dem Blick in seine grünen, ausdruckslosen Augen wusste ich es. Ich konnte in seinen Augen lesen wie in einem offenen Buch. Die Worte standen praktischen in dem intensiven grün geschrieben. Er war völlig starr, atmete und bewegte sich nicht. Ich begann am ganzen Leib zu zittern und wusste nicht was ich tun sollte. Ich war hin und her gerissen und merkte erst, als eine Träne meine Wange verließ, dass ich weinte.

"Er ist tod. Es ist vorbei." sagte Damian ohne jegliches Gefühl. Keine Spur von Trauer oder anderer Emotion war in seinem Gesicht zu finden. Er schob mich sanft von sich weg und stieg aus dem Bett. Meine Unterlippe bebte und das alles fühlte sich so unreal an, so dass ich meine Fingernägel in mein Handinneres bohrte. Mich überkam eine gespenstige Leere und auf mein ganzer Körper war von einer Gänsehaut überzogen. Damian stand mit dem Rücken zu mir und sah starr zur Tür. Ich hörte wie er schwer nach Luft schnappte. Plötzlich griff er nach der Lampe, die auf der Kommode lag und warf sie auf den Boden. Hunderte von Scherben verstreuten sich auf den Boden. Ich zuckte so heftig zusammen, so dass mein Herzryhtmus sich völlig überschlug. Damian rammte seine Faust in die Wand, so dass sich in dem billigen Beton risse bildeten. Ich lief auf ihn zu und stellte mich vor ihn hin. Tausende aber zu gleich auch keine Wörter lagen mir auf der Zunge.

TimelessWhere stories live. Discover now