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In den folgenden Tagen ließ ich mich weiterhin von James im Morgengrauen verprügeln, um später duschen zu gehen, dann gemeinsam mit meinen 'Freunden', nämlich Amber, Jordan, Jackson, Alex und Logan frühstücken, wobei wir immer die letzten und einzigen waren, die noch da saßen. Den restlichen Tag langweilte ich mich einfach nur. Manchmal machte ich etwas mit Amber und den anderen, aber die mussten Nachmittags zum Training. Abends, bevor die anderen zurückkamen trafen Logan und ich uns immer an dem kleinen See.
Ich wusste immer noch nicht, was es damit aufhatte, dass hier alle trainierten, oder dass sie James 'Alpha James' nannten, oder dass hier so unendlich viele Menschen zusammen im tiefsten Wald lebten. Aber ich nahm mir vor, dass ich James darauf ansprechen würde.
Gleich nachdem ich morgen meinen ersten Tag in der High School überstanden hatte.
Ich hasste die High School schon immer.
Lauter aufgeblasene Teenager, die denken es wäre das wichtigste im Leben, anderen zu gefallen oder sich schnell einen Joint vor Mathe reinzuziehen.

Ich blies die Luft aus, als ich mich aus meinem Bett schleppte, um mir irgendwelche Sachen anzuziehen in denen ich mich gut bewegen konnte.
Langsam trottete ich die Treppen herunter, um die Haustür leise aufzumachen.
Alle schliefen noch, außer ich, denn ich musste mit James trainieren.
Ich merkte wie sich meine Kampftechnik etwas verbesserte, aber große Veränderungen waren in diesen Tagen noch nicht aufgetreten.
Ehrlich gesagt pisste es mich einfach nur an, ständig bevor die Sonne aufging trainieren zu gehen.
James war doch viel besser im Nahkampf, als ich ihn eingeschätzt hatte. So kam es dazu, dass er mich ständig besiegte. Seit Tagen hatte ich keinen einzigen der vielen Nahkämpfe, die wir geführt hatten gewonnen.
Dad war damals wenigstens so gnädig und hat mich manchmal gewinnen lassen. Das ist mir damals nicht aufgefallen und so habe ich mich gefreut, wenn ich endlich gewonnen habe.
Später habe ich ihn vielleicht ein paar mal richtig besiegt, aber auch nicht oft. Meine Kampf Künste sind also nicht so gut, aber okay, zumindest besser als die eines normalen 17 jährigen Mädchens.

James wartete bereits vor der Tür auf mich und blickte mich grinsend an.
,,Guten Morgen, Chloe. Bereit?"

Ich grummelte schlecht gelaunt etwas vor mich hin, bevor ich ihm einfach hinterher trottete.
Kein einziges mal antwortete ich auf die Fragen, die mir James stellte. Auch sonst war ich nicht gut gelaunt, wenn ich mit ihm hierher lief zur Lichtung, doch heute hatte meine schlechte Laune ihren Höhepunkt erreicht.

,,Fangen wir direkt an", sagte James und hörte sich erfreut und konzentriert an.

Es regte mich auf, dass er nach wenigen Minuten schon wieder einen Treffen landete, und zwar direkt in meinen Magen.
Ich gab ein Ächzen von mir, bevor ich mich wieder halb aufrichtete und meine Deckung halbherzig wieder aufnahm.
Der nächste Treffer ging direkt auf meine Wange zu.
Mein Kopf wurde nach hinten geschleudert und ich stolperte einige Schritte zurück, bevor ich mich fing und mich aufrichtete.
Die Frustration paarte sich mit meiner Angst vor der High School, den Schmerzen und meiner Müdigkeit und so spürte ich, wie sich all meine Muskeln anspannten.
Ich stürzte mich mit solch einer Kraft auf James, dass er umfiel. Das hier war nicht die beste Taktik aber meine Frustration war so übermächtig und hatte sich in Wut umgewandelt, dass ich meinen Körper der vor Wut strotzte nicht mehr kontrollieren konnte.
Wie wild prügelte ich auf James ein, der versuchte uns herum zu rollen. Eisern nagelte ich seine Arme mit meinen Füßen auf den von Morgentau feuchten Rasen fest, um ihm noch einen heftigen Schlag gegen die Nase zu geben. Seine Nase knackte und erst dann verrauchte meine Wut.
Kraftlos rollte ich mich von James herunter, um nach atemringend in den langsam heller werdenden Himmel zu blicken.
Stöhnend richtete sich James neben mir auf.
Kurz breiteten sich Schuldgefühle in mir aus, aber ich versuchte sie mit der Begründung, dass er es verdient hatte, zu verdrängen.

,,Verdammt." James richtete sich auf, um sich über das geschundene Gesicht zu fahren. Als er bei seiner Nase angekommen war, zuckte er kurz zusammen, bevor er den gebrochenen Knochen wieder einrenkte.
Es knackte wieder so ekelhaft, worauf ich zusammenzuckte und Gänsehaut bekam.
,,Komm, es reicht für heute. Ich denke, ich bin stolz auf dich", sagte James, bevor er aufstand und mir die Hand reichte.
Ich ergriff sie nicht, sondern richtete mich einfach so auf.
Zu meiner Überraschung hörte sich James nicht sauer an, sondern einfach neutral, vielleicht glücklich?

Als wir wieder am Haus ankamen und er die immer unverschlossene Tür aufdrückte presste ich endlich heraus: ,,Tut mir leid." Mir tat es wirklich leid, denn ich entschuldigte mich nicht einfach für etwas, obwohl ich es nicht so meinte.

,,Nicht schlimm. Es sah vielleicht nur in der Lichtung so aus, aber guck, es ist nicht so schlimm.." Ich erblickte nur einige etwas gerötete Stellen in seinem Gesicht, sonst nichts.
Er konnte mich nicht verarschen.
Seine Nase war noch nichtmals angeschwollen, obwohl sie eben so offensichtlich noch gebrochen war!
Irgendwas stimmte hier nicht.
Ich erinnerte mich wieder daran, dass ich Jackson mit meinem Messer ganz offensichtlich getroffen hatte, es aber später garnicht zu sehen war. Noch nicht mal ein Kratzer.

,,Okay, hör zu, James. Entweder du erzählst mir jetzt, warum diese ganzen komischen Sachen hier passieren, oder ich packe meine Sachen und verziehe mich." Ich blickte hinauf zu ihm.

James verzog das Gesicht. ,,Ich erkläre sie dir morgen, nach der Schule", versprach er.

Ich blickte ihn kurz an, bevor ich hinauf in mein Zimmer ging, um zu duschen, so wie immer nach dem Training.
Aber diese ganzen komischen Sachen ließen mich nicht mehr los.

The hybrid werewolfWhere stories live. Discover now