24.Dezember 2016 (Weihnachtsextra Teil 3)

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18:15 Uhr
Betreff: Ich denke an Dich

Die Meetings sind schrecklich, weil ich weiß, dass es bei Euch nun ein feines Festmahl gibt und Du in diesem kurzen, schwarzen Kleid bei Deinen Eltern am Esstisch sitzt. Wie kannst Du nur?!

***

18:17 Uhr
Betreff: Hör auf!

Wie Du schon richtig geschildert hast, sitze ich am Esstisch meiner Eltern, während Du mit einem Spiel anfängst, dass wir hier nicht spielen können. Lass das!

P.S. Ich liebe Dich dafür.

***

18:18 Uhr
Betreff: Und ich liebe Dich

Nimm Dir noch etwas von dem Kartoffelpüree, das sieht unheimlich köstlich aus.

***

18:20 Uhr
Betreff: Bist Du ein Hellseher?

Woher weißt Du, dass es Kartoffelpüree gibt?

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18:21 Uhr
Betreff: Nein.

Weil es das jedes Jahr gibt.

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18:22 Uhr
Betreff: Ich sollte das Handy beiseite legen

Kurz wollte mir das Herz stehen bleiben. Du Schuft!

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18:23 Uhr
Betreff: Kein Herzinfarkt!

Ach, und ich weiß es, weil ich Dir seit 8 Minuten beim Essen zusehe...

***

18:24 Uhr
Betreff: Ich sagte, kein Herzinfarkt!

Mach die Kinnlade wieder zu. Dann dreh Dich langsam um, und sieh aus der Fensterfront...

***

Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Ich fühlte mich wie ein junges Mädchen, auf dem ersten Date. Das konnte nicht sein, er hatte heute Morgen noch geschrieben, dass er den Tag über auf Meetings festsitzen würde. Vor wenigen Tagen hatte er geschrieben, er würde es zum Weihnachtsfest nicht schaffen. Langsam drehte ich mich um, sah durch das dunkle Glas und dann hörte ich auch schon, wie Timo zu Quieken begann.

"PABBA! PABBA! PABBA!", plapperte er lautstark bis auch ich seinen Papa erkannte.

Seine Haare waren etwas länger als sonst, vermutlich hatte er in den USA keinem Friseur getraut, seine Anzughose hatte Falten und seine Augen glühten.

"PABBA!", quiekte Timo noch einmal und Adam löste seinen Blick von mir.

"Sieh Dir meinen großen Jungen an!", lachte er und trat ins Wohnzimmer.

Mit einen feinen Lächeln ging er auf unseren Sohn zu, hob ihn hoch und sich an die Brust. Unser Kleiner klatschte aufgeregt in die Hände und Adam ins Gesicht, der sich trotz der klebrigen Finger nicht wehrte.

"Hast Du Papa vermisst?", fragte er unseren Sohn und ich war immer noch zu sprachlos, um etwas zu sagen. "Deine Mama auf jeden Fall. Die Schockstarre hat sie noch immer fest im Griff."

"Na, sie versucht auch zu verarbeiten, dass ihr Ehemann sie belogen hat", schimpfte ich gespielt und sah mich nach meiner Familie um, die alle breit grinsend versammelt waren und unser Wiedersehen gespannt beobachteten.

Dann wurde ich von meinem Ehemann endlich fest in die Arme geschlossen. Mein Herz ging auf. Endlich waren wir wieder zusammen. Nichts konnte diesen Weihnachtsabend besser werden lassen. Ich hatte meinen Mann und  meinen wunderschönen Sohn an meiner Seite und zusammen mit meiner Familie würden wir das Fest der Liebe feiern. Alles war an seinem Platz.

"Warte, ich habe noch eine Kleinigkeit für euch beide", murmelte Adam in mein Haar, reichte mir Timo und verschwand aus dem Wohnzimmer.

Gerade als ich ihm hinterher wollte, rollte der verschwundene Feuerwehrtruck durch die Tür. Auf der Drehleiter stand eine kleine Schachtel und Timo begann sich quietschend in meinen Armen zu winden. Ich setzte ihn ab, hielt seine kleine Hand und gemeinsam watschelten wir seinem Geschenk entgegen.

"Wo hast du ihn gefunden?"

"Ich brauchte ihn nicht zu suchen. Ich war derjenige, der ihn hier im Haus deiner Eltern versteckt hat", erklärte er breit grinsend.

"Warum?"

"Sieh dir die Schachtel auf der Drehleiter an", und wies damit auf das Plastikfahrzeug.

Timo und ich standen nun direkt davor und ich hob das kleine Präsent hoch. Auf dem weißen Geschenkpapier stand mein Name. Ich riss das Papier ab, öffnete die Schachtel und fand einen Schlüssel. Als ich fragend zu Adam empor sah, leuchteten seine Augen voller Liebe.

"Durch die Reise in die USA konnte ich die Anzahlung für unseren Immobilientraum machen. Wir haben den Kredit und jetzt auch ein Eigenheim."

"Wir...was?"

"Das ist der Schlüssel zu unserem kleinen Reich."

Eine kleine Träne rann meine Wange hinab. Während ich mich beschwert hatte, dass er in den USA zu tun hatte, hatte er sich um die Erfüllung unseres Traumes gekümmert. Unser eigenes kleines Heim. Ein Zuhause, in dem wir Timo heranziehen konnten. Ein Zuhause, das allein uns gehörte. Mir wurde klar, wie sehr ich den Mann liebte, der da vor mir stand, weil er mich nach all der Zeit, die wir uns nun kannten, immer noch überraschen konnte. Aus dem Teenager war ein Mann geworden, mein Mann. Ich liebte ihn über alles. Er erfüllte mir jeden meiner Wünsche, auch die, von denen ich gar nicht wusste, dass ich sie hatte. In dem Moment war ich froh, dass ich auf ihn gehört, und das sexy Wäscheset, sowie das elegante, kurze Kleid angezogen hatte.

E-Mails von AdamWhere stories live. Discover now