Kapitel 37

1.2K 70 6
                                    

„Es ist schon so spät und ich habe noch gar nicht wirklich Lust ins Bett zu gehen." erklärte Franzi. Ich konnte verstehen warum das so war. „Ich auch nicht. Ich bin immer noch etwas durcheinander irgendwie. Madlin wird Mama." sprach ich aus, was uns merklich beide beschäftigte. Ich freute mich riesig für sie, das stand völlig außer Frage. Es rührte in mir etwas an. Ein Gefühl, dass sich lange nicht gemeldet hatte in mir. Mein Wunsch nach einem Kind. Ich hatte ihn in meinem bisherigen Leben nie sehr stark. Mit Franzi aber merkte ich, dass ich mir ein Kind nicht nur vorstellen konnte, sondern auch den Wunsch danach bekam. Dieses Gefühl war neu. Ich hatte nie eine Partnerin an meiner Seite, mit der ich mir all das wünschte und noch nie hatte ich so langfristige Gedanken und Pläne mit jemandem. Ich erinnerte mich an unseren ersten heftigen Streit. Damals hatte ich das Thema Heirat angesprochen und Franzi hatte mir sehr unmissverständlich klar gemacht, dass sie mich nicht heiraten wollte. Allerdings war sie zu diesem Zeitpunkt noch völlig überfordert von dem ganzen Medienrummel. Sie war neu in Kanada, wir waren gerade erst zusammen gekommen und Franzi, hatte ihre Aussage revidiert als wir uns wieder versöhnt hatten. Ich dachte darüber nach, ihr einen Antrag zu machen. Ich hatte überhaupt keinen Zweifel, Franzi zu heiraten. Sie war die Frau, die mir an meiner Seite wünschte und keine andere. Madlin hatte mir mal nach einer Trennung gesagt, wenn die Richtige vor mir stünde, würde ich es wissen. Sie hatte Recht. Ich wusste es bei Franzi. Aber ich war auch verunsichert, ob es nicht doch noch zu früh sein könnte, ihr einen Antrag zu machen.

„Kannst du dir die beiden als Eltern vorstellen?" fragte mich Franzi. Ich dachte darüber nach und sofort schossen mir etliche Szenen durch den Kopf. Madlin mit Kinderwagen, Madlin mit Baby im Arm, Madlin mit Flasche in der Hand, Madlin beim Kochen und immer geschäftig das Telefon in der Hand und zwischen Handtüchern und Windeln meine Termine managen. Ich musste kichern. „Oh ja, das kann ich. Ich bin wirklich überrascht, wie Liebe wirken kann. Madlin war ja immer eher streng, das hast du ja auch zu spüren bekommen. Aber seit Matthew ist sie irgendwie weich gekocht und so herzlich. Ich mag das an ihr. Sie hat sich zum positiven verändert. In so einer Atmosphäre kann ich mir jetzt auch das Kind in ihren Armen gut vorstellen." erklärte ich. „Ja, du bringst es auf den Punkt." genauso sehe ich das auch. Franzi schmeichelte um mich herum und kam mir immer näher. Sie streichelte mit ihren Händen meinen Bauch und war abgesunken in ihre Vorstellung im Kopf. Sie fuhr ihr ganz eigenes Kino und ich war mir sicher, dass ich eine Rolle darin spielte. „Was denkst du?" Ich konnte kaum glauben, das diese Frage aus meinem Mund gerutscht war. Wenn ich eines nicht leiden konnte, dann diese Frage. Sie stellte automatisch die Erwartung, an etwas Spezielles gedacht zu haben, was die Partnerin unbedingt wissen wollte. Wie oft war mir das in der Vergangenheit schon passiert. Wie viele Male war ich tatsächlich gerade mit meinen Gedanken beim nächsten Einkauf oder Dreh oder Interview, wenn ich das gefragt wurde. Was dann sagen, die Wahrheit? Ich habe an meinen Liebesszenendreh mit meinem Kollegen gedacht? Und dann in zutiefst enttäuschte Rehaugen gucken? Ich konnte es wirklich nicht leiden. Aber jetzt hatte ich die Frage gestellte und ich konnte sie nicht mehr aus der Luft wischen. Franzi schmunzelte und schob meinen Pulli ein wenig nach oben. Ihr kalten Hände glitten auf meinen Bauch. Ich konnte mir eine Reaktion nicht unterdrücken und gab eine Mini Arie zum besten. Franzi lachte und ging dann gleich wieder ihrem Gedanken nach. „Ich glaube, du wärst eine umwerfend schöne Schwangere." gestand sie, was ich schon vermutete, was sich da in ihrem Kopf abspielte. „Glaubst du?" Sie nickte nur und küsste meinen Bauch. „Willst du ein Kind?" fragte ich sie. Franzi schien sich schon in meinen nicht vorhandenen Babybauch verliebt zu haben. Sie hielt inne und sah mich ernst an. „Ich fände es sehr schön." gestand sie und küsste mich. Ich musste unweigerlich lachen. „Okay, ich habe da so meine Schwierigkeiten, mich mit einem Babybauch zu sehen. Was eine Ackerei, dass dann wieder runter zu kriegen, damit ich wieder Kamera tauglich bin." sagte ich unbedacht und erntete einen etwas gequält lächelnden Gesichtsausdruck. Franzi löste sich von mir und ging Richtung Sofa. Mir war sofort klar, etwas hatte sie getroffen, vielleicht sogar verletzt. Ich folgte ihr und setzte mich zu ihr. „Schatz, das sollte nicht heißen, dass ich keine Kinder will. Das war nur Spaß. Und vielleicht möchtest ja auch du das Kind austragen." erklärte ich und hoffte, die Stimmung wieder klären zu können. Aber Franzi wurde immer ernster. „Shelly, ich muss dir etwas sagen." begann sie und ich war mir sicher, es musste etwas mit dem Kinderthema zu tun haben. „Ich kann keine Kinder bekommen. Ich bin unfruchtbar." sagte sie und ich spürte sofort, wie ihr das zu schaffen machte. Aber ich spürte auch, dass es etwas mit mir machte. Ich musste kurz verdauen, was sie da gesagt hatte. Ich konnte nicht ausmachen, was mich getroffen hatte. War es mein Schmerz oder war es ihrer. Sehr schnell wurde mir klar, mein vorheriger Scherz hatte mehr Wahrheit als mir in diesem Moment klar war. Meine Karriere basierte sehr auf meinem Äußeren. Meine Schönheit verkaufte sich gut. Was mich getroffen hatte war die Tatsache, diejenige sein zu müssen, die die Kinder austrägt. Das würde meinen Körper verändern. Vielleicht wäre ich mit hartem Training in der Lage, ihn wieder her zu stellen. Genug Promimutter hatten das schon geschafft. Aber was wenn das nicht gelingen würde? „Seit wann weißt du das?" fragte ich sie. Ich nahm sie in meine Arme und küsste ihre Stirn. „Seit meinem 16ten Lebensjahr. Ich habe eine Fehlfunktion in den Eierstöcken. Das war aufgefallen, weil ich bis dato noch keine Periode hatte und das untersuchen ließ. Irgendwann kam sie dann, aber nur hin und wieder und für ein Kind reicht es nicht. Die Wahrscheinlichkeit, eine Eizelle zu produzieren ist sehr gering." machte mir Franzi ein Geständnis, mit dem ich nicht gerechnet hatte. Sie sah beschämt zu Boden. Ich nahm sie wieder in meine Arme und küsste sie. „Wie geht es dir damit?" fragte ich sie, denn es war deutlich keine leichte Situation für sie. „Ich habe mich sehr früh damit auseinander setzten müssen. Ich kann inzwischen damit leben und hatte auch nie einen wirklichen Kinderwunsch. Aber bei dir, bei dir habe ich ihn zum ersten Mal. Es macht mich etwas traurig, dir kein Kind schenken zu können." gestand sie und ich konnte sie gut verstehen. Mir war es genau so gegangen. Zum ersten Mal machte ich mir wirklich ernsthaft Gedanken über all diese Dinge. Und sie konnte sie nicht erfüllen. Ich konnte verstehen, dass ihr das zu schaffen machte. Ich küsste sie wieder. In diesem Moment musste ich mir beinahe selbst eine Ohrfeige verpassen. Sie litt und ich hatte nur meine Karriere im Kopf. Ich konnte noch weit mehr als nur schön sein. Ich war verdammt gut in meinem Job und beliebt dazu. Ich würde darauf pfeifen, wenn ich Franzi Kinder schenken konnte und meine Schwangerschaftsstreifen dann der Grund wären, mich ab zu sägen. „Franzi, ich liebe dich und möchte mit dir leben. Ob mit Kindern oder nicht. Ich werde unser Kind austragen, wenn es soweit ist. Oder wir adoptieren eines. Egal wie, du bist mir wichtig und solange du da bist, ist das Leben für mich schön." sagte ich ihr und meinte jedes Wort, das meine Lippen verlassen hatte. Irgendwo in mir wünschte ich mir, Kinder mit ihr zu haben und ich würde sie austragen können. Aber ich war auch bereit, ohne Kinder mit ihr zu leben. Sie war meine Frau, mit der ich bis ans Ende der Reise, Hand in Hand durch die Welt gehen wollte. Franzi lächelte mich an und streichelte mir durch mein Gesicht. „Ich liebe dich. Mit dir ist einfach alles so stimmig, so gewollt und einig. Ich könnte es mir nicht mehr anders vorstellen und ich würde alles tun, wenn nur der Kinderwunsch uns im Weg stehen würde. Alles, was möglich sein könnte würde ich tun." erklärte sie etwas hektisch und entschuldigend. „Schatz, hast du mir zugehört? Das ist mir nicht das wichtigste. Du bist es." sagte ich ihr noch einmal und blickte ihr dabei direkt in die Augen. Wir küssten uns und kuschelten. Mir kam ein Gedanke, der mich zum kichern brachte. „Wir sollten damit auf jeden Fall warten, bis Madlin mit ihrem Kind aus dem gröbsten raus ist." sagte ich kichernd. „Warum?" fragte Franzi. „Na, was meinst du, was das für eine Presseschlacht gibt, wenn alle wissen, auf natürlichem Weg kann bei uns kein Kind entstehen. Sie werden wissen wollen, wie wir das angestellt haben, dass ich eine Kugel vor mir her schiebe. Oder ob ich fremd gegangen bin oder Samenraub oder was weiß ich. Und Madlin wird das nicht stemmen können, wenn sie so ein kleines Bündelchen versorgen muss. Außerdem hat sie gesagt, wir sollen für keine weiteren Katastrophen mehr sorgen." hatte ich doch zuvor noch darüber gelacht, blieb mir dieses jetzt im Hals stecken. Mir wurde bewusst was ich da gesagt hatte und auch Franzis Gehirn ratterte. Wir wurden belagert werden von der Presse und ich wusste, es würden uns sehr unangenehme Fragen gestellt. Ich fragte mich auch, ob eine künstliche Befruchtung bei uns legal war. Ich hatte mich das nie gefragt, mich nie damit beschäftigt. Wenn dem so war, würde es noch unangenehmer, vielleicht sogar unerträglich werden. „Naja, die Erklärung mit den Bienchen und Blümchen wäre doch eine Idee." versuchte sich Franzi im Aufheitern. Aber uns war bewusst, das würde eine wirklich schwere Zeit werden. Vielleicht wäre es am besten meiner Karriere den Rücken zu kehren, bevor wir es ernsthaft versuchen würden. „Hey, entspann dich. Wir sind doch noch nicht so weit. Wenn es soweit ist können wir immer noch darüber nachdenken, wie wir es stemmen können." erklärte Franzi als hätte sie meine Gedanken gelesen. Ich nickte und schüttelte mich von meinem Gedankensumpf frei. „Du hast Recht, wer weiß, was bis dahin ist. Ich liebe dich." sagte ich unter Küssen. „Ich dich auch, sehr." Wir küssten uns die Gedanken weg und kuschelten noch eine ganze Weile, bis uns die Müdigkeit überkam. „Wer geht zuerst?" fragte mich Franzi und meinte damit das Zähneputzen und fertig machen für die Nacht. Wir waren beide so müde, dass keine es schaffte, sich nach oben zu schleppen. „Immer der der fragt." entgegnete ich ihr grinsend. „Neiheihen. Ahhh. Ich fürchte ich kann nicht. Meine Beine wolle sich einfach nicht mehr bewegen." jammerte Franzi und lächelte dabei auffallend frech. „Dann sollte ich ihnen etwas nachhelfen." sagte ich und kitzelte Franzi durch. Sie schrie und kreischte um Gnade. „Okay, okay, ich geh schon." Sie rappelte sich auf und ging Richtung Treppe. Das offenbarte mir wirklich schöne Aussichten. „Starr mir nicht auf den Hintern." sagte sie, ohne sich umgedreht zu haben. Sie kannte mich schon verdammt gut. Ich musste lachen und ließ mich in die Polster zurück fallen. Wie viel Glück mir das Leben mit Franzi beschert hatte. Glück, mit dem ich nicht mehr gerechnet hatte. Ich genoss es in vollen Zügen und nichts und niemand würde das zerstören können. Dafür würde ich sorgen und kämpfen. „Schahatz, du bist dran." rief sie von oben. Nun musste ich also meine müden Knochen aufrichten. Ich war so müde, dass ich nicht glaubte, fähig dazu sein. „Ich glaube, ich bleibe einfach hier liegen. Ich kann mich nicht mehr aufraffen." rief ich scherzhaft. Franzi stellte sich an die Treppe. Sie trug eines ihr verführerischen Negligees. Ein Hauch aus Seide. Nicht aufreizend, dezent und sah unglaublich schön aus darin. „Das wäre aber schade." kommentierte sie frech kokettierend. Ich war im Nu wieder deutlich wachen und richtete mich sofort auf. „Ich komme, sofort, in diesem Moment." sagte ich frech. „Na das will ich sehen." erwiderte sie und verschwand aus meinem Blickfeld. „Warte." rief ich und war schneller oben, als der Wind.

©lialight

Meet and love 2 (gxg)حيث تعيش القصص. اكتشف الآن