Q wie Qual

562 123 45
                                    

»Guten Morgen, Prinzessin.«
»Guten Morgen, Prinz.«

Ich hatte das Krankenzimmer betreten, in dem Varinia in einem grünen Kittel in einem der Betten lag. Sie war über Nacht im Krankenhaus geblieben, damit ihr Gesundheitszustand überprüft werden konnte. Dieser war zum Glück ausgezeichnet. Alles Voraussetzungen für die Operation waren erfüllt und ich wusste, dass ich meine Freundin in ein paar Stunden wiedersehen würde.

»Alles okay?« Ich setzte mich auf die Bettkante und strich ihr über den Kopf. Sie war den Tränen nahe.
»Ich habe solche Angst. Jede Operation war bisher nicht schön. Doch diese hier ist am schlimmsten von allen. Denn wenn ich sie nicht überleben sollte, verliere ich nicht nur meine Familie, sondern auch dich. Es wird eine Qual. Für mich, für dich, für uns. Ich will dich nicht verlieren.«
Ich blickte in ihr Gesicht und wieder erinnerte sie mich an Porzellan. So zerbrechlich. »Du schaffst das. Die Ärzte meinten doch, dass du die OP überstehen wirst. Alles wird gut. Du musst nur daran glauben.«

Es herrschte ein paar Minuten Stille, die nur von Varinias Schluchzen ab und zu unterbrochen wurde.

»Weißt du noch damals, im Supermarkt? Als ich dir die Champignons weggenommen habe?«
»Als könnte ich das vergessen«, erwiderte ich und lächelte leicht.
»Und erinnerst du dich daran, als ich mir die Johannisbeeren geschnappt habe?«
»Natürlich.«
»Ich habe damals weder die Pilze noch die Beeren gebraucht. Ich habe sie mir nur genommen, damit ich einen Grund hatte, um mit dir zu reden.« Sie hörte auf zu schluchzen und schaute mich mit ihren schwarzen Augen an.

»Wirklich? Und ich dachte das wäre Zufall gewesen.«
»Zufall war, dass beide Male nur noch eine Packung vorhanden war.« Varinia lächelte und steckte mich damit an.

Kurze Zeit später kam ein Arzt herein und gab uns Bescheid, dass ich gehen sollte, denn die OP würde gleich beginnen.
»Egal was passiert, ich liebe dich und werde dich immer lieben.« Ich hatte Angst, schrecklich große Angst, doch ich wollte sie mir nicht anmerken lassen.
»Ach, Aaron. Du bist so ein wundervoller Mensch. Du hast die Farbe in mir gesehen, als ich sie selbst nicht sah und du hast mir Hoffnung gegeben, als ich sie selbst nicht finden konnte. Dafür liebe ich dich.« Sie stand auf und schlang ihre Arme um mich.

»Du schaffst das«, flüsterte ich ihr ins Ohr. »Du bist so stark.«
»Aber nur, weil du mir gezeigt hast, wie man Stärke bekommt.«
Varinia löste sich aus der Umarmung und lief zur Tür. Sie drehte sich ein letztes Mal um, zeigte mir ihr tränenübergossenes Gesicht und sagte:

»Entweder sehen wir uns in ein paar Stunden im Krankenhaus, oder in ein paar Jahrzehnten im Himmel wieder.«

Das Alphabet des LebensNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ