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Unter starken Schmerzen im Fußbereich wachte ich auf. Ich wunderte mich, da normalerweise mein Wecker hätte klingeln müssen.
Laut fluchend sprang ich, so gut es eben möglich war, auf und humpelte nach unten. „Warum hast du meinen Wecker mitgenommen?", schrie ich schon von oben meine Mutter an.
Diese stand ganz gelassen in der Küche und kochte irgendeine Suppe. „Beruhige dich doch mal, ich hab dich für heute krank geschrieben. Du kannst ja kaum laufen." Ich verlangsamte meinen Gang und ließ mir ihre Worte noch einmal durch den Kopf gehen. Eigentlich hätte ich mich gefreut, doch das hieß gleichzeitig, dass ich meine Freunde heute nicht sehen konnte.

Genervt stöhnte ich vor Schmerz auf, als ich aus Versehen mit meinem verletzten Fuß auftrat. Mum sah mich besorgt an und deutete mir nach oben zu gehen. Da ich sowieso nichts besseres zu tun hatte, tat ich das auch und legte mich wieder in mein Bett.
Kurze zeit später erschien meine Mutter und brachte mir die Suppe und grünen Tee. Nachdem ich die geschmacksneutrale Suppe ausgelöffelt hatte kniete ich mich mit dem Tee vor mein Fenster. Dieses befand sich zum Glück genau neben meinem Bett, sodass ich nicht aufstehen musste.

Ich öffnete das Fenster, um etwas frische Luft reinzulassen. Man konnte deutlich spüren, dass der Winter langsam am kommen war. Die Temperatur fiel mit jedem Tag und ich wollte eigentlich nur noch Hoodies tragen.
Mein Blick viel auf meinen immer noch schmerzenden Fuß. Der würde mich an vielem hindern. Es war zwar lang nicht mehr so schlimm wie gestern, dennoch konnte ich erst mal nicht tanzen oder longboarden. Na toll. Meine beiden Lieblingsbeschäftigungen waren für mich also nicht mehr möglich. Da kam nur noch zocken in Frage.
Dazu hatte ich momentan noch keine Lust, außerdem würden Felix und Simon erst später in Teamspeak sein, da die Schule gerade erst vorbei war. Auf meinem Handy erschien eine Sprachnachricht von Simon. Im Hintergrund hörte man die ganze Zeit komische Geräusche, die ganz offensichtlich von Felix stammten. Typisch.

„Hey, wo warst du heute? Wir haben heute doch eine Matheklausur geschrieben. Glaub mir, die war so leicht, dass sogar du sie gepackt hättest. Aber nein du musst dich natürlich mal wieder drücken."
Der immer mit seiner scheiß Angeberei. Ich freue mich schon wieder darauf, wenn seine Sportnote sein Zeugnis versaute. Tja, dann hatte er eben eine drei im Zeugnis.
Meine fiesen Gedanken wurden unterbrochen, als es plötzlich an der Tür klingelte. Bestimmt war es nur der Postbote oder so. Doch bei den Worten meiner Mutter wurde ich hellhörig.
„Ardy geht es nicht gut. Er ist wahrscheinlich wieder eingeschlafen. Tut mir leid, dass du umsonst gekommen bist." Ihre Ausdrucksweise war nicht gerade höflich und mit einem kalten Unterton in der Stimme.
Ich beugte mich so weit es ging über die Fensterbank und erblickte die Person, die sich mit enttäuschtem Blick umdrehte, um zu gehen.

„Warte Taddl, ich bin hier!", schrie ich so laut ich konnte und er sah wirklich zu mir. Meine Mutter wedelte mit der Hand, dass ich wieder rein gehen sollte doch ich tat so als würde ich sie nicht verstehen.
So schnell ich konnte lief ich zur Haustür. Mein Fuß tat plötzlich nicht mehr so stark weh.
„Was sollte das?", schnauzte ich Mum an und zwängte mich an ihr vorbei. Taddl breitete grinsend seine Arme aus und ich sprang schon fast in diese. Plötzlich verschwand sein glücklicher Gesichtsausdruck und er drückte mich fast schon grob von sich weg. Ich sah ihn verwirrt an doch er starrte nur ins Leere.
„Wie geht es dir?", fragte er leise. „Eigent-" „Es geht ihm nicht gut, das sieht man doch. Er braucht wirklich seine Ruhe", unterbrach mich meine Mutter und ihr wurde langsam sauer. Gerade wollte ich sie wieder anfauchen, da ergriff Taddl das Wort.
„Tut mir leid, Ardy. Ich muss dann auch gehen", meinte er und fuhr ohne ein Wort davon. Tränen der Wut stiegen mir in die Augen und ich stampfte an meiner Mutter vorbei, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
„Ardy", hörte ich sie noch hinter mir sagen, doch das war mir egal.

Ich sprintete die Treppe hoch in mein Zimmer, knallte die Tür zu und trat einmal kräftig mit meinem mittlerweile pochenden Fuß zu. Doch ich spürte den Schmerz nicht so stark, dazu war ich einfach zu wütend.
Dann schloss ich noch mein Fenster und legte mich wieder auf mein Bett. Ich packte mir mein Kissen und schrie so laut ich konnte hinein.
Was hatte Mum gegen Taddl? Er hat ihr nichts getan, er hat niemandem was getan. Er war so fürsorglich und sie verscheuchte ihn einfach ohne an mich zu denken. Das kotzte mich an!
Nach einiger Zeit hatte ich mich wieder etwas beruhigt und öffnete Whatsapp an meinem Handy.

Tut mir leid Taddl, meine Mutter hat sich einfach nur scheiße verhalten, da sie wahrscheinlich einen schlechten Tag hat.
Normalerweise ist sie wirklich nie so. Danke, dass du mich besuchen wolltest,  vielleicht können wir morgen etwas machen? Ich hoffe du bist nicht sauer oder so. :/

Ich setzte mich an meinem PC und öffnete Skype, weil ich keine Antwort bekam. Simon war online und ich rief ihn an. „Ach, meldest du dich auch mal?", lachte er und ich sah, wie er mich durch die Facecam angrinste.
„Sorry, hatte vorhin einfach keine Lust mir deine Prahlereien anzuhören." Er lachte nur und bekam sich gar nicht mehr ein. „Standest du heute schon einmal vor dem Spiegel?", fragte er und kicherte dabei immer noch, „du siehst nämlich aus wie ein Ungeheuer!"
Ich betrachtete mein Gesicht in der Webcam und schreckte zurück. Er hatte ausnahmsweise recht.
Meine Haare standen irgendwo, nur nicht da wo sie sein sollten. Unter meinen Augen waren dunkle Ringe, die nicht gerade gesund aussahen. Ich stöhnte genervt auf und schaltete den Videoanruf ab. „Geh mal auf Teamspeak, hab gerade Lust zu zocken", meinte ich dann und legte auf.
Felix war auch schon bereit und so startete ich Minecraft. Wir gingen auf einen der vielen Server und zockten dort verschiedene Minigames, bei denen ich zum Glück nicht immer verlor.
Im Gegensatz zu mir war Felix nämlich eine Niete in so ziemlich jedem Spiel. So war es eigentlich immer nur ein spannender Kampf zwischen Simon und mir.

Das nächste Mal als ich auf die Uhr sah, war es schon halb ein Uhr morgens. Ich dachte kurz an meine Augenringe und entschied mich dann zu schlafen. Nach einer Verabschiedung und dem Herunterfahren meines PC, schmiss ich mich auf mein Bett. So einen langweiligen Tag hatte ich schon lange nicht mehr erlebt. Zum Glück tat mein Fuß mittlerweile fast nicht mehr weh, sodass ich ohne Schmerzen schnell einschlief.

~Get it right, all night. From the dark to the light!~

Plötzlich ertönte mein etwas zu lauter Klingelton und ich saß kerzengerade im Bett. Ich ertastete den Gegenstand und nahm ab.
„Hallo?", nuschelte ich immer noch tot müde und die laute Stimme meines langjährigen besten Freundes drang mir ins Ohr.
„Joo Ardy, hast Bock 'heut was zu machen? Ich hab sturmfrei du kannst auch bei mir pennen!" Ich überlegte kurz und entschied mich dafür, dass ich mal wieder etwas Ablenkung brauchte. „Klar gerne, holst du mich dann später ab?" Er stimmte zu und ich legte auf.

Tommy war zwei Jahre älter als ich und hatte damit schon seine eigene Wohnung mit seiner Freundin, die anscheinend außer Haus war. Als er 14 Jahre alt war, gaben ihn seine Eltern an ein Kinderheim, da sie nicht mehr mit ihm klar kamen. Irgendwie verständlich. Bei seinem 18. Geburtstag zog er dann sofort aus und lebt seit dem mit Lena zusammen.

Ich quälte mich aus meinem Bett und tapste ins Badezimmer. Dort nahm ich eine kalte Dusche, bei der ich mich entspannen konnte.
Danach schnappte ich mir noch eine schwarze Jeans und meinen Lieblingshoodie, mit einer Brudi-Aufschrift, und zog mich um.
Mum war heute arbeiten, deshalb schrieb ich ihr einen Zettel:
'Bin bei Tommy. Ich komm morgen wieder.'

Dann nahm ich noch mein Handy, zog meine Schuhe an und trat aus dem Haus. Ich sah Tommy schon, grinsend und an sein Auto gelehnt, auf mich warten und ging ebenfalls grinsend auf ihn zu.
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Heey meine Lieben! Ich bin nicht so zufrieden mit diesem Kapitel. Das nächste wird wider besser.😘

Das Leben des Ardy (Tardy ff)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora