Kapitel 20

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Ich war entsetzt und betäubt zu gleich. Ich hatte Shelly geschlagen. Die Frau, die ich zutiefst liebte und die ich in diesem Moment genauso sehr hasste. Mir schmerzte die Hand und noch viel mehr zog sich ein Schmerz durch meinen Körper. Nie in meinem Leben hatte ich jemanden geschlagen. Ich konnte keiner Fliege was zu Leide tun.

Ich hatte ein Selfie von uns geposted und etliche Likes in kürzester Zeit bekommen. Allerdings beinahe doppelt so viele Kommentare mit Frage, ob wir noch zusammen seien oder wie es mir ging, ob die Gerüchte stimmen und so weiter. Ich konnte überhaupt nicht verstehen, was die Menschen damit meinten. Ich hatte sogleich in der Yellow Press recherchiert und wollte heraus finden, was da los war. Ich musste nicht lang suchen und stieß auf das Foto von Shelly und Andrea. Diese verfluchte Andrea. Ich hatte schon geahnt, dass sie uns gefährlich werden könnte. Ich hatte mich aber auf mein Vertrauen Shelly gegenüber berufen und wurde nun demonstrativ eines Besseren belehrt. Ich fühlte mich so sehr verletzt, dass ich mir in diesem Moment nicht mehr vorstellen konnte, dass sich das jemals wieder regeln konnte. Shelly saß vor mir. Sie war nicht weg gegangen und ich hätte mir gewünscht, sie hätte es getan. Dennoch wollte ich auch das sie bleibt. Ich war hin und her gerissen, wusste nicht, was ich sagen sollte, ich wusste nicht was ich denken oder fühlen sollte. Es fühlte sich an, als hätte ich den Schlag ins Gesicht bekommen. Ich wollte sie weg schicken und gleichzeitig in meine Arme schließen. Im selben Moment konnte ich meinen Wunsch nach Nähe zu ihr nicht nachvollziehen und schüttelte innerlich den Kopf über mich. Alles in mir war durcheinander geraten und ich hatte keine Idee, was jetzt passieren würde. Eine schreckliche Angst, sie zu verlieren machte sich in mir breit. Nicht einmal meine Tränen wollten mehr aus mir heraus. „Lass es mich erklären." flüsterte Shelly, während ihre Tränen ihr die Stimme ab schnitten. „Was gibt es da zu erklären? Ich habe es gewusst, ich hätte mich nur all zu gerne geirrt." antwortete ich kalt, unter Schock. „Franzi, bitte, es ist nicht..." Ich wollte nicht hören, was sie zu sagen hatte. Alles klang dumpf und hohl. Sie hatte mir das schlimmste angetan, was sie hätte tun können. Ich wollte Fakten, nichts weiter interessierte mich. „Hast du mit ihr geschlafen?" fragte ich sie. Meine Ohren waren nur offen für ein 'ja' oder 'nein', alles drumherum interessierte mich nicht. Mein Herz pochte laut und mein Kopf rauschte das es mir das Gehör vernebelte. „Franzi, wir haben..." Wieder unterbrach ich sie. „Ja oder nein, mehr will ich nicht wissen." Ich blieb stur und hatte Mauern von kaltem Eis aufgebaut. „Nein, wir haben..." Shelly versuchte immer wieder sich zu erklären. Es ging nicht. Ich konnte mir das nicht anhören. Jedes Wort schmerzte. Immer wieder hatte ich dieses Bild vor mir und konnte nicht glauben, dass sie mir das tatsächlich angetan hatte. „Hast du sie geküsst?" befragte ich sie weiter. Shelly schwieg. Ich musste affektiv lachen. „Ich fasse es nicht, ihr habt euch geküsst?" Das war zu verrückt, als das es mich nicht unversehens in rasende Wut versetzte. Ich musste mich beherrschen, nicht noch einmal auf sie los zu gehen. So etwas kannte ich von mir überhaupt nicht und fühlte, dass ich nicht mehr in ihrer Nähe sein wollte. „Franzi." schluchzte Shelly. „Ich habe dich nicht betrogen. Bitte. Ich habe nicht mit ihr geschlafen." Und doch muss etwas gewesen sein. So sehr wie sie sich wand und weinte. Nichts rührte sich in mir. Nicht ein Funken hatte ich das Gefühl sie trösten zu wollen oder zu können. „Ihr habt euch geküsst, glaubst du, das ist kein Betrug?" schrie ich entsetzt. „Wir haben nicht...." Shelly unterbrach sich selbst. „Ich will nichts mehr hören. Ich schlafe im Gästezimmer." sagte ich und verzog mich nach oben. Ich schloss die Tür ab und hatte mich in das frisch überzogene Bett verkrochen. Ich wünschte mir nur zu sehr, dass Sandrine jetzt noch da wäre und ich mich bei ihr verkriechen könnte. Kurz drauf klopfte es an die Tür. „Franzi, bitte, lass mich erklären, was passiert ist." rief sie und jedes Wort ein weiterer Hieb in meinen Bauch. Sie rief und weinte. Ich konnte mich nicht dazu bringen, die Tür zu öffnen. Es ging nicht. Ich war wie gelähmt. Ich hörte wie sie jammerte. „Franzi, ich hatte nichts mit ihr. Glaub mir bitte. Da ist nichts gelaufen." Ich konnte ihr nicht glauben. Selbst wenn ich wollte, in diesem Moment konnte ich nicht glauben, geschweige denn mich ihr öffnen oder zu hören. „Geh einfach." forderte ich sie auf.

Meet and love 2 (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt