Kapitel 14

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SOPHIA POV

Der gestrige Abend war wirklich schön gewesen. Jimin hatte mich noch bis zur U-Bahn Station begleitet. Jetzt war ich gerade auf dem Weg zum Big Hit Entertainment mit Merle. Sie war um einiges später zum Hotel gekommen. Ehrlich gesagt, wollte ich gar nicht wissen, was die beiden getan haben.
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"So! Wie ihr alle wisst, stehen die letzten Tage des Trainings vor dem Musikvideodreh an. Also alle nochmal Vollgas geben und das Beste aus euch rausholen! 화이팅 (Fighting)!", feuerte uns regelrecht unser Tanzlehrer an. "Ja!", sagten wir alle laut und ich machte mich auf den Weg zu unserem Tanzraum. Jemand griff nach meiner Hand. Ich drehte mich leicht zur Seite um. Ein grinsender Jimin blickte mir entgegen. "Hast du schon Lust auf's Training?", fragte er. Ich grinste ihn an.
Sofort fingen wir an zu trainieren und plötzlich fiel mir auf, wie müde ich eigentlich war. Fast 8 Wochen lang hatten wir durchgängig 11 Stunden am Tag und nur mit sehr kurzen Pausen trainiert. Wer ein Kpop Idol werden möchte, muss sehr viel Durchhaltevermögen haben; das habe ich in der Zeit zu spüren bekommen. Unser Tanzlehrer betrat den Raum: "Ich muss schon sagen, ihr habt euch wirklich verbessert. Bitte kommt schon 19 Uhr wieder runter, damit ihr die Choreographie den anderen präsentieren könnt." "네, 알겠어요. (Ja, wir haben verstanden", sagten wir darauf und fuhren mit dem Training fort. Ich wollte es nicht den anderen zeigen. Erstens, weil ich einfach kein sehr großes Selbstvertrauen beim Tanzen vor Publikum hatte und zweitens, weil Taehyung es sehen würde. "Hey, bist du noch da? Du wirkst so abgelenkt." Jimin schnipste vor meinem Gesicht. "J-ja, alles okay", antwortete ich schnell darauf. "Wir müssen jetzt runtergehen", meinte er. Wir schnappten uns unsere Sachen und betraten den "Gemeinschaftsproberaum". Sofort erblickte ich den Tanzlehrer. "Ah, da seid ihr ja endlich", sagte er. Die Vorstellungen der einzelnen Choreohraphien begann. Als ich und Jimin an der Reihe waren fühlte ich mich merkwürdigerweise ziemlich wohl. Alles lief fließend ab und am Ende klatschten die anderen für uns. Doch dann fiel mir Taehyungs Gesichausdruck auf. Er hatte ein künstliches Lächeln aufgesetzt und klatschte nur schwach mit den anderen mit. Ich konnte es einfach nicht ertragen und schaute schnell weg.

V POV

Jedes Mal wenn sie sich berührten, wurde der Schmerz in mir größer. 'Nein, nein. Bitte... tu mir das nicht an.' Und im nächsten Moment dachte ich mir: 'Es ist okay. Ich hab es verbockt. Und das Schicksal will es nunmal nicht so.' Ich bekam zuerst gar nicht mir, wie alle um mich herum anfingen zu klatschen. Mager klatschte ich auch. Ich hatte in diesem Moment nicht die Kraft und den Willen dafür gehabt, lauter zu klatschen.
Der restliche Tag ging ziemlich schnell vorbei.

Im Dorm

Ich saß links neben Yoongi auf der Wohnzimmercouch. Alle anderen waren noch Essen einkaufen gegangen. Ich starrte auf mein Handy. Mein Hintergrundbild war zu sehen: Ein Familienfoto. Ich vermisste sie jeden Tag. Doch ich könnte niemals einfach so BTS aufgeben und damit alle Leute, die uns supporteten. Vor allem nicht die Jungs, die für mich meine eigene etwas besonderere Familie darstellten. Mein Handy vibrierte. Es war eine neue Nachricht auf Kakao Talk:

-S-: (내일은 우리 말할수 있을거야?) Können wir morgen reden?

Ich wollte etwas schreiben und abschicken, löschte es dann aber wieder. "Tae?" Ich drehte mich überrascht zu Suga um. "(어. 뭐야?) Ja. Was ist?", fragte ich ihn zurück. "Sag mal, habt ihr euch eigentlich geküsst?" Ich starrte ihn perplex an. Er seufzte. "Also ja." "Auf was willst du hinaus?", fragte ich. "Weißt du noch, als du gesagt hast: 'Ich werde meine erste Liebe (mit der ich meinen ersten Kuss hatte) heiraten.'?" Ich brauchte eine Weile, um zu realisieren, was er mir sagen wollte. "Du hast Recht." Ich merkte, wie meine Augen feucht wurden. "Entschuldige mich kurz", sagte ich zu Yoongi und eilte ins Bad. Sofort drehte ich den Hahn auf und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht. 'Scheiße', dachte ich mir. 'Ich werde niemals mein selbst gestelltes Versprechen halten können.' Mit dem Handballen schlug ich gegen das Waschbecken. Es tat höllisch weh, doch mir war das egal.
Der nächste Tag begann bescheiden: Ich verschlief eine Dreiviertelstunde. Die anderen zogen sich schon die Schuhe an, als ich aus der Schlafzimmertür kam. "Warum habt ihr mich nicht geweckt?", schnauzte ich sie ungewollt an. "Ganz ruhig. Tut uns leid, aber wir haben dich nicht wachgekriegt", sagte Rap Monster. Ich starrte ihn verärgert an. Dann rannte ich zurück in mein Zimmer und zog mich so schnell wie es ging um.

Als ich in den Practice Room kam, trainierten alle bereits.

SOPHIA POV

V betrat den Raum. Er sah verdammt fertig aus. Seine Haare waren ungekämmt und er hatte definitiv sichtbare Augenringe. Er schaute in die Runde, sein Blick blieb an keiner Person hängen, bis er bei mir ankam. Ausdruckslos schauten mir ein paar dunkelbraune Augen entgegen. Ich zuckte leicht zusammen, als ich ein kleines Lächeln auf seinen Lippen erkannte. Gestern hatte er mir nicht auf meine Nachricht geantwortet gehabt. Dabei wollte ich mit ihm unbedingt über die gesamte Situation reden. Aber ich konnte es auch nachvollziehen. Warum wöllte er mit mir reden wollen? Schließlich war ich an allem Schuld. Ich atmete langsam durch. Jemand tippte mich an: "Wir werden den nächsten Durchlauf für "V" und Youtube filmen, wenn das euch nichts ausmacht", sagte Rap Monster. Er wendete sich von mir ab und suchte mit seinen Augen Merle. Ich nickte nur und lächelte ihm schwach zu. Der heutige Tag verging sehr schnell. Es wurde zweimal die Choreo aufgenommen und dann lud uns der Manager wieder zu einem gemeinsamen Essen ein. Es war ein Restaurant im Stadtteil Gangnam. Ich mochte diesen Teil der Stadt sehr gerne, weil er der Verrückteste ganz Seouls war. Es gab ein riesiges All-You-Can-Eat Buffet im Barbecue Style. Ich nahm mir einen Teller und stellte mich vor einen der dampfenden Behälter. "So viele Kalorien", hörte ich Jimin neben mir sagen. Ich drehte mich zu ihm um: "Das wird dir nichts ausmachen. Du wiegst ja fast so viel wie ich und ich bin ja schon dünn." "Jaja, aber-" "Nicht aber." Er guckte mich traurig an. "Bitte iss etwas", sagte ich darauf. Widerwillig nahm er sich ein wenig Fleisch. Nach dem Essen verließen wir das Restaurant. "Ich hoffe, euch hat der Abend und natürlich auch das Essen gefallen. Die zwei nächsten Tage werden nochmal hart, da der Videodreh bevor steht. Danach haben wir für die restlichen eineinhalb Wochen, in denen unsere beiden Gäste noch da sind, ein bisschen Sightseeing in Südkorea geplant. Ich hoffe, ihr freut euch darauf. Bis morgen!" Alle klatschten und der Manager verbeugte sich. Dann machte sich fast jeder in eine andere Richtung auf. Ehe ich Taehyung ansprechen konnte, war er schon verschwunden. Ich spürte eine warme Hand in meiner: "Wollen wir noch ein bisschen durch Gangnam laufen?" "Warum nicht", sagte ich...

"Weißt du, Busan ist zwar auch eine riesige Stadt, aber Seoul hat eine ganz andere Atmosphere. Die Menschen, die Häuser, die 노래방 (Karaokebars); einfach alles." Er atmete einmal tief durch und lächelte dann. Plötzlich wurde sein Gesicht ernst: "Was ist eigentlich mit V?" Ich guckte ihn entgeistert an. "Stehst du noch auf ihn?" "Ich glaube-" "Du glaubst?" Er blieb stehen und guckte mich erwartungsvoll an. Dann ließ er meine Hand los. "Ich glaube, ich mag ihn noch ziemlich." "Denkst du, ich kann das ändern?" Er starrte auf den Boden. Ich sagte nichts; die Wörter blieben mir im Hals stecken. "Sophia?" Ich nickte nur. Er blickte zur Seite. "Willst du..." Er biss sich auf seine Unterlippe; sie glänzte rötlich im Licht der Straßenlaterne. "Mit mir... also willst du mit mir..." Er schaute auf und betrachtete mein Gesicht bis er bei meinen Augen stehen blieb. "...zusammen sein?" Ich spürte einen kleinen Stich, und dann pochte mein Herz wie verrückt. Plötzlich wichen meine Gedanken zu Taehyung. Weinend. Allein.
Ich wollte ihn nicht verletzen, aber ich glaubte, dafür war es schon zu spät. Ich versuchte meine Gedanken wieder zu ordnen. Ich stand vor einem der momentan berühmtesten Kpop Stars auf der ganzen Welt. Und er beachtete mich, er wollte etwas von mir. Er bittete mich um etwas. Und ich reagierte nicht. Plötzlich erschrack ich: "Ist schon okay. Du musst nicht, wenn du nicht willst." Ein gezwungenes Lächeln bildete sich in Jimins Gesicht. "Nein, nein", sagte ich. Er schaute mich verwirrt an. "Also 'ja'", fügte ich noch hinzu. "Was meinst du?", fragte er. "Ja, ich würde gerne..." Sein Gesicht veränderte sich wieder "...deine Freundin sein." Er strahlte. Nichts gespieltes oder künstliches. Es wirkte echt. Dann nahm er meine beiden Hände und streichelte sie. "Danke", flüsterte er beinahe.

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