Date

4.9K 324 9
                                    

Die meiste Zeit der Fahrt unterhalten Ashlee und ich uns über belanglose Dinge, wie interessante Nachrichten oder Themen, die uns beschäftigen. Zu meiner größten Überraschung, geht Ashlee ohne große Probleme auf meine Vorschläge ein und scheint sogar Gefallen daran zu haben, mich mit ihrem enormen Wissen zu übertrumpfen. Ganz im Gegensatz zu Collin früher, der stehts versuchte sich solchen Gesprächen zu entziehen und lieber vom Weltall und der Raumforschung redete.
Das Thema Schule allerdings spricht keiner von uns an und das ist auch besser so. Es ist gerade das letzte, an was ich denken will, wenn ich bei Ashlee bin. Denn alleine ihre Anwesenheit lässt allen Stress von mir abfallen und mich für ein paar wertvolle Stunden vergessen, wer ich bin und was ich tun sollte.
"Wissen deine Brüder eigentlich, dass du mit mir unterwegs bist?", frage ich schließlich und werfe Ashlee einen schnellen Blick zu, die nur leicht lächelt aber weiterhin auf die Straße sieht.
"Nein", antwortet sie langsam und streicht sich eine Strähne aus der Stirn, welche sich aus ihrem halb geflochtenen Pferdeschwanz gelöst hat. Und mal wieder muss ich mich zusammenreißen, um sie nicht sanft an der Wange zu berühren.
Im Gegensatz zu ihr, trage ich meine Haare heute offen und bin froh darüber, denn so habe ich die Chance mein Gesicht zu verbergen, falls ich wiedererwartend rot werden sollte.
"Wissen deine Eltern davon?", stellt Ashlee mir die Gegenfrage und ich kann mir ein kurzes Lachen nicht verkneifen.
"Nein", sage ich und ziehe das Wort genauso in die Länge wie sie davor.
"Das heißt, ich könnte dich entführen wenn ich wollte?"
Unsere Blicke treffen sich und sofort bin ich in diesen blauen Augen gefangen, die mir bei unserer ersten Begegnung sofort den Kopf verdreht haben.
"Das würdest du nicht tun, oder?", frage ich spielerisch und sehe sie dabei mit großen Augen an, von denen ich genau weiß welche Wirkung sie haben.
"Das könnte ich deiner Mutter nicht antun", zwinkert Ashlee und parkt geschickt in eine, eigentlich viel zu kleine Parklücke, auf dem vollbesetzten Parkplatz ein. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass wir bereits angekommen sind, aber jetzt staune ich nicht schlecht.
Das Restaurant sieht von außen wirklich einladend aus und als ich vor Ashlee den geräumigen Saal betrete, fühle ich mich sofort wohl und geborgen.
"Ich wusste gar nicht, dass es dieses Restaurant gibt", teile ich der jungen Frau an meiner Seite mit, als der Kellner uns zu einem Tisch in einer gemütlichen Ecke bringt.
"Es steht noch nicht so lange hier", antwortet sie und hilft mir wie selbstverständlich aus meiner Jacke, bevor wir uns an den Tisch setzten.
"Darf es schon etwas zu Trinken sein?", fragt uns der ältere Kellner und sieht abwechselnd zu mir und dann wieder zu Ashlee hinüber. Die nickt mir zu und gibt mir so zu verstehen, dass sie sich mir anschließen wird. Da aber Alkohol in ihrem Alter noch verboten ist, bestelle ich zwei nichtalkoholische Getränke für uns. Der Kellner nickt und entfernt sich, nachdem er uns die Speisekarten gereicht hat.
"Du hättest nicht wegen mir auf den Wein verzichten müssen", sagt Ashlee und sieht mich entschuldigend an.
Ich schüttle schnell den Kopf und versuche angesichts ihres umwerfend süßen Blicks nicht die Fassung zu verlieren.
"Nein, nein! Ich wollte sowieso keinen Alkohol trinken. Den habe ich heute Abend wirklich nicht nötig", beschwichtige ich sie mit hastiger Stimme.
Ashlee lächelt kurz und sieht dann auf die aufgeschlagene Speisekarte vor sich hinunter. Ich tue es ihr gleich und für eine kurze Weile herrscht Stille zwischen uns.
"Darf ich dich etwas fragen?"
Ich hebe den Blick und werde von neugierigen Augen empfangen.
"Ja, natürlich."
Ich sehe sie erwartungsvoll an.
"Was ging dir durch den Kopf, als du mich das erste Mal gesehen hast."
Eine wirklich gute Frage. Ich schließe kurz die Augen und lasse den Moment vor mir auftauchen, in dem ich Ashlees perfektes Gesicht das erste Mal sah.
"Ich war wie gefangen. Ich konnte meine Augen nicht von dir nehmen und gleichzeitig hat mein Herz gerast, als wäre ich den ganzen Weg zur Schule gerannt", gebe ich einen Augenblick später ehrlich zu und beobachte erfreut, wie sich Ashlees Mundwinkel heben und ihre Augen weich werden. Im Schein der Kerzen sehen ihre Gesichtszüge unendlich sanft aus, was ihrer sowieso schon unglaublichen Erscheinung einen weiteren Reiz verleiht. Ich muss mich wirklich zurückhalten, nicht über den Tisch zu langen und nach ihrer Hand zu greifen.
"Es ist wirklich schön, das aus deinem Mund zu hören", sagt Ashlee und schenkt mir einen besondere langen Blick ihrer sanften Augen.
"Würdest du mir glauben, wenn ich dir sagen würde, dass mein gesamter Körper unter Strom steht, sobald ich dich sehe?"
Ich lächle und fühle, wie meine Wangen sich rot färben.
"Es fällt mir schwer, aber ich kann es versuchen", erwidere ich lachend und Ashlee zieht die Augenbraue hoch.
"Warum glaubst du mir nicht, Liz?"
Ein Kribbeln läuft durch meinen Körper und ich senke automatisch den Kopf.
"Wie könntest du, als absolute Traumfrau eine durchschnittliche Lehrerin wie mich auch nur halb so attraktiv, wie ich dich finden?"
Ich traue mich kurz nach oben zu sehen und sofort treffen sich unsere Augen.
"Wenn du eines nicht bist, Liz, dann ist es durchschnittlich", sagt Ashlee und ihre Stimme ist bestimmt und eindringlich,"wenn du wüsstest welche Wirkung du auf mich hättest, würdest du so etwas nicht sagen."
Ich will zu einer Antwort ansetzen, doch der Kellner unterbricht uns kurz, um die Bestellungen aufzunehmen. Als er gegangen ist, weiß ich nicht so recht, was ich sagen soll.
"Woran denkst du gerade?", frage ich stattdessen vorsichtig und Ashlees Antwort lässt nicht lange auf sich warten.
"Daran, wie ich dir beweisen kann, dass du in keiner Weise durchschnittlich bist. Weder äußerlich noch innerlich."
Mein Herz macht einen Sprung und schlägt aufgeregt in meiner Brust auf und ab.
"Das ist wirklich süß von dir", lächle ich und da ich mich dieses Mal wirklich nicht zurückhalten kann, strecke ich langsam meinen Arm aus und berühre mit meiner Hand vorsichtig Ashlees Fingerspitzen. Ihre Augen schnellen nach unten und bevor ich meine Hand zurückziehen kann, hat sie ihre Finger mit meinen verschränkt und streicht sanft mit dem Daumen über meine Haut.
"Du musst dich nicht zurückhalten. Wenn du mich berühren willst, dann tu es einfach", sagt sie leise und sieht mir dabei tief in die Augen.
"Ist das so offensichtlich?", frage ich verlegen, aber Ashlees Berührung lässt die Anspannung von mir weichen.
"Nur ein oder zwei Mal", lächelt sie amüsiert und drückt vorsichtig meine Hand während ich mit der anderen peinlich berührt meine Augen verdecke.
"Ich wünsche dir einen guten Appetit", sagt Ashlee plötzlich unvermittelt und ich sehe mich überrascht um.
"Woher-?"
Doch dann kann auch ich den Kellner auf dem Weg zu uns erblicken und muss lächeln.
"Ich habe es schon längst gerochen", verrät mir das Mädchen mit den tiefblauen Augen und zwinkert mir zu. Ich schüttle nur den Kopf und beschließe nicht zu fragen. Eine ehrliche Antwort werde ich sowieso nicht erhalten.

With you everything changedWhere stories live. Discover now