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Tod

|Tod|

1. Aufhören, Ende des Lebens; Augenblick des Aufhörens aller Lebensfunktionen eines Lebewesens

2. (Oft dichterisch oder gehoben) in der Vorstellung als meist schaurige, düstere, grausame Gestalt gedachte Verkörperung des Todes; die Endlichkeit des Lebens versinnbildlichende Gestalt

Epilog

Kyungsoo war komplett durchnässt, als er vor Junmyeons Haustüre ankam. Es hatte angefangen zu regnen, irgendwann zwischen Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Kyungsoo wusste es nicht so recht. Er wusste vieles nicht so recht.

Sie hatten ihm gesagt, dass Jongin Tod war und er glaubte verstanden zu haben, also war er aus dem Hospiz gestolpert, denn was hatte er dort noch für einen Zweck? Er war gegangen, ohne seine Tasche mit den Klamotten und...er hatte Junmyeons Adresse in seinem Handy, aber er wollte nicht anrufen oder reden...Jongin war gestorben. Jongin war nicht mehr auf dieser Welt. Irgendwie führten alle seine Gedanken immer nur zu diesem Punkt.

Junmyeon öffnete die Türe, nachdem Kyungsoo lange auf die Klingel gedrückt hatte. Hinter ihm stand Baekhyun und sie trugen Pyjama und Wollsocken an den Füßen - wieviel Uhr war es?

„Kyungsoo?", fragte Junmyeon überrascht. „Himmel was ist mit dir? Komm rein."

Junmyeon zog Kyungsoo am Arm über die Türschwelle und schloss die Tür hinter ihm. Er glaubte Junmyeon sprach mit ihm, aber er konnte nur Baekhyun ansehen. Baekhyun war Junmyeons Seelenverwandter. Er war...er war was Jongin gewesen war, nicht wahr? Er war...

Kyungsoo fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus und Junmyeon fing ihn in seinen Armen ein. Kyungsoo begann zu weinen und zu schluchzen und irgendwann auch zu schreien. Er hatte ein Loch in seiner Brust und es tat so unheimlich weh.

*

Wie es sich anfühlt seinen Seelenverwandten zu verlieren?

Es war schmerzhaft.

Und noch schmerzhafter in dem Wissen, dass es der eigene, erbarmungslose Schmerz war.

Schmerz.

Es war fünf Jahre her, seit Kyungsoo seinen eigenen Schmerz zuletzt gespürt hatte. Als er zurückkam, kam er mit der Absicht zu töten.

Und Kyungsoo starb. Nur nicht so wie Jongin.

Kyungsoo starb immer und immer und immer wieder.

Er starb in jedem letzten Sonnenstrahl, der am Horizont zu sehen war. Er starb in den Musiknoten einer Violine und in jedem Bellen eines Hundes. Er starb in dem Lächeln, das zwei Seelenverwandte untereinander teilten und in jedem Zigarettenstummel, der die Straßen besudelte. Er starb und er starb und er starb.

Aber er starb nicht wirklich und es machte alles nur noch schwerer.

*

Hatte er sie jemals weinen gesehen?

„Du verstehst nicht Kyungsoo. Du verstehst nicht, was es für mich bedeutet hat dich gerade erst zum ersten Mal in meinen Armen halten zu dürfen und anschließend zu erfahren, dass du...dass du nicht alt werden kannst. Dass ich dich wieder hergeben muss. Dass du..." Sie verschluckte sich an ihren Tränen. „Du verstehst es nicht."

„Ich wünschte ich wäre gestorben", flüsterte Kyungsoo. Er war zum ersten Mal seit einer Woche Zuhause und natürlich hatten seine Eltern ihn dort gefunden. Es war bereits...eine Woche vergangen.

„Sag das nicht", schluchzte sie. „Oh bitte, bitte, sag so etwas nie wieder. Es...es tut mir wahrhaftig jeden Tag so unendlich Leid - aber ich bereue es nicht. Ich kann es nicht."

Alles für DichWhere stories live. Discover now