Kapitel 30

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Seit meinem Gespräch mit dem Kaptain waren einige Tage vergangen und inzwischen segelten wir Richtung Grinjai, was Nordamerika entsprach, da dort das Piratae Colloquium stattfinden würde. Mit jedem Tag, der verstrich vergrößerte sich meine Aufregung und nachts lag ich stundenlang wach. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was mich dort erwarten würde und die Tatsache, dass ich das einzige Mädchen unter Piraten sein würde, trug nicht gerade zu meiner Beruhigung bei. Im Grunde sollte es nicht anders sein, als jetzt, aber die Besatzung der Old Mary entsprach nicht meinem Bild, das ich von Piraten hatte. Sie behandelten mich wie einer der ihren und ich fühlte mich willkommen und Zuhause, woran Luan einen nicht gerade kleinen Anteil trug.

"Was geht nur in deinem Kopf vor sich?"

Elian stellte sich neben mich an die Reling, an der ich schon seit einer halben Stunde stand, das schöne Wetter genießend.

Lächelnd drehte ich mich zu ihm und zwinkerte ihm als Antwort keck zu. Die vielen Tage an der Sonne hatten meiner Haut einen schönen Braunton verliehen, was meine Augen nicht gerade unauffälliger machte.

"Wann, denkst du, sind wir da?", fragte ich und wandte mich wieder dem Meer zu. Wenn ich an das bevorstehende Treffen dachte, wusste ich nicht, was überwog. Neugierde oder Angst. Begeisterung oder Besorgnis.

"Wir werden, schätze ich mal, noch etwa einen Tag unterwegs sein. Es wird in der Hafenstadt Thalis sein." Elians Stimme zitterte leicht und ich konnte Angst heraushören.

Ich drehte meinen Kopf und runzelte sofort besorgt die Stirn. Elians Blick war starr geradeaus gerichtet und seine Hände umklammerten das Holz so fest, dass seine Fingerknöchel ganz weiß waren.

Vorsichtig legte ich eine Hand auf seine angespannte Schulter. "Was ist los, Elian?"

Einige Sekunden war er still und nahm meine Frage scheinbar nicht zur Kenntnis. Mir tat es weh, Elian so zu sehen. Am liebsten würde ich ihm seine Angst nehmen und ihn erleichtern. Eine warme Brise streifte mein Gesicht und hatte seltsamerweise etwas Tröstliches an sich. Unbewusst streckte ich mich ihr ein wenig entgegen, aber so schnell sie gekommen war, so schnell war sie wieder weg.

"Die Crew der Black Swan wird ebenfalls dort sein, Ava.", meinte er schließlich gepresst, als hätte er große Mühe die Wörter auszusprechen.

Erschrocken riss ich meine Augen auf. Daran hatte ich überhaupt nicht gedacht. Aber natürlich würde sie ebenfalls anwesend sein, obwohl diese Bastarde für ihre Taten in der Hölle schmoren sollten.

Jetzt fürchtete ich mich vor dem Treffen. Was konnte ich schließlich gegen eine Horde von solchen Piraten ausrichten? Sollte ich einen alleine antreffen, gab es nichts, was mich vor ihm schützen würde. Im Gegensatz zu denen kämpfte ich nicht seit Jahren und mal von ein paar kleinen Selbstverteidigungstritten abgesehen, konnte ich mit nichts glänzen.

Und sollten alle Piraten so grausam sein wie die der Black Swan ... Ich schluckte schwer. Diese Möglichkeit wollte ich überhaupt nicht bedenken.

"Sie werden dir nichts tun. Das verspreche ich." Meine Stimme war trotz der Angst, die verspürte, fest und selbst ich glaubte mir in dem Moment.

"Das Problem ist nicht, dass ich Angst habe, dass sie mein Leben einfordern könnten."

Elian drehte seinen Kopf zu mir. In seinen Augen spiegelte sich eine Entschlossenheit wider, die beinahe den Hass überdeckte, der darin loderte.

"Ich weiß nicht, ob ich mich zurückhalten könnte, wenn ich einen dieser Mörder leben sehe.", gab er unumwunden und mit einer Eiseskälte in der Stimme zu, dass mir einen Moment lang der Atem stockte.

Mein Blick wanderte über Elians Gesicht, in dem im Augenblick nichts mehr an den sanften und zurückhaltenen Jungen erinnerte. Harte Augen, ein angespannter Kiefer und zusammengepresste Lippen. Das war der Junge, den ich die ganze Zeit über gesucht hatte. Der Junge, der seine gesamte Familie auf einen Schlag verlor. Der Junge, der sich nichts sehnlicher wünschte, als seine Familie rächen zu können.

"Du weißt, dass das nicht möglich ist, Elian.", sagte ich sanft und hob meine Mundwinkel leicht. Kurz flackerte Unsicherheit in seinen Augen auf, aber sie wurde schnell von der Mordlust darin verdeckt.

"Das wird mich nicht davon abhalten, meiner Familie den Frieden zu schenken, den sie verdient hat.", erwiderte er harsch und ich zuckte leicht zusammen. Ich mochte diesen Elian nicht. Den Elian, den ich kennengelernt hatte, würde nie für Gewalt plädieren. 

Aber nichtsdestotrotz war dies ein Teil von ihm, den ich akzeptieren musste. Ich wollte alle Facetten von Elian kennen, auch wenn nicht jede davon schön war.

"Dann werde ich dich davon abhalten."

Elian und ich lieferten uns ein stummes Blickduell. Er sollte wissen, dass ich ihn nicht in sein Verderben rennen lassen würde. Er hätte keine Chance auch nur gegen einen von ihnen anzukommen.

"Ist das eine Drohung?"

Eine Sekunde war ich still.

"Ein Versprechen."

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Heyyy meine kleinen Piraten,

da morgen leider wieder die Schule beginnt, dachte ich mir, muss ich euch ein Kapitel schreiben. Es ist nicht so lang geworden, da ich die gesamte Woche unterwegs war und auch heute nicht so viel Zeit gefunden habe, aber immerhin ein Kapitel :).

Wie findet ihr diese neue Seite an Elian? Was denkt ihr, wird bei diesem Treffen passieren?

Ich freue mich über jeden Kommentar und jedes Vote :).

Eure Sophie


Pirate's LoveOnde histórias criam vida. Descubra agora