Kapitel 29

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Ich war wirklich sauer, dass Sandrine Partei für Shelly ergriff. Sie hatte mich betrogen, nicht ich sie. Außerdem war sie doch meine beste Freundin, sie musste zu mir halten. „Du weißt schon, dass du meine beste Freundin bist und eigentlich auf meiner Seite stehen solltest. Ich finde das echt nicht in Ordnung." wetterte ich vor mich hin. „Süße, echte Freundinnen sind aber auch ehrlich zu einander. Ich stehe nicht auf Shellys Seite. Sie hat gelogen und das ist scheiße. Aber du solltest eben auch verstehen, wie das für andere ist, wenn du dich in Schweigen hüllst. Das war auch für mich schon einige Male nicht leicht. Ich hatte auch mehr als einmal versucht, mit die über die Pressekonferenz zu sprechen und es war beinahe unerträglich, dein Blockieren ins Gesicht geschleudert zu bekommen." erklärte sie mir. Aber in mir regte sich nur noch mehr Wut. Ich nahm das gesagte mehr als persönlich. „Es tut mir leid, dass ich so anstrengend für euch alle bin. Was bin ich nur für eine scheiß Freundin." grummelte ich vor mich hin und hielt es nicht mehr aus zu sitzen. „Franzi, jetzt hör aber auf. Du weißt genau was ich meine und es macht es uns nur schwer, weil wir dich lieb haben. Ich habe Angst, dass du das in dich rein frisst und es dich nie wieder los lässt." brüllte Sandrine. Sie erschrak mich beinahe. Ich hatte eine solche Lautstärke nicht erwartet. „Ich hab doch geredet, verdammt. Ich hab geredet." brüllte ich zurück. Sandrine war überrascht. Sie sah mich mit großen Augen an. „Du hast geredet?" fragte sie jetzt sanft. Ich nickte stumm und Tränen rührten sich in mir, als ich mich an die Situation erinnerte, mit Shelly, als es aus mir heraus gebrochen war. Sie nahm mich in den Arm und wirkte erleichtert. Sie zog mich wieder zum Sofa und ihre Blicke forderten mich auf zu erzählen. Ich erzählte ihr von diesem Abend. Ich tat mich so schwer damit. Ich stockte immer wieder in der Sprache und war versucht, dem Schweigen in mir wieder die Oberhand zu gewähren. Ich fasste all meinen Mut und erzählte einfach weiter und immer weiter. Ich erzählte ihr, jedes Detail von diesem Tag, von der Nacht, in der ich komatös geschlafen hatte. Von dem nächsten Morgen, an dem ich sie so sehr spüren musste, dass ich sie mitten in der Küche einfach überrumpelt hatte. Getrieben wie ein gejagtes Tier, das seine Beute markieren musste. Von dem anschließenden Streit und meiner Entscheidung, nach Deutschland zu fliegen. Sie sagte nichts und fragte nichts. Sie hörte nur zu. Sie fürchtete vermutlich, ich würde aufhören zu reden, wenn sie mich unterbrach. „Ich will sie weg stoßen und im selben Moment überschwemmt mich meine Liebe zu ihr. Ich verstehe mich nicht mehr. Und das aller schlimmste ist, dass sie mir immer wieder sagt, dass sie mich liebt. Aber ich kann es nicht mehr sagen. Es geht mir einfach nicht über die Lippen. Ich konnte es ihr schreiben. Aber warum kann ich es nicht mehr sagen? Das macht mich fertig." Damit schloss ich meinen Redeschwall und war einen Moment erschrocken darüber, was da alles aus mir heraus geblubbert war. Es tat gut. Ich musste es mir unzensiert eingestehen, es machte mich leichter. Sandrine blickte in ihr Wasserglas und und schwieg einen Moment. „Franzi, glaubst du nicht, dass du dir etwas zu viel zumutest?" fragte sie mich nach einer Weile. Ich wusste keine Antwort darauf. Ich suchte und kramte in meinem Kopf. Aber ich wusste keine Antwort. Ich hatte noch nie eine Beziehung wie die zu Shelly, ich war noch nie vorher so voller Liebe für einen Menschen. Wie sollte ich da wissen, wie ich mich verhalten sollte? „Wie meinst du das?" erbat ich mir unterschwellig Hilfe von Sandrine. „Also jetzt mal ganz faktisch. Du bist beinahe erschossen worden. Drama. Du sprichst nicht darüber. Drama. Deine Freundin will aber sprechen. Drama. Sie flüchtet sich in die Arme einer anderen und sagt es dir nicht einmal. Drama. Du erfährst das aus der Presse und denkst an das schlimmste. Drama. Sie erklärt dir, dass sie nichts mit ihr hatte, es lediglich einen Versuch gab. Aber sie hatte es dir nicht gesagt. Drama. Baby, das ist eine mega Krise. Da würde ich auch nicht wissen wo vorne oder hinten ist. Aber das heißt doch nicht, dass du sie nicht mehr liebst. Du liebst sie mehr als alles andere. Nur deshalb ist es doch ein Drama." jetzt musste ich wirklich lachen. Sadrines Rede war einfach köstlich und ihre Mimik und Gestik dabei, kitzelte meine Lachmuskeln. Wir lachten beide ein wenig. „Ganz schönes Chaos, was?" sagte ich mit einem bitteren Beigeschmack. „Das ist ja schlimmer als aufm Schrottplatz. Ein Glück, bin ich Single." kommentierte Sadrine mit einem Augen zwinkern. „Ich liebe sie so sehr." brach ich plötzlich in Tränen aus. „Ja, ich weiß." sagte Sandrine und nahm mich in ihre Arme. Ich ließ alles laufen, was aus mir raus wollte und musste. Ich legt meinen Kopf auf ihre Beine und sie streichelte mich, hielt mich einfach fest.

Meet and love 2 (gxg)Where stories live. Discover now