Kapitel 17

5.6K 347 251
                                    

Müde sah ich in den großen Spiegel vor mir. Unter meinen Augen waren fast schon schwarze Schatten und meine Haut schien ungesund blass. Vielleicht kam sie mir auch nur so blass vor, wegen der schwarzen Kleidung die ich trug.

Es war mucksmäuschenstill und man hörte wieder nur leise Regentropfen. Warum musste es in letzter Zeit immer regnen?
Seufzend sah ich an mir runter. Schwarze Stümpfe. Schwarzes Kleid. Schwarzer Mantel. Alles schwarz, und trostlos.
Blitze erhellten den kaum beleuchteten Raum ein wenig mehr.
Kraftlos streifte ich den Mantel von meinen Schultern und lies ihn zu Boden fallen. Ich schleifte mich langsam zu dem Bett, in dem ich heute schlafen würde. Und wahrscheinlich auch die nächste Zeit. Ich würde es nicht allein in meiner Wohnung aushalten. Stumm lies ich mich darauf nieder und sah auf meine Hände. Sie zitterten noch immer. Ob sie irgendwann aufhören würden?

Ich war die einzige, die bis in die Nacht bei ihm blieb. Mit ihm redete und für ihn betete. Ich war die einzige die keine Träne mehr vergießen konnte. Wie denn auch, nach tagelangem weinen? Ich könnte noch länger dort sitzen bleiben, doch Jungkook kam mich holen. Er meinte, ich würde krank werden und das ich morgen wieder kommen könnte. Ich wehrte mich, wollte bei ihm bleiben, doch mein kleiner Bruder nahm mich stumm hoch und trug mich zu seinem Auto. Alle anderen gingen bereits kurz nach dem die Beerdigung vorbei war. War er ihnen denn so unwichtig?
Sie sprachen mir noch ihr Beileid aus, doch ich hörte nicht zu. Es war sowieso immer das gleiche, was sie sagten und dann waren sie auch schon weg.

An dem Tag wo er starb regnete es auch. So als wolle mir das Wetter damit nochmal zeigen, wie beschissen mein Leben ist.
Die Tür wurde damals von unserem Nachbarn aufgebrochen, welcher dann auch den Krankenwagen rief und mich von seinem leblosen Körper wegzerrte. Anscheinend hatte er mich schreien gehört und hatte dann bei uns geklopft, was ich nicht mitbekommen hatte.

Es war mir von Anfang an klar, dass das Taehyungs Ende war. Es war mir klar das ich ihn nicht wieder lächeln sehen werde. Und es machte mich kaputt. Es fühlt sich an, wie eine klaffende Wunde mitten in meiner Brust.
Warum er? Er hatte es nicht verdient.

Durch den lauten Donner wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Die Digitaluhr zeigte, dass es bereits kurz nach Mitternacht war. Warum vergeht die Zeit so langsam? Es soll schnell wieder die Sonne aufgehen, damit mich Jungkook zu ihm lässt.

Leise wird die Tür geöffnet, doch ich wand meinen Blick nicht von meinen Händen ab. Wenig später sank die Matratze neben mir ein und ich spürte eine warme Hand nach meiner kalten greifen. In der Hoffnung, das es mein
Geliebter ist, sah ich auf. Es war nur Jungkook. Wieder sah ich auf meine Hände.

"Noona.. brauchst du etwas..?", fragt er besorgt. Ich konnte nur den Kopf schütteln, es fühlte sich so an als hätte ich keine Stimme mehr.
Ein kleines seufzen war von dem jüngeren zu hören, doch ich blieb nur regungslos sitzen. Ich will allein sein. "Zieh dich um und geh schlafen Min Ji..", murmelt er doch wieder schüttelte ich nur den Kopf. Leise hörte ich ihn zum wiederholten male seufzen. Er kniete sich vor mich und zog mir langsam meine Schuhe aus. "Dann leg dich so hin..", haucht er.

Ich starrte nur stumm weiter auf meine Hände. Er griff wider vorsichtig nach einer und hielt sie fest in seiner. "Du bist ganz kalt.."
Langsam sah ich zu ihm auf. Er hatte noch immer seinen schwarzen Mantel an und sah besorgt zu mir auf. Ich brachte nur ein Schulterzucken zusammen und wand mich von ihm ab. Langsam legte ich mich, mit meinen Klamotten, ins Bett. "Kann ich dich alleine lassen..?", hörte ich Jungkook fragen doch ich blendete ihn aus. Regungslos starrte ich die Wand vor mir an. Plötzlich legte sich Jungkook stumm neben mich und zog mich in seine Arme.

Er hielt mich fest an sich gedrückt und strich sanft über meinen Rücken. Erstaunlicherweise sammelten sich Tränen in meinen Augen. Ich dachte ich hätte schon alle meine Tränen vergossen... anscheinend nicht.
Leise fing ich an zu schluchzen und krallte mich an ihm fest. Er sagte nichts, blieb einfach ruhig bei mir liegen und hielt mich im Arm. Mein Kopf fing an zu schmerzen und ich verkrampfte mich.

Die einzige Person die ich vom ganzen Herzen brauchte war weg. Einfach nicht mehr da. Und das schlimmste war, ich konnte mich nicht verabschieden. Ihm nicht sagen wie sehr ich ihn liebte.
Es war meine Schuld das Taehyung jetzt tot ist. Ich hätte besser aufpassen müssen. Mich besser um ihn kümmern müssen.
Ich hätte nicht gehen dürfen, als Jungkook gekommen war...

"I-ich... ich.. will zu Tae.. lass mich zu ihm..", schluchzte ich verzweifelt und versuchte mich von dem jüngeren zu lösen. Jungkook lies mich nicht los und fing stumm an mich zu wiegen. "Es... ist.. i-ist alles meine Schuld!"

Die Tränen schienen nicht aufhören zu wollen, genau so wenig wie das Stechen in meiner Brust. Wie sollte ich das überstehen? Könnte ich nur an seiner Stelle gehen...

So blieben wir die halbe Nacht liegen. Ich weinend und verzweifelt in den Armen meines kleinen Bruders, bis ich schließlich mit Tränen in den Augen einschlief.

Die nächsten Tage vergingen zu langsam. Ich hatte keinen Appetit mehr, keine Lust zu reden, keine Lust zu atmen. Mir wurde das wichtigste aus meinem Leben genommen. Die einzige Person, die ich mehr als alles andere liebte, war weg. Von einem Moment auf den anderen. Das einzige was mir bleibt, sind die Erinnerungen. Die guten und auch die schlechten.

Ende

Till I Collapse || V / Taehyung ~ BTSजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें