Wie ein offenes Buch (1)

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Der nächste Tag war besser... und schlimmer.

Er war besser, weil es nicht regnete, zumindest nicht gleich morgens, obwohl dieWolken dicht und trüb am Himmel hingen. Und einfacher, weil ich wusste, was micherwartete. Mike setzte sich in Englisch zu mir und begleitete mich unter denfeindseligen Blicken von Schachclub-Eric zu meinem nächsten Kurs; das war dochimmerhin schmeichelhaft. Ich wurde nicht mehr ständig angestarrt wie am Vortag. Ichsaß mit einer großen Gruppe von Leuten beim Mittagessen, darunter Mike, Eric,Jessica und einige andere, deren Gesichter und Namen ich mir mittlerweile merkenkonnte. Ich bekam das Gefühl, langsam schwimmen zu lernen, anstatt nur hilflos mitden Armen zu rudern.

Und schlimmer weil ich in dieser Nacht kaum geschlafen hatte. Ich hatte mir Stundenlang Gedanken über die Cullens und deren Verbindung zu meinem Zielobjekt gemacht und das einzige Verbindung die ich entdecken konnte war, das sie die selbe Hautfarbe zu haben schienen. Der andere vergleich war, dass das Zielobjekt Männlich war, so viel konnte ich feststellen. Dazu kam, das er eine ähnliche Haarfarbe hatte wie Jasper Hale.

Da das Bild jedoch nicht scharf ist und auch nicht am hellen Tag geschossen wurde, könnte es auch die Haarfarbe von Edward sein. Und das nagte an mir. Nicht das ich ein Problem hätte ihn zu töten, es würde mir nun wirklich nichts ausmachen nach seiner Reaktion. Es war viel mehr das Problem das ich mir weder sicher war, noch einen genauen Beweis hatte und um etwas herauszufinden musste ich mit ihm reden. Aus diesem Grund hatte ich mich dazu entschieden ihn heute zur rede zu stellen.

Aber das war nicht der einzige Grund wieso der Tag schlimmer war. Er war tatsächlich noch schlimmer, weil Edward gar nicht erschien. Als ich also weder in der Cafeteria noch in Bio vorfand, war meine Laune am... Naja du kannst dir ja denken wo, aber ich war auch sauer. Was gab es für einen Grund für ihn heute nicht zu erscheinen? Es konnte ja kaum wegen mir sein, er kannte mich nicht und es war schlichtweg unmöglich das er wusste wer oder was ich war, dafür war meine Tarnung zu wasserfest. Die Tatsache das er also nicht erschien, ich ihn nicht zur rede stellen konnte und auch nichts von ihm erfuhr, machte mich ziemlich sauer.

Am schlimmsten jedoch war, als ich, schlecht gelaunt und sauer wie ich war. Im Sportunterricht beim Volleyball einer Schülerin den Ball so hart und präzise an den Kopf warf, das sie zu Boden fiel. Augenblicklich rückten alle ein Stück von mir ab. Und genau das war einer der Situationen die ich vermeiden wollte. Es konnte kaum besser werden, wirklich.

Dazu kam leider noch das Mike mir den ganzen Tag nicht von der Seite weichen wollte. Er begleitete mich beinahe von jedem Raum zum anderen. Ich befürchtete beinahe sogar das er mir in die Umkleidekabine folgen würde, was er glücklicherweise nicht tat. Während er mich die ganze Zeit "begleitete" (wenn man es den so nennen will) quasselte ununterbrochen von einem Ausflug an den Strand den er dieses Wochenende veranstalten wollte. Alle anderen schienen richtig begeistert zu sein von seiner Idee, besonders Jessica, aber die würde sich für alles begeistern war Mike vorschlug. Es war nicht zu übersehen, das Jessica Gefühle für Mike hegte. Genauso wenig war zu übersehen, das Mike keinen blassen schimmer davon hatte.

Aber das ganze Interessierte mich heute herzlichst wenig. Ich war immer noch zu schlecht gelaunt als das ich auf Interessiert hätte tun können, was Mike anscheinend weder auffiel noch störte. Mich dagegen nervte es ziemlich. Aus diesem Grund beeilte ich mich nach dem Sportunterricht mich so schnell wie möglich umzuziehen und in meinen Transporter zu steigen um meinem Freund, dem Golden Retriever für den Moment zu entkommen.

Ich ließ meinen lärmenden Motor aufheulen, ignorierte die Leute, die sich nach mir umdrehten, legte den Rückwärtsgang ein und reihte mich vorsichtig in die Schlange der Fahrzeuge ein, die den Parkplatz verlassen wollten. Während ich wartete und so tat, als käme das ohrenbetäubende Dröhnen von einem anderen Auto, sah ich die beiden Cullens und die Hale-Zwillinge in ihren Wagen steigen. Es war der blitzende neue Volvo – natürlich. Bisher hatten mich ihre Gesichter zu sehr gefesselt, als dass ich auf ihre Kleidung geachtet hätte, doch jetzt sah ich, dass sie alle samt außer ordentlich gut gekleidet waren: Sie trugen schlichte Sachen, die subtil auf ihre Designer Herkunft schließen ließen. Dabei hätten sie bei ihrem Aussehen und der Art und Weise ihres Auftretens genauso gut in Lumpen gehen können. War es nicht zuviel des Guten, nicht nur blendend auszusehen, sondern auch noch Geld zu haben? Doch soweit ich das beurteilen konnte, war es meistens so im Leben. Auch wenn es ihnen hier in Forks anscheinend keine Anerkennung verschaffte.

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