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1 Tag bis zum Vollmond

Langsam begriff ich immer mehr -verstand immer mehr, warum alle so eine große Sache aus dem Vollmond machten.
Es war, als würde die Energie und Kraft aus deinem Körper platzen, als würde die menschliche Hülle langsam aufreißen, nur damit du dich deinen animalischen Zügen hingibst. Es war, als würde man verrückt werden. Ein langsamer Wahnsinn der sich wie Gift in deinem Körper ausbreitete, bis er durch alle Poren nach außen kroch.

Aber auf der anderen Seite fühlte es sich gut an. Alles war intensiver und wenn man in diesem Moment eine halbwegs gute Phase durchmachte - wie ich -, dann war es der absolute Wahnsinn. Dieses Mal der positive.
Logan und ich hatten uns die letzten Tage gut verstanden, uns kein einziges Mal gestritten und auch nicht diskutiert. Für uns war das ein Fortschritt und ich freute mich darüber.
Logan hatte mir gestanden das er diese Versicherung gebraucht hatte. Und dann hatte er mir gesagt, dass er auch in mich verliebt war. Ernsthaft, ich fühlte mich als wäre etwas in mir geplatzt.

,,Hey, worüber denkst du nach?", fragte Logan, der zum absoluten Anhänger geworden war und mich gerade von hinten umarmte.

,,Fändest du es sexy wenn ich zu einem mordenden Monster werden würde?", fragte ich, vollkommen neutral.

,,Halt die Klappe, Chloe. Du hast dich unter Kontrolle, du schaffst das." Er lächelte an meinem Hals, es fühlte sich aufmunternd an.
Auch wenn ich mir immer noch nicht sicher war was diese Sache anging hielt ich wirklich die Klappe.
Ich musste nur an mich glauben.

Bane und ich hatten trainiert. Logan hatte sich nicht davon abbringen lassen beim Training dabei zu sein. Er war einfach jedes Mal hier geblieben und hatte die Schule geschwänzt, wobei sich selbst James nicht durchsetzen konnte. Logan konnte ein echter Sturkopf sein.

Aber glücklicherweise kamen wir voran. Der Schlüssel war das man einen Anker brauchte. Wut, Trauer, eine Person, irgendwas an das man sich klammern konnte und somit die Kontrolle behalten konnte.
Bei mir war es ein Gemisch aus allem, ich klammerte mich an meine Wut auf die Leute die meinen Dad maßgeblich umgebracht hatten, klammerte mich an meine Schuldgefühle gegenüber Moms Tod, für den ich mich schon immer verantwortlich gefühlt hatte. Ich wollte nicht noch einmal für einen Tod Schuld sein. Und ich klammerte mich besonders an Logan, ich wollte ihn weder körperlich noch psychisch durch Morde an anderen verletzen.
Es gab keine andere Möglichkeit, ich musste mich kontrollieren können.

Als Logan mir einen Kuss auf den Hals setzte, erschauderte ich.
Ich drehte mich um, drückte mich an ihn und vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge, bevor ich mich zu ihm hochstreckte und meine Lippen auf seine presste.
Ich biss sanft in seine Unterlippe, woraufhin er ein kehliges Stöhnen von sich gab.
Im nächsten Moment spürte ich die weiche Matratze unter meinem Rücken, spürte seine Lippen und Berührungen überall.
Wenn es auch schon ohne Vollmonds Kraft ein Feuerwerk der Empfindungen war, dann war es jetzt eine Explosion.

Ich schlang meine Beine um seine Hüfte, legte meinen Kopf zu Seite damit seine Lippen meinen Hals besser berühren konnte.
Als ich einen Schmerz an meinem Hals spürte, stöhnte ich auf und versteifte mich. Dann floss Wärme durch mich hindurch, die mich so stark wie die Morgensonne. Warm und Leidenschaftlich und so schön, dass ich meine Gefühle nicht richtig begriff.

Ich drängte mich näher an Logan, spürte das auch ich in meiner übernatürlichen Gestalt war. Logan ließ seine Zähne weiterhin in meinem Hals vergraben, während meine Augen langsam zufielen.

,,Ich bin nicht nur verliebt in dich, Chloe. Ich liebe dich", hörte ich Logan sagen.

Obwohl meine Lippen schwer wie Blei waren öffnete ich sie. ,,Ich liebe dich auch, Logan. Mehr, als ich hätte jemals denken können."

Ich hörte nur ein leises Knurren, bevor ich endgültig in die warme, zufriedene Dunkelheit sank.

...

Ich spürte etwas warmes, raues, welches über die Wunde an meinem Hals fuhr.
Kurz schoss Schmerz durch meinen Hals, bis er immer mehr gemildert wurde.
Logan blickte mich aus goldenen Augen an. Kurz schloss er die Augen, während seine wölfischen Merkmale verschwanden und er mich aus grasgrünen Augen anblickte.
,,Hey", murmelte ich, während ich instinktiv mit meiner Hand in Richtung Wunde ging.

Logan fing sie ab, bevor ich über die Markierung streichen konnte und lächelte mich so sanft an, dass mir fast die Tränen kamen.
Wie gesagt, alles intensiver.
Er presste seine Lippen zuerst auf meine Wange, bevor sie langsam zu meiner Stirn fuhren.
Als er zuerst meine Nasenspitze, dann meinen Mundwinkel und schließlich meine Lippen sanft streifte, schlang ich meine Arme um seinen Nacken und zog ihn zu einem längeren Kuss zu mir.
Er war ganz anders als eben. Sanft, liebevoll und so viel aussagend. Früher hatte ich mich immer gefragt wie ein Kuss eine Bedeutung haben konnte. Kuss war schließlich Kuss, oder?
Aber ein Kuss konnte so viel aussagen.

,,Alles wird gut, nicht wahr?", fragte er mich.

,,Aber natürlich." Bekräftigend nickte ich, was ihn zum Grinsen brachte.

,,Was hältst du von einem guten, alten Spaziergang zu unserem Platz?", fragte er und setzte sich bereits auf. Mir wurde warm ums Herz. Unserem Platz?

Ich bemerkte das er kein Oberteil anhatte, genehmigte mir einen kurzen Blick auf seine glatte, goldene Haut und nickte schließlich.
Ich bewunderte sein breites Kreuz und die unter der Haut spielenden stählernen Muskeln, als er aufstand und sich sein Shirt vom Boden schnappte.

Ich guckte aus dem Fenster, sah den fast vollständigen Mond und registrierte das es bereits dunkel war. Ich staunte immer wieder darüber wie schön es hier doch war.

Anfangs hätte ich nie gedacht dass ich diesen Ort als mein Zuhause empfinden könnte. Aber ich schätzte die Menschen hier.
Ich kannte noch nicht alle aus dem Rudel, aber alle waren nett.
Das hier war mein Zuhause. Ich fühlte mich Zuhause, das erste mal seit mein Dad gestorben war.
Hier waren die Leute die ich liebte und die mir etwas bedeuteten.

Und ich liebte es hier.

The hybrid werewolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt