3.Kapitel

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„Vero! Beeil dich, dein Flug!!“, schrie meine Mutter verzweifelt. Über drei Kabinen hinweg. In der überfüllten Flughafentoilette. Peeeeinlich.

„ Ja, Mum, bin sofort da!“, rief ich in die ungefähre Richtung meiner Mutter. Schließlich war es jetzt eh schon egal, ob die Frauen uns hier für verrückt hielten.

Fünf Minuten später stürmten Mum und ich auch schon aus der Toilette und der Gesichtsausdruck meines Vaters, der vor der Tür gewartet hatte, wechselte in Sekundenschnelle von erleichtert zu verärgert. „ Mädels, uns läuft die Zeit davon! Wir sind ja an diesem Flughafen auch erst seit drei Stunden, wieso seid ihr nicht vorher gegangen?“ Weder Mum noch ich hielten es für nötig, darauf zu antworten und so rannten wir nur alle drei wie von der Tarantel gestochen zu Gate 3.

Noch eine Kurve-„ Frau Felder, bitte kommen Sie umgehend zu Gate 3, Ihr Flug geht in fünf Minuten!“, schallte es aus den Lautsprechern. Ich beschleunigte mein Tempo und rannte fast gegen den Schalter. Die Dame dahinter blickte mich erstaunt an. „ Fr. Felder?“, fragte sie lächelnd. Ich nickte nur, schließlich hatte ich gerade den halben Flughafen in Bestzeit durchlaufen.

Ich spürte die Hand meiner Mutter auf meiner Schulter, als sie und Dad auch endlich da waren. Die Frau am Schalter nahm mein Ticket und währenddessen drehte ich mich zu meinen Eltern um. „ Tja, dann viel Spaß, Schatz.“, flüsterte mein Vater. Meine Mum sagte gar nichts, sondern schlang ihre Arme um mich und drückte mich so fest, dass ich kaum Luft bekam. Ich gebe es zu, mir entwischte eine Träne und bevor ich sie verstohlen wegwischen konnte, kullerte sie schon meine Wange hinunter. „ Ich wird euch vermissen!“, sagte ich und mein Vater drückte mir darauf hin einen Kuss auf die Stirn. „ Wir hören uns heute Abend.“, sagte er, dann schubste er mich Richtung Finger und ich wackelte auf zittrigen Knien durch den Tunnel. Vielleicht mag es für manche seltsam klingen, die schon oft weit weg von zu Hause und ihren Eltern waren. Aber ich war noch nie länger von ihnen getrennt, als ein Wochenende. Und da war ich vielleicht zwei Nebenstraßen entfernt gewesen.

Im Flugzeug angekommen fand ich meinen Platz zwischen einer alten Frau mit einer Strickzeitschrift in der Hand und einem -nun ja, ich will ja nicht dick sagen, aber alles andere wäre untertrieben- ziemlich dicken Mann, schätzungsweise Ende vierzig. Er trug ein Hawaiihemd und Sonnenbrille. Sag mal, wo dachte der, dass wir hinfliegen? Wir waren auf dem Weg nach London!! Ich ließ mich auf meinen Platz fallen und lächelte der alten Dame zu. Sieerwiderte es freundlich.  Bei dem Mann zu meiner linken wusste ich nicht so recht, ob er wach war oder schlief, also ließ ich es lieber bleiben.

In den drei Stunden Flug, in denen ich verzweifelt darüber nachdachte, was ich mir eigentlich dabei gedacht hatte, allein in eine Großstadt zu fliegen und meine Familie zu verlassen( ich weiß, ich weiß, es war NATÜRLICH nicht für immer), erfuhr ich ein wenig über Margaret, die alte Frau neben mir. Ohne ihr als Gesellschaft wäre ich wahrscheinlich gestorben vor Angst. Und an Nasenkrebs oder so. Der Typ neben mir stank so extrem nach Schweiß, dass ich mich fragte, was er wohl vor dem Flug gemacht hatte. Gejoggt ganz sicher nicht…

Nach der Landung verabschiedete ich mich mit einer Umarmung von Margaret, die zielstrebig auf einen Mann in ihrem Alter zulief. Er sah aus wie einer dieser verwirrten Professoren. Echt süß! Außer ihm standen noch Massen von Leuten im Empfangsbereich. Und die anderen Passagiere waren auch schnell in der Menge verschwunden. Nur ich stand hier forever alone. Also stellte ich mich auf die Zehenspitzen und suchte die Masse nach einem Schild mit meinem Namen ab. Minutenlang ging das so. Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter und ich drehte mich rasch um.

Ein Mann in schwarzer Röhre und blauem Hemd blickte interessiert zu mir herab. Jap, er war einen ganzen Kopf größer als ich. „ Bist du Veronika?“, fragte er und ein Hauch von britischem Akzent war in seiner Stimme zu hören. „ Ja, ehm, sind Sie Peer?“, erwiderte ich. Das wäre echt eine Erlösung! Aber ich konnte mir fast nicht vorstellen, dass Fr. Tramm mit jemandem wie ihm befreundet war. Er war jung, vielleicht Mitte dreißig und sah fantastisch aus. Dunkelbraune, fast schwarze Haare, die ihm fast bis auf die Schultern fielen und olivfarbene Haut. Die Augen leuchteten in einem wunderschönen Meergrün. Und sahen mich an. „ Ja, der bin ich. Wollen wir los, hier ist, glaube ich, nicht der perfekte Ort für eine Unterhaltung.“, meinte Peer und nahm mir meine Tasche aus der Hand. Ich war zu perplex, um protestieren zu können. Er war mit Fr. Tramm befreundet? Er?? Mit IHR??? Okayyy…

I AM ( One Direction FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt