J wie Johannisbeeren

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Die ganze nächste Woche kam Varinia nicht zur Schule. Ich gab mir die Schuld dafür. Die Lehrer fragten nach, was mit ihr sei und niemand konnte ihnen eine Antwort liefern. Nicht einmal ich.

Meine Klassenkameraden meinten, sie sei vielleicht depressiv, weil sie immer schwarz trug und so zurückgezogen war, oder sie bräuchte mehr Aufmerksamkeit.
Sie alle sahen bloß die Oberfläche von Varinia. Sie alle sahen nur das schwarze Geschenkpapier mit der weißen Schleife. Doch niemand wollte das Geschenk öffnen. Niemand konnte sehen, was sich unter dem Papier befand. Niemand wollte es.
Doch was mich am traurigsten machte, war, dass niemand ihre Farbe erkannte. Alle sahen nur die Verpackung, doch niemand den Inhalt.

Gerade war ich einkaufen, in Gedanken vertieft, wie ich es die gesamte letzte Woche gewesen war. Ich sah im Laden eine Person stehen, die einen schwarzen Kapuzenpulli trug. Sofort schweiften meine Gedanken wieder zu ihr. Jeder, der schwarze Kleidung trug, erinnerte mich an Varinia. Es war schrecklich. Ich konnte nicht anders, als an sie zu denken.

Kopfschüttelnd las ich mir zum zigsten Mal den Einkaufszettel durch und begab mich zur Obstabteilung, um wenigstens schon Mal das erste auf meiner Liste abhaken zu können. Johannisbeeren. Zu meinem Glück befand sich noch eine Schachtel in dem Fach. Doch bevor ich sie nehmen konnte, griff jemand von links nach der Packung und kam mir zuvor. Ich drehte mich um und nun wusste ich, wem das Gesicht mit dem Kapuzenpulli gehörte.

Das Alphabet des LebensWhere stories live. Discover now