II.

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JINSEO'S POINT OF VIEW.

Ein zufriedenes Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen, als ich das erstaunte Gesicht einer meiner besten Freunde sehe. Auch wenn ich weiß, dass er mich in allen meinen Entscheidungen unterstützt, so weiß ich trotzdem, dass ihm ein bisschen unwohl mit dem Gedanken gewesen ist, dass ich alleine in ein Apartment ziehe.

Seine Sorge weiß ich sehr zu schätzen, aber wäre ich meinem Vater mit der Idee, in eine Wohngemeinschaft zu ziehen, gegenübergetreten, dann hätte er mich nicht ausziehen lassen. Das Schlimme dabei ist auch noch, dass er mir sofort alle Vorschläge, die ich mir dann zusammengereimt habe, abgeschlagen hätte.

»Überlebst du es auch tatsächlich alleine in diesem Apartment?«, fragt mich Ryu, nachdem er sich endlich zu mir umgedreht hat. »Ich hoffe für dich, dass du genug schläfst und auch genug isst.«

»War das eine Drohung?«, frage ich mit einem Schmunzeln und drücke ihm meinen Ellenbogen leicht in die Seite, woraufhin er mich sofort von sich drückt. »Was denkst du? Passt das Apartment oder nicht?«

»Mein Geschmack ist es vielleicht nicht, aber du sollst ja hier wohnen und nicht ich. Es passt zu dir und ich denke, dass du hier wirklich glücklicher wirst«, gibt er seine ehrliche Meinung ab und legt einen Arm um meine Schulter. »Außerdem kann ich mit nur einem Blick erkennen, dass es dir besser geht, da du nicht mehr in deinem Elternhaus ständig unter Druck gesetzt wirst. Es ist beruhigend, dass du endlich Zeit zum Atmen hast. Genieße es und verärgere deinen Vater nicht, sonst war alles umsonst.«

»Dankeschön für die Predigt, aber das weiß ich selbst schon«, grinse ich und seufze zufrieden. »Du weißt gar nicht wie schön das Gefühl ist, endlich frei zu sein.«

»Genieße es, denn du weißt nie, wann dein Vater dir einen Strich durch die Rechnung macht«, zerstört er meine Glücksgefühle mit nur diesem Satz und ich schaue ihn nur genervt an. »Ich möchte nur nicht, dass du am Ende total am Boden bist, nur weil die Dinge nicht geklappt haben, wie du dir das vorgestellt hattest.«

»Wieso kann ich nicht die Tochter eines durchschnittlichen Vaters sein?«, frage ich ihn leise und schüttle danach den Kopf. »Ich sollte aufhören, mir solche sinnlosen Fragen zu stellen. He, ist das nicht langsam spät für dich geworden? Musst du nicht nach Hause?«

»Möchtest du mich loswerden?«, fragt Ryu mit einem Grinsen auf den Lippen und knufft mir neckend in die Seite. Lachend zucke ich einen Schritt zur Seite und gehe in Angriffsposition. »Du weißt, dass ich nicht gegen dich kämpfe, schließlich bin ich nicht Daejung.«

»Ryu, du bist so ein Langweiler«, schmunzle ich und schüttle schließlich den Kopf. »Jetzt ohne Scheiß, Yixuan, Dae und Hyeon warten bestimmt schon auf dich, oder?«

»Jetzt, wo du es sagst … stimmt«, grinst er und ich lache auf. Ryu überbrückt den minimalen Abstand zwischen uns und zieht mich in seine Arme. »Mach‘ nicht die Nacht durch und hole mal ein paar Stunden an Schlaf nach, ja?«

»Du bist nicht mein großer Bruder«, murre ich gegen seinen Oberkörper und schiebe ihn von mir. »Ich bringe dich noch zur Tür.«

»Passt schon, ich weiß noch, wo sie sich befindet«, grinst er und bringt meine Haare durcheinander. »Ich geh‘ dann mal. Bis morgen in aller Frische.«

»Gut, okay«, murmle ich leise und zucke mit den Schultern. »Dann bis morgen.«

Ryu lächelt mich noch einmal an, als er sich dann auch schon umdreht und zu der Apartmenttür geht, um dann nach Hause zu gehen.

Seufzend drehe ich mich um und gehe in mein Schlafzimmer, damit ich endlich meine 24K Playlist anmachen kann. Vater hat mich früher immer missbilligend angeschaut, wenn ich einige Playlisten abgespielt habe, aber da ich in meinem eigenen Apartment wohne, muss ich mir keine Sorgen mehr darüber machen, dass er im jeden Moment in mein Zimmer stürmen und mir eine Predigt halten könnte.

Das erste Lied aus dem Album ‚Super Fly‘ beginnt und mit einem breiten Lächeln lasse ich mich rückwärts auf mein Bett fallen. Es ist so schön, endlich das Gefühl von Freiheit und Selbstständigkeit erfahren zu dürfen.

Ich bin froh darüber, dass hier alles soweit schalldicht ist und sich bisher keine Nachbarn beschweren, aber bei deren Alter würde ich mich noch nicht mal wundern, würden sie vergessen ihr Hörgerät einzuschalten.

Grinsend setze ich mich auf und schaue an die gegenüberliegende Wand. Ich sollte mir vielleicht etwas zu essen holen. Fried Chicken oder so. Sofort greife ich zu meinem iPad und bestelle online eine Portion Fried Chicken.

Darauf habe ich echt Bock.

Und ein Hoch auf das Internet und die Möglichkeit, dass man online bestellen kann.

Zufrieden lasse ich mich auf meinem Bett zurückfallen und drehe mich dann bäuchlings, um dann nach meinem Smartphone zu greifen. Einige Nachrichten stapeln sich auf KakaoTalk und ich runzle die Stirn.

Scheinbar haben Jiyu, Iseul und Chaewon wieder Langeweile und wollen einen Mädelsabend planen, während die Kerle zusammen ihren Männerabend haben. Bisher habe ich nie bei ihren abendlichen Treffen mitkommen können, da mir mein Vater den späten Ausgang für "unnötige Treffen" verboten hat.

Vater ist schon immer der Meinung gewesen, dass ich solche Freunde, die mir nicht vom Nutzen sind, gleich fallen lassen sollte, da sie mir niemals helfen an die Spitze kommen zu können, aber ich möchte nicht so erfolgreich werden, wie ich meinem Vater immer wieder versichere. Letzten Endes sage ich nur die Dinge, die er aus meinem Mund hören möchte, um Stress und andere Sachen zu vermeiden.

Das, was er mir seit Jahren predigt, ist einfach nur Schwachsinn, wenn man mich fragt. Kopfschüttelnd setze ich mich wieder auf, um mich daraufhin auch schon von meinem Bett zu erheben.

Mit meinem Smartphone und einem Lehrbuch in der Hand gehe ich auf meine Fensterbank zu und lasse mich auf den weichen Stoff nieder, um daraufhin auch schon verwirrt die Augenbrauen zusammenzuziehen.

Sehe ich das gerade richtig? Mehrmals blinzle ich hintereinander und schüttle auch einige Male meinen Kopf, aber das Bild vor meinen Augen ändert sich nicht. Auch nicht, als ich mir selbst eine Ohrfeige gebe.

Ohne Zweifel, im Apartment gegenüber steht Kim Junmyeon, besser bekannt als Suho, der Leader von EXO. Schluckend wende ich meinen Blick ab, zähle im Kopf bis 10 und drehe mich schließlich wieder zum Fenster um, um immer noch Kim Junmyeon am Telefonieren zu sehen.

Ich glaube, ich werde verrückt.

Genau in diesem Moment klingelt es an meiner Apartmenttür und ich erschrecke mich beinah so sehr, dass mir alles aus den Händen fällt. Verdammt, das muss meine Fried Chicken Bestellung sein. Der Lieferant ist aber schnell.

Sofort stehe ich von meiner Fensterbank auf, nehme mein Portemonnaie aus meiner Umhängetasche und schlendere gelassen zu meiner Tür, um den Lieferanten anzulächeln. »Ihre Bestellung, Miss!«, lächelt er mich breit an und händigt mir eine Papiertüte aus, die ich sofort an mich nehme.

»Wie viel macht es?«, frage ich lächelnd und er nennt mir mit Enthusiasmus den Preis. Nachdem ich ihm dann auch ein bisschen Trinkgeld gegeben habe, lege ich mein Portemonnaie beiseite und sehe dem Lieferanten noch einmal dabei zu, wie er sich vor mir verbeugt. »Dankeschön, schönen Abend noch!«

»Ich muss Ihnen danken! Lassen Sie es sich schmecken!«

Nachdem ich mich bedankt habe, schließe ich die Tür und nehme meine Papiertüte, um in mein Zimmer zu schlendern. Schnell mache ich es mir auf meiner Fensterbank gemütlich und habe auch mein Fenster geöffnet.

Vorfreudig hole ich meine Box Fried Chicken heraus und merke jetzt schon, wie mir das Wasser im Mund zusammenläuft. Gott, ich bin im Himmel.

EXO's Annoying NeighbourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt