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,,Was hast du vor?", fragte ich, als ich langsam, mein Gleichgewicht behaltend, auf ihn zukam.
Ich stolperte im letzten Meter und hatte schon Angst mir etwas zu brechen, als Logan mich auffing.

,,Ich hab dir schon das zweite Mal den Arsch gerettet, du solltest dankbar sein", sagte er, als er mich auffing. Logan grinste und da kamen sie wieder zum Vorschein, diese verdammten Grübchen. Ich wollte sie öfters sehen!

Ich hielt mich an seinen breiten Schultern fest, als ich mich aufrichtete. Mein Gesicht war seinem viel zu nah, also hüpfte ich hinein in auf einen dickeren, etwas weiter unten gelegenen Ast.
,,Sollte ich das?", fragte ich ihn.

Logan schüttelte den Kopf, als er mir hinterher auf den anderen Ast kam.
Langsam kamen wir dem Boden näher, wofür ich echt dankbar war. Es war nicht so, als hätte ich Höhenangst, aber darauf stehen so weit oben zu sein tat ich auch nicht wirklich. Erleichtert atmete ich aus, als ich auf dem Boden aufkam. Vielleicht etwas ungeschickt, aber besser als tot.
Geschmeidig kam Logan neben mir auf.
Ich schüttelte den Kopf.

,,Komm schon. Ich bin schon mit meinem Training fertig, da dachte ich, dass ich mich dir erbarme und dir mal eine meiner liebsten Stellen zeige." Logan zwinkerte mir grinsend zu, aber ich verdrehte nur die Augen, obwohl ich in mir gerade dahinschmolz.

Einige Zeit liefen wir stillschweigend durch den bereits dunklen Wald.
Ich hatte meine Probleme etwas zu erkennen.
,,Du musst mir jetzt dringend deine Hand geben, denn ich möchte nicht alleine hinfallen, wenn ich etwas übersehe", sagte ich zu ihm und und streckte meine Hand aus.

Er lächelte breit, bevor er seine Hand in meine legte und sie fest und warm umschloss.
Es war, als würde ich Stärke tanken, durch diese Berührung.
Es war still, bis auf unsere leisen Schritte war niemand hier. Ich wusste nicht, ob ich das genießen und mich fürchten sollte.
Ich beschloss einfach garnichts zu machen, außer mit Logan durch diesen Wald laufen und die leicht kühle Abendluft zu genießen.

,,Erzähl mir etwas von dir", forderte ich ihn leise auf, als immer noch Stille herrschte. Ich hatte nichts gegen sie, denn sie war nicht unangenehm, aber ich wollte trotzdem etwas mehr über Logan erfahren.
Diesen stillen und doch so lauten, diesen ernsten und doch so spaßigen und diesen erwachsenen Mann und doch so kleinen Jungen. Er widersprach sich und das verwirrte mich, wobei ich es von mir selbst kannte.

,,Keine Ahnung, über mich gibt es nicht viel zu wissen. Ich habe eine kleine Schwester, Hailey, dann meine Eltern, die auch hier wohnen. Sie sind nicht mit James verwandt, aber trotzdem so eng befreundet, dass sie zur Familie gehören. Ich gehe auf die High School auf die du auch in Zukunft gehen wirst. Und.." Logan blickte mich mir blitzenden Augen an. ,,Ich finde dich verdammt hübsch." Er grinste, worauf wieder diese Grübchen erschienen.
Ich konnte nichts dagegen tun, ich schmolz dahin wie sonst was.
Und das passte mir garnicht und trotzdem konnte ich es nicht verhindern.
Logan schien meine Verlegenheit zu bemerken, denn er wandte den Blick leise kopfschüttelnd und lachend ab. ,,Schon gut, erzähl mir etwas über dich." Er blickte mich aufrichtig an und ich hatte das Gefühl ihm vertrauen zu können, warum auch immer.

Ich redete einfach drauf los. Schaden konnte er mir mit diesen groben Informationen sowie so nicht. ,,Ich habe keine Geschwister. Meine Mom verstarb bei meiner Geburt. Sie sagten, dass es zu lange gedauert hat und sie zu viel Blut verloren hat. Ich.. ich fühle mich schon mein ganzes Leben dafür verantwortlich. Mein Dad starb als ich 13 war. Offiziell an einem Autounfall. Danach wurde ich zuerst ins Heim gesteckt, weil keine Bekannten von mir bekannt waren. Meine Mom hatte keinen Kontakt mehr zu ihren Eltern, keine Ahnung ob sie Geschwister hatte und mein Dad, der hatte auch seinen Kontakt zu seiner Familie abgebrochen. Also war ich wie gesagt im Heim, aber nicht lange. Irgendeine Pflegefamilie erklärte sich bereit, sich für solange um mich zu kümmern, bis jemand mich adoptieren will. Aber ich wurde genau so wenig warm mit ihnen, wie sie mit mir, also haben sie mich an die nächste Familie weitergereicht. Das ging immer so weiter, niemand wollte mich adoptieren, keine Pflegefamilie wollte mich haben. Das ist mein Leben." Ich ließ kurz seine Hand los, um meine Hände unterstreichend zu heben.

Er runzelte die Stirn, als er meine Hand wieder ergriff. ,,Dir ist klar, dass nichts von allem deine Schuld ist, oder? Das mit deiner Mom oder das mit den Pflegefamilien?"
Logan blickte mich ernst an.

Ich zuckte mit den Schultern. ,,Manchmal denke ich das." Ich seufzte und erlaubte mir einen Moment Selbstmitleid, bevor ich den Kopf schüttelte. ,,Erzähl das keinem. Wirklich niemanden." Ernst blickte ich ihn an. ,,Bitte", fügte ich hinzu, um es abzumildern.

Logan nickte ehrlich. ,,Wie du willst."
Dann legte er mir eine Hand auf den unteren Teil des Rückens um mich voran zu schieben. Ich konzentrierte mich zuerst nur auf seine warme Hand, die sich durch meine Kleidung bohren zu schien, bevor mir der Atem wegen des Anblicks stehen blieb.
Irgendwie schien es heller in dieser kleinen Lichtung zu sein.
Der Fluss wurde von dem Halbmond angestrahlt, worauf das dunkle Wasser glitzerte. Um den kleinen Fluss, der in einem winzigen See mündete, wuchsen auf der hinteren Seite Pflanzen. Pflanzen mit Blüten und ohne, große und kleine. Mit Moss bedeckte Steine standen im kleinen See und drumherum. Der Rasen hatte ein volles, helles grün.

Ich drehte mich zu Logan um. ,,Oh Gott, dass ist der Wahnsinn", sagte ich mit erstickter Stimme und blickte ihm dankbar in die Augen.

Er lächelte breit, bevor er sich auf den Boden setzte und mich zu sich herunter zog.
Holprig setzte ich mich nah neben ihn. So nah, dass meinen Arm seinen berührte und mein Bein in der Nähe von seinem lag.
Vielleicht war es nur in diesem Moment garnicht so schlecht hier.

The hybrid werewolfWhere stories live. Discover now