Kapitel 17

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Langsam öffnete ich meine Augen. Es war stockdunkel. Ich versuchte darauf zu warten, dass sich meine Augen an das Licht gewöhnten, doch es wollte sich nichts verändert. Dann merkte ich, dass Musik lief.

~Suga how you get so fly~

Es kam von einem Handy, dass neben mir auf dem Boden lag. Ich bückte mich, um es aufzuheben. Es war nicht meins, das war mir klar. Ich blickte auf die Uhrzeit: 오전 9:30 / 9:30 Uhr. Dann fiel mir alles wieder ein: Der Drehtag, das Duschen, Jimin-
Ich lag halb auf im drauf! Oh mein Gott. Und er schien nicht, wach zu sein. Ich schaltete den Wecker aus und bekam das Bild von unseren Füßen zu sehen. Wie süß.
Jimin drückte mich an sich: "Jagi, warum bist du schon wach?" "Es ist 9:30 Uhr", antwortete ich ihm. Schlagartig versuchte er sich aufzurichten. "Was, schon so spät? Fuck, wir müssen uns beeilen, um hier schnell rauszukommen und dann so zu tun, als ob wir gerade erst gekommen sind." "Mhm." "Warte... ich versuche dich hochzuheben." Er schaffte es und ich setzte mich auf den Rand der Badewanne, während Jimin mit der Hilfe seines Handys den Lichtschalter suchte.
Ich musste meine Augen zusammenkneifen, weil es so hell war. "Okay, schnell, aber leise", meinte Jimin. Wir putzten uns unsere Zähne. Mir entging es nicht wie Jimin durch den Spiegel die ganze Zeit meinen Körper anstarrte und grinste. Aber ich konnte es ihm nicht übel nehmen. Schließlich starrte ich auch seinen an. Wir spülten unsere Münder aus. Ich wollte nach meinen Anziehsachen greifen, doch Jimin hielt meine Hand fest und zog mich zu sich. "Du darfst dich gleich anziehen. Ich will nur noch kurz den Moment genießen." Er kam mir näher. Ich wechselte unentwegt meinen Blick zwischen seinen Augen und seinen Lippen. Ich spürte seinen warmen frischen Atem. Unsere Nasensptizen berührten sich. "Nur kurz...", flüßterte er wieder. Wie könnte man nur seine Lippen beschreiben? Weich, meist feucht, warm. Es kribbelte alles in mir, wenn sie meine berührten. Wie ein Samtkissen.
Ein intensiver Kuss; das Gefühl von Geborgenheit. Ja, er ist es. Ich hoffe es so sehr. Er wird mir nicht weh tun.
Ich wollte sie nicht wieder verlieren; an die Welt. Diese Lippen.
Doch bevor ich mich versah, hatte Jimin schon sein T-Shirt angezogen. "빨리야 (schnell)", sagte er. "J-ja, klar."
Nun standen wir vor der Badezimmertür; meine zitternde Hand an der Türklinke.
Bitte lasst sie Klamotten anhaben.
Jimim nahm meine rechte Hand. Ich atmete tief durch. Es kam mir wie Jahre vor, als ich die Türklinke langsam herunterdrückte. Der Türspalt wurde immer größer. Ganz vorsichtig schaute ich nach rechts. Fast musste ich lachen: Namjoon lag schräg auf dem Bett. Ich war mir nicht sicher, ob er etwas an hatte, weil die Decke den mittleren Teil seines Körpers abdeckte. Seine Haare waren komplett zerzaust. Und Merle lag halb auf ihm. Ihre Haare waren ebenfalls zerzaust. Was mich wunderte war, dass sie ein Nachthemd anhatte. Vielleicht war ihnen später wieder eingefallen, dass ich und Jimin ja noch kommen wollten. "Hey, lass uns zur Tür gehen", flüsterte Jimin. Ich nickte ihm zu. Wir schlichen in Richtung Tür, ich drehte mich andauernd um, bis mir zwei dunkelbraune Augen entgegenstarrten. Es waren Namjoons. "Jimin?", wollte ich eigentlich in einem leisen Ton sagen, anstelle dem ähnelte es eher einem unterdrückten Schreien. Er drehte sich um und blieb versteinert stehen. Leicht verunsichert sagte er: "Oh, ihr seid wach? Wir-wir sind gerade gekommen, wollten euch aber nicht stören, als wir gesehen haben, das ihr noch schlaft." Namjoon sah ihn misstrauisch an. "Was ist hier los. Gott, bin ich müde." Es war Merle, die sich langsam aufrichtete und erst danach ihre Augen öffnete. "Warum seid ihr hier und warum-" Sie stockte und blickte auf den Boden. Überall lagen Klamotten von ihr und Namjoon herum. "Oh shit." Wir blickten uns nur gegenseitig an, bis Merle noch halb im Schlaf aufstand und in Richtung Bad ging. "Ähm Leute. Wisst ihr, weshalb das Licht hier noch an ist?" Keiner traute sich, auch nur ein Wort zu sagen. "Ach, ich habe sowieso keine Ahnung mehr, was gestern alles passiert ist." Erleichtert atmeten ich und Jimin auf. "Leute, warum liegt hier", Merle beendete den Satz nicht, bis sie wieder aus dem Bad heraus kam "eine Kondompackung herum?" Fragend blickte sie zuerst Namjoon an, dann uns. Jimin berührte mich leicht mit seinem Ellebogen und beugte sich dann etwas zu mir: "Wenn wir reden müssen, dann mache ich das." "어 (Ja)." "Was ist?", fragte Namjoon, der noch misstrauischer geworden war. "Wir haben nur überlegt, was ihr getan habt." Namjoon schaute Jimin erschrocken und irgendwie angeekelt an. Doch Jimin ließ sich davon nicht einschüchtern: "Naja. Ihr habt keine Ahnung mehr, was gestern oder heute passiert ist; zumindest Merle nicht, ihr habt in sehr merkwürdigen Posen geschlafen, überall liegen eure Sachen rum und im Bad ist eine Kondompackung. Habt ihr getrunken oder sonst was?" Namjoon kratzte sich am Hinterkopf: "Wir haben vielleicht zwei Flaschen Soju (koreanischer Schnaps hauptsächlich aus Reis) getrunken, aber das war's glaube ich." "Glaubst du?" Jimin versuchte ihn nervös zu machen. "Ja, glaube ich. Aber warum redest du so schnell und herausfordernd?"
Ich betrachtete während der Diskussion den Raum: Merles Kleid lag halb auf meiner Bettseite, Rap Mons Hose über dem Fernseher. Merles Jacke lag neben der Tür, aber Namjoons Jacke befand sich vor dem Fenster. Wie hatten sie das bloß hinbekommen. Doch dann sah ich etwas, dass ich mir lieber im Mülleimer gewünscht hätte: Die zweite Kondompackung. Sie würden uns noch weniger glauben, wenn sie diese finden. "Wenn ihr gerade erst gekommen seit, warum steht dann Sophias Tasche an ihrer Bettseite?", sagte Namjoon mit einem ruhigen, aber triumphierenden Ton. "Ich habe doch gesagt, wir haben euch schlafen sehen. Wir wollten nur kurz unser Zeug abstellen und dann hoch auf's Hoteldach fahren. Da soll es angeblich einen schönen Garten oder sowas geben?" Jimin blickte mich fragend an. Ich versuchte meine Nervosität zu unterdrücken und sagte so selbstbewusst wie es ging: "Ja, genau. Die Frau am Empfang hat davon etwas gesagt." "Ah, genau", meinte Rap Mon. Er grinste. Er wusste ganz genau, dass etwas nicht stimmte. "Als ob-" "Was hast du gerade gesagt?", fragte Jimin. "Nichts, nichts. Da ihr gerade gehen wolltet, könnt ihr das jetzt auch tun. Wir Räumen das Zimmer in der Zwischenzeit auf." Wir blieben wie versteinert stehen. "Warum geht ihr nicht? Ihr wollt doch sicher noch ein bisschen Zeit zu zweit haben?" Er zog eine Augenbraue hoch. Dann setzte er ein Fake-Lächeln auf: "Oder gibt es noch irgendetwas, dass ihr sagen wolltet?" "아니요, 가자 (Nein, lass uns gehen)", antwortete Jimim und drehte sich um. Ich tat es ihm nach kurzem Zögern gleich.
Nun befanden wir uns auf dem Gang vor dem Zimmer. "Fuck. Scheiße, was machen wir jetz?", fragte mich Jimin. "Keine Ahnung. Lass uns doch da drüben hinsetzen." Ich deutete auf einen kleinen Tisch mit zwei Stühlen, welchet sich vor einer großen Fensterfront befand. Jimin nickte mir zu. Nachdem wir uns hingesetzt hatten, blickte er mich ausdruckslos an. Dann verkrampfte er sein Gesicht und ballte eine Faust mit seiner Hand. Er schlug damit gegen den Tisch. Ich schrack zusammen. "Alles okay?", fragte ich ihn. Er darauf allerdings legte seinen Kopf auf den Tisch und schlug wieder gegen ihn, aber nicht so stark wie beim ersten Mal. Ich lehnte mich etwas nach vorne und legte meinen Kopf auf meine Arme. "Hey. Ist schon okay. Wir können alles abstreiten. Schließlich wissen die von gestern gar nichts mehr." Jimin schaute auf. Mit großen Augen blickte er mir entgegen, sein Mund stand leicht offen und die Augenbrauen waren hochgezogen. Ich spürte, wie ich rot wurde. "Wa-was ist los?", fragte ich ihn. "Du hast Recht." "Was meinst du?" "Du hast damit Recht, das wir alles abstreiten können. Und selbst wenn sie es uns nicht glauben, wir sind nunmal zusammen. Ist doch normal miteinander zu schlafen." Er grinste mich an. "J-ja. Stimmt schon irgendwie." "Ich muss dann nur gestehenz dass ich ein Kondom von ihm geklaut habe." "Du hast was?", fragte ich ihn leicht erschocken. "Naja. Wir haben sowas normalerweise nicht bei uns und es war einfach offensichtlich, dass Merle und Namjoon-Hyung miteinander schlafen...", erklärte er. "Hm... also hast du es ganz bewusst mitgenommen?", fragte ich ihn etwas verwirrt. "Kann man so sagen." Jimins Handy virbrierte. Er holte es aus seiner Hosentasche und schaute verwirrt darauf. "Was ist los?", fragte ich ihn. Er zeigte mir das Display. Es war Kakao Talk:

남준형 (Namjoon-Hyung): 우리 끝났는데 문제 있으니까 돌아와. (Wir sind fertig, aber ich glaube, wir haben ein Problem. Kommt zurück.)

Wir waren wieder vor der Hoteltür angekommen. Ich fragte Jimin: "Du redest wieder?" Er nickte mir zu und pochte an die Tür. Nur wenige Sekunden später wurde sie von Namjoon geöffnet.

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