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Seoul

Unser Tanzlehrer führte zuerst die ganze Tanzchoreographie vor. Dann erklärte er mir und Merle, dass in den nächsten Wochen zusätzliche Tanzlehrer kommen werden, da jeder eine andere Choreographie hatte.
Das Training war schon am ersten Tag anstrengend gewesen. Ich konnte mir noch nicht alle Schritte vom gelernten Anfang des Liedes merken, was mich innerlich wütend machte. "Die gesamten nächsten 3 Wochen werden nur die Tänze als große Gruppe trainiert. Daraufhin wird die große Gruppe in drei kleinere getrennt, damit die zwei Tanzpaare individuell arbeiten können." Ich schluckte und blickte flüchtig zu Jimin hinüber. Er grinste nur in sich hinein; 'er muss merken, dass ich ihn anschaue.'
Die nächste Woche verlief gut. Wir trainierten jeden Tag und langsam war es für mich und Merle einfacher, mit den Jungs zu reden. Am besten verstand ich mich mit V, auch wenn ich in seiner Nähe immernoch aufgeregt war. Er hatte an dem zweiten Tag so eine positive und offene Ausstrahlung gehabt. Merle redete viel mit Suga über Musik und die Choreographie. Mehrmals hatte sie mir schon erzählt, dass Suga schiss davor hatte, die Choreo zu versauen. Ich glaubte aber, dass Suga den Tanz hinbekommen würde und auch Merle nahm das an. Mit Jimin hatte ich bis jetzt nicht viel geredet; oft war es nur wegen kleinen Dingen. Ehrlich gesagt fiel es mir auch sehr schwer mit ihm zu reden. Er machte auf mich so einen selbstbewussten Eindruck, dass ich gleich immer anfing zu stottern oder zu zittern. Jedes mal grinste er dann nur.
Eine Woche später war wieder einmal Training angesagt. Als es vorbei war kündigte unser Lehrer an: "Ihr habt die nächsten zwei Tage frei. Also entspannt und genießt das gute Wetter. Ich sehe euch Donnerstag wieder." Ich war wirklich erleichtert, endlich frei zu haben. Das Training war schon sehr anstrengend. Taehyung lief auf mich zu: "카카오톡 있어 (Hast du Kakao Talk?)?" "어 (Ja)", antwortete ich. Ich spürte wie mein Herz anfing, stärker zu klopfen. Er setzte sich neben mir auf den Fußboden, grinste und zeigte mir seine ID. "Hast du morgen schon etwas vor?", fragte er mich. Ich wurde nervöser und sagte kleinlaut: "Nein, wieso?" "Ich dachte mir, ich kann dir ein paar Plätze in Seoul zeigen." Ich starrte ihn an. "Also nur als Freunde, versteht sich", er lachte. Ich schaute an Taehyung vorbei und erblickte Jimin, der genervt auf den Boden starrte. Dann stand er auf und ging auf uns zu: "Taehyung, musst du gleich so offensiv sein?", fragte er, ohne mich eines Blickes zu würdigen. V schaute zu ihm auf: "Wieso? Ich versuche doch nur, nett zu sein", V blickte zu mir und grinste. Automatisch musste ich zurücklächeln. "Nur weil jetzt zwei Mädchen da sind, heißt das nicht, dass du gleich so an sie ran musst", meinte Jimin noch und ging zu Jungkook. 'Komisch', dachte ich mir. Wir redeten noch ein wenig, bis ich und Merle gehen mussten. Im Hotel duschten wir erstmal und schalteten später noch den Fernseher ein. Ich entschied mich, Taehyung zu schreiben:

Ich: 안녕! 소피아 예요 (Hey! Ich bin Sophia).^^

Nach 3 Minuten bekam ich eine Nachricht von ihm.

V: 아아아 ㅋㅋ (Ah, haha )

Ich: 내일은 어디에서 우리 만날 거예요 ㅎㅎ (Wo treffen wir uns morgen)?

Er antwortete, das wir uns vor dem Entertainment Building treffen würden. Glücklich schlief ich ein.

Merle hatte sich mit einer Koreanerin verabredet, mit der sie seit einem Jahr schrieb und die sie schon zweimal getroffen hatte. Ich wurde langsam aufgeregter und machte mich für das Treffen fertig. Ich schaute nochmal in den Spiegel und betrachtete mich:
Meine schulterlangen kurzen dunklen Haare hatte ich offen gelassen. Ich trug ein blau kariertes Oberteil, dazu eine schwarze High Waisted Jeans, eine graue Jacke und graue Adidas Superstar.
Vor dem Gebäude wartete schon Taehyung auf mich. Er sah wirklich gut in seinen Alltagsklamotten aus:

Als V mich sah, lief er auf mich zu.
"Hey~", rief er und strahlte über das ganze Gesicht. Seine eigentlich rötlichen Haaren, sahen unter der weißen Cap eher braun aus. "가자 (Lass uns gehen)!", sagte er und ging los. Ich folgte ihm. Anfangs redeten wir nicht viel, bis wir an einer Ampel ankamen. "Wir gehen zur U-Bahn Station und fahren ein Stück mit der. Dann steigen wir aus und ich zeige dir mal die ruhige Seite von Seoul", meinte er und ich nickte. Er setzte den Mundschutz, den er zuvor in der Hand gehalten hatte, auf. Ich tat es ihm gleich. Niemand von uns beiden hatte Lust darauf gehabt, von Leuten heimlich fotografiert zu werden und vor allem nicht darauf, dass die Fotos anschließend im Internet landen könnten.
Nachdem wir mit der U-Bahn an der gewünschten Station angekommen waren, liefen wir die Treppen hinauf. Hier waren nicht so viele Menschen. Auch waren die Hochhäuser niedriger als mitten in der Stadt. "Komm", sagte er zu mir und wir liefen eine ansteigende Straße hinauf. Langsam verlor ich die Orientierung und folgte einfach nur Taehyung.

V POV

Ich wollte ihr unbedingt einen Aussichtspunkt zeigen, den nur Leute kannten die hier wohnten. 'Ich mag sie irgendwie sehr gerne. Ist es, weil ich so lange Zeit keinen Kontakt mehr zu Mädchen oder Frauen hatte? Oder überhaupt zu Mädchen aus dem Ausland? Wahrscheinlich. Sie ist so interessant und einfach....Anders.'

SOPHIA POV

Langsam kam ich ins Schwitzen, da wir nur bergauf liefen. Taehyung drehte sich um: "Nur noch ein Stück!" Er lachte. Ich nahm meinen Mundschutz ab, um besser atmen zu können. Dann versuchte ich ihn einzuholen. Er bemerkte, dass es mir allmählich schwerer viel.
Plötzlich griff er nach meiner Hand. Ich starrte auf unsere Hände und hielt dann auch seine fest.

V POV

Sophia hatte echt Schwierigkeiten. Ich überlegte angestrengt, was ich tun könnte. Da gab es nur zwei Lösungen: Entweder sie tragen, was ich auf gar keinen Fall tun sollte oder ihre Hand nehmen um sie mitzuziehen.
Ich überlegte lange. Und schaute mich nochmal zu ihr um. Sie holte mich langsam ein; ihre Stirn sah nass aus. Ich zögerte kurz, doch dann entschied ich mich, nach ihrer Hand zu greifen. Sie sagte nichts und als ich spürte, dass sie auch zu griff, bekam ich ein besseres Gefühl.

SOPHIA POV

Endlich waren wir angekommen. Ich keuchte. "Alles okay?", fragte Taehyung mich. "Jaja, alles gut." "Okay, dann hier lang!" Wir liefen einen engen Weg entlang, an dem auf beiden Seiten Bäume und Büsche waren, die keine Sicht auf die Stadt zu sehen ließen. Taehyung stoppte und drehte sich zu mir um. "Okay. Du musst jetzt deine Augen zu machen. Ich zeige dir, wo es lang geht." Ich nickte kurz und schloss meine Augen. Er ließ meine Hand los. Zuerst hörte ich nichts und lauschte nur dem Rascheln der Blätter der Laubbäume am Wegesrand. Plötzlich spürte ich zwei Warme Hände über meinen Augen. "Okay, du musst jetzt gerade aus gehen." "Mhm", sagte ich. Eine gefühlte Ewigkeit liefen wir so herum. Immer wieder berührte er mich mit seinem Vorderkörper. Seinen Atem konnte ich in meinem Nacken fühlen. Er war warm und feucht, normal könnte man sagen, doch für mich fühlte es sich gut an; sicher, auf eine bestimmte Art und Weise. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Schließlich war er nicht irgendjemand. Dann hielt er an: "Setz dich jetzt hier langsam hin...und Augen zulassen!" "Jaja, ich lasse sie schon zu." Ich setzte mich hin. "Warte noch kurz..." Jetzt hörte ich seine Stimme neben mir. "Jetzt kannst du sie wieder aufmachen." Langsam öffnete ich meine Augen. Was ich sah war...