Dinner

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Ashlee
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"Wir haben ein Problem", flüstere ich ins Handy, während ich rücklings an einem Baum lehne,"Collin ist hier!"
"Du meinst den Collin?", fragt Rob und ich höre Noah im Hintergrund wütend knurren.
"Genau den. Er war bei ihr und sie haben sich kurz unterhalten. Es sah so aus als ob sie sich kannten", berichte ich weiter und spähe durch das lichte Wäldchen hinüber zu meiner Lehrerin. Dass ich meine Zeit nun damit verbringen muss auf sie aufzupassen ist schon schlimm genug, aber dass uns jetzt auch noch Collin dazwischen funkt ist äußerst ärgerlich.
"Hat er dich gesehen?", fragt Noah und ich kann förmlich spüren wie wütend er ist. Collin und er haben keine gute Vergangenheit.
"Nein aber heute Abend wird er das."
"Er hat sie zum Essen eingeladen?", fragt mein Zwillingsbruder und ich höre ihn leise lachen,"dann weiß ich schon, was wir heute Abend machen."
"Er holt sie um 19:00 Uhr mit dem Auto ab", sage ich und lehne meinen Kopf seufzend an den Baum,"ich werde hinterherfahren, du und Noah lauft schon mal vor. Zu Fuß seid ihr hundert mal schneller als mit dem Auto."
"Einverstanden. Rob und ich warten vor dem Restaurant auf dich. Es ist besser wenn wir erstmal nicht reinplatzen und Collin uns nicht sieht. Wir wissen nicht, ob er seine Revec Kumpel mitgebracht hat."
"Pfff und wenn schon", lacht Rob spöttisch," jeder von uns wird mit drei gleichzeitig fertig. Das sind neun. Es ist als würden sich Hyänen mit Löwen anlegen."
Ich muss lächeln über den Enthusiasmus meines Bruders, sehe mich aber gezwungen ihn zu korrigieren.
"Aber auch die stärksten Löwen verlieren den Kampf, wenn es zu viele Hyänen sind. Und du vergisst dass Hyänen sehr hinterlistig sind."
"Ash hat Recht. Wir sind vielleicht stärker und schneller als Collin und seine Versager aber wir dürfen nicht den Fehler machen sie zu unterschätzen. Denn sie hecken meistens irgendeinen Plan aus den kennen wir nicht", stimmt mir Noah zu und ich höre ihn seufzen,"siehst du Miss Taylor noch, oder ist sie schon weg?"
"Natürlich sehe ich sie noch, Noah", brumme ich genervt, werfe aber trotzdem nochmal einen Blick zu ihr hinüber. Ein breites Grinsen zieht sich über meine Lippen,"und sie zieht sich gerade um."
"Nicht dein Ernst!", jammert Rob und ich breche in leises Gekicher aus, genau wie mein großer Bruder. Wir beide wissen, dass unsere hübsche Lehrerin ihm ein bisschen den Kopf verdreht hat.
"Rob!", sage ich amüsiert,"du weißt ganz genau, dass wir mit unserer Schutzperson nichts anfangen dürfen. Außerdem ist sie deine Lehrerin und viel zu alt für dich."
"Genau genommen ist sie nur deine und Noahs Lehrerin, Ash!", stellt er klar,"ich habe sie nicht im Unterricht."
"Es ist trotzdem verboten, Bruder. Such dir eine aus unseren Reihen", lacht Noah und legt dann auf.
Immer noch grinsend stoße ich mich vom Baum ab und folge den beiden jungen Lehrerinnen zum Parkplatz, wo sie in ihr Auto steigen und ich mich seufzend daran mache, ihnen zu folgen.
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Es ist mittlerweile Abend und ich fahre in meinem, für eine einfache Schülerin viel zu teurem, Wagen dem Auto vor mir hinterher. Darin sitzen Collin und Miss Taylor, auf dem Weg zu ihrem Abendessen.
Der Grund, warum ich mir so einen Wagen leisten kann und warum ich mit meinen Brüdern alleine in einem schicken Haus wohne ohne arbeiten zu müssen ist, dass wir alles von unserer Ausbildungseinheit gestellt bekommen. Dort sind wir aufgewachsen und ausgebildet worden. Jetzt, nach dem Abschluss unseres langjährigen Trainings, sind wir in der Lage unsere Aufgabe zu erfüllen: Ausgewählte vor den Revec zu schützen solange wir sie untersuchen und studieren oder sie, wenn sie sich nicht eignen, Harold zu übergeben. Denn nicht jeder Ausgewählte ist auch in der Lage unseren Anforderungen gerecht zu werden. Kriterien hierbei sind zum Beispiel außergewöhnliche Stärke, Schnelle oder Intelligenz. Eben all die Dinge, die bei mir und meiner Fraktion genauso ausgeprägt vorkommen und eindeutig nicht normal sind. Bei unseren Auserwählten handelt es sich meistens um einfache Menschen, Männer und Frauen, die unsereins leicht an dem uns sehr ähnlichen Geruch identifiziert. Darum ist Miss Taylor ja auch so besonders, denn sie hat bis jetzt nichts außergewöhnliches an sich und trotzdem umgibt sie dieser spezielle Duft, den ich das erste Mal roch, als die zuschlagende Tür ihn zu mir herüber wehte, an unserem ersten gemeinsamen Schultag.
Ich muss lächeln, während ich an ihren paralysierten Blick denke, mit dem sie mich perplex anstarrte, als sich unsere Augen fanden. Es war vielleicht nicht klug sie so offensichtlich anzusehen, aber ich konnte nicht anders. Denn gegen meinen Willen finde ich sie durchaus anziehend.
Das schwarze Auto vor mir gleitet in die Parklücke und der Motor erstirbt. Ich lenke meinen eigenen Wagen ein Stück weiter und steige nicht aus, bis Miss Taylor und Collin über den Parkplatz gelaufen und im Restaurant verschwunden sind.
"Kalt heute Abend, nicht?", raunt mir Rob ins Ohr, als ich mich zu meinen Brüdern geselle, die bereits etwas abseits in einer dunklen Ecke auf mich warten.
"Mir macht eher der Abend an sich Sorgen", flüstere ich zurück und Noah legt mir beschwichtigend die Hand auf die Schulter.
"Keine Sorge, von hier können wir durch die Fenster alles genau sehen und wenn du deine Lauscher anstrengst, dann hörst du auch alles."
"Der einzige Vorteil besser hören zu können als ein Mensch", brumme ich und Rob lacht laut los.
"Stimmt, oder zum Beispiel über die lauteste Musik immer noch seinen Bruder beim Sex zu hören."
Ich stimme in sein Lachen mit ein.
"Dann nutzt euer tolles Gehör jetzt, denn Collin geht ganz schön ran", unterbricht uns Noah genervt und gespannt spitzen wir die Ohren.
"Ich bin froh, dass du mitgekommen bist. Du siehst wirklich wunderschön aus."
Eindeutig Collin.
"Danke. Worüber wolltest du denn mit mir reden, Collin?"
"Sie klingt nicht sehr begeistert", lache ich leise und meine Brüder nicken zustimmend.
"Ich finde einfach, dass wir noch eine Chance verdient haben, Liz."
"Du glaubst nicht ernsthaft, dass ich dir verzeihen kann, nachdem was du damals getan hast?"
Durch das Fenster kann ich Miss Taylor sehen, wie sie das Weinglas fest umklammert hat und wütend zu Collin sieht.
"Sieht aus, als würde sie ihn gleich schlagen", grinst Rob.
"Lieber nicht. Wir wollen dass alles friedlich über die Bühne geht", raunt Noah und wir wenden uns wieder gespannt den Geschehnissen innen zu.
"Liz, es tut mir leid. Was damals passiert ist,... ich wollte dich nicht schlagen, wirklich nicht! Ich hab mich geändert."
"Und selbst wenn, Collin. Ich fühle nichts mehr für dich."
Mit gerunzelter Stirn sehe ich wie Collin wütend das Gesicht verzieht.
"Ich dachte du hast keinen Freund!"
"Das heißt nicht, dass ich nicht verliebt bin!"
Nervös trete ich von einem Bein aufs andere. Ich kenne Collin und ich weiß wie schnell er handgreiflich wird. Kein Wunder, dass sich Miss Taylor von ihm getrennt hat.
"Ganz ruhig. Wir passen doch auf. Notfalls gehen wir dazwischen", flüstert Noah mir ins Ohr.
Ich nicke und entspanne meine Hände wieder, die bereits zu Fäusten geballt waren. Ich hasse es, wenn Collin sich an Frauen vergeht und dass er Miss Taylor geschlagen hat, macht mich extrem wütend.
"Du kannst mir sagen wer es ist."
"Vergiss es, du würdest nur wieder gewalttätig werden."
"Ich finde es schon noch heraus!"
"Was willst du von mir, Collin! Willst du wirklich darüber streiten?"
Jetzt schreien sie sich beinahe an und Noah gibt uns ein Zeichen, ihm ins Restaurant zu folgen. Nun sind die Stimmen klar und deutlich, aber keiner der Beiden hat uns bemerkt, auch nicht als wir uns am nahe gelegenen Tresen niederlassen.
"Eigentlich wollte ich das nicht, aber ich liebe dich immer noch Liz und deswegen will ich wissen in wen du verliebt bist! Ich habe ein Recht darauf!", knurrt Collin wütend und funkelt seine Ex-Freundin an.
"Einen Scheiß hast du!", zischt Miss Taylor und steht auf.
"Wo willst du hin?", fragt Collin und steht ebenfalls auf.
"Nach hause, das muss ich mir echt nicht antun. Such der jemand anderen, den du misshandeln kannst!"
Ich sehe nur noch wie Collin wütend mit der Hand ausholt, da bin ich auch schon aufgesprungen und zu ihnen hinübergerannt. Da meine Brüder und ich, sowie der Rest unseresgleichen übermenschlich schnell sind, stehe ich gerade noch rechtzeitig vor meiner erschrockenen Lehrerin und Collins Hand trifft statt ihrem mein Gesicht.
Ich spüre, wie der Ring an seiner Hand meine Wange blutig schlitzt und sehe Collins überraschten Gesichtsausdruck, ehe meine Brüder an meiner Seite sind und wütend knurren.

With you everything changedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt