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Stegi:

"Herein." rief ich, als es an meiner Tür klopfte. Frau Bau lugte vorsichtig in mein Zimmer. "Hast du kurz Zeit? Ich muss etwas mit dir bereden." Ich nickte. Es war mir klar, dass sie mich  noch einmal auf den Vorfall ansprechen wird.

"Du weißt sicherlich, weshalb ich komme." Ich nickte wieder. "Gut, also wegen dem Geld. Wir haben die 500€ überwiesen, aber du solltest dir so schnell wie möglich eine Arbeit suchen. Vielleicht hat der Bäcker," sie deutet in die Richtung, in der der Bäcker lag "noch eine Stelle frei. Du könntest ja gleich mal fragen gehen. Außerdem habe ich noch einmal mit deinem Direktor telefoniert. Er meinte, dass dein Verhalten daran liegen könnte, dass du zu wenige soziale Kontakte hast und da habe ich vorgeschlagen, dass du anstelle von der Sozialarbeit, bei einer Ferienaktivität, von unserem Wohnheim " so nannte sie das Waisenhaus, "mitmachst. Dein Direktor ist einverstanden."

Das klang relativ gut. Trotzdem schaute ich sie skeptisch an und nickte langsam. "Von was für einer Aktivität sprechen wir?" Sie lachte vorsichtig. "Mein Sohn bietet jedes Jahr im Sommer einen dreiwöchigen Basketballkurs an." Bitte nicht Basketball! Ich hasse diesen Sport. "Dort habe ich dich eingetragen. " Frustriert atmete ich aus. Warum musste es immer Basketball sein?

"So dann gehe ich wieder. Vergiss nicht, nach einem Job zu suchen." Mit einem Knall schloss sich meine Zimmertür. Ich war echt froh, dass sie mich nicht auf den Grund, weshalb ich den Alarm ausgelöst habe, angesprochen hat. Sie hatte mir meine Ausrede mit dem Stolpern sichtlich nicht abgekauft.

Ich stand auf und ging raus. Ich habe beschlossen, bei dem Bäcker nach Arbeit zu fragen. Dieser ist nicht weit von dem Waisenhaus entfernt. Man musste nur die Straße etwas hoch laufen. Der Bäcker war nicht der größte, aber er war sehr gemütlich. Aber als ich vor diesem stand, war kein Licht an. An der Tür stand: 'Wegen Rohrbruch vorübergehend geschlossen.'  Ich seufzte genervt. Warum konnte ich nicht einmal Glück haben?

Da fiel mir ein anderer Zettel auf. Es war eine kleine Anzeige. Eine kleine Galerie hatte nur eine Straße weiter eröffnet und es wurden Mitarbeiter gesucht. Das war meine Chance! Ich ging zu der besagten Adresse. Das Gebäude hob sich sehr von den andern Häusern ab.  Es war in einem sehr hellen Blau gestrichen und wirkte irgendwie alt und zerbrechlich, aber auch modern. Mir gefiel es. Als ich die Tür vorsichtig öffnete, läutete eine leise Glocke.

Von innen sah die Galerie echt schön aus. Nicht wie eine typische Galerie, in der alles leer ist und nur vereinzelt an manchen Wänden Gemälde hingen. In diesem Laden  steht alles Mögliche drin. Es wirkte schon fast wie ein Labyrinth aus verschiedenen Dingen, die auf dem Boden lagen. In der einen Ecke standen unzählige Obstkisten, durcheinander übereinander gestapelt, diese 'Skulptur' sollte bestimmt irgendetwas wichtiges ausdrücken, und in der anderen Ecke stand ein Vitrine, dessen Inhalt ich nicht erkennen konnte. Die Wände, an denen sehr viele Gemälde hangen, waren schwarz gestrichen, aber durch die vielen bunten Lichterketten wirkte der Raum nicht zu dunkel. Hier gefiel es mir. 

Ein alter Mann lächelt mich freundlich an. Er war bestimmt schon über 70. "Guten Tag. Kann ich ihnen weiter helfen?" "Ja." schüchtern lächelte ich ihn an. Habe ich schon erwähnt, dass ich nicht gut mit fremden reden kann? "I...Ich habe eine Anzeige gesehen, dass sie noch Mitarbeiter suchen. U...Und ich wollte fragen, o...ob ich vielleicht über die Sommerferien hier arbeiten könnte." Der Mann lachte leise. Er war mir echt sympathisch und erinnerte mich irgendwie an den Weihnachtsmann. Bestimmt wegen seinen weißen, etwas längeren Haaren. "Verstehst du denn etwas über Kunst." Zaghaft nickte ich. "Gut," Der Mann lächelt mich an. "Dann kannst du in einer Woche anfangen zu arbeiten." Er zwinkert mir zu. Ich hätte echt nicht gedacht, dass das so einfach wird.

Erleichtert verließ ich den Laden. Ich musste dem Mann, der sich als Joras vorgestellt hat, er hat mir verboten, ihn zu siezten, noch ein paar Infos über mich geben. Also Adresse, Telefonnummer usw. Nächsten Montag würde ich anfangen zu arbeiten. Danach ging ich einfach wieder zurück in mein Zimmer. Zum Glück begegnete ich Marek nicht und konnte mich in aller Ruhe bettfertig machen. Endlich hat etwas in meinem Leben geklappt, auch wenn es nur ein  kleiner Ferienjob war. Ich hatte die Befürchtung, dass ich niemals jemanden finden würde, der mich einstellt.

Neues Leben:( ~StexpertWhere stories live. Discover now