XLVIII.

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JINSEO'S POINT OF VIEW.


»Herein.«

Ein letztes Mal atme ich tief ein und aus, als ich dann auch schon die Türklinke in meiner Hand hinunterdrücke und das Chefarztbüro des Krankenhaus betrete, damit ich mit meinem großen Bruder reden kann.

Wie erwartet sitzt er in seinem weißen Kittel am Schreibtisch und hält ein Dokument in seiner Hand, welches er sich kritisch durchliest. »Seongmin Oppa«, sage ich und rege damit seine Aufmerksamkeit.

Seine Augen huschen in meine Richtung und er lässt das Dokument sogleich in seiner Hand sinken. »Jinseo, was verschafft mir die Ehre?«, fragt er mich mit einem frechen Grinsen.

Leicht schmunzle ich und werde daraufhin auch schon wieder ernst. Ungefragt betrete ich sein Büro ganz, schließe die Tür hinter mir und nehme mir auf dem Sofa, das zu der Sitzecke gehört, Platz. Seongmin erhebt sich von seinem Bürostuhl und geht in einem mäßigen Tempo in meine Richtung, um sich dann auf den Sessel mir gegenüber Platz zu nehmen. »Shin Areum. Was ist der Grund ihres Herzstillstandes gewesen?«, frage ich ihn direkt und er nickt, als hätte er gewusst, dass ich ihn das fragen werde.

»Aus uns noch immer unerklärlichen Gründen ist Wasser in ihre Lunge gekommen«, sagt er geradeheraus und das verspielte Grinsen hat sein Gesicht gänzlich verlassen. »Durch das Wasser arbeitete das Beatmungsgerät nicht mehr einwandfrei. Du verstehst, was ich dir damit sagen möchte?«

Ich nicke, da ich mehr als nur verstehe, was er mir durch die Blume sagen möchte. »Wird der Grund noch untersucht? Welcher Arzt ist dafür zuständig?«, stelle ich ihn meine Fragen und er seufzt leise.

»Natürlich wird der Grund untersucht«, antwortet er und verdreht die Augen. Erneut nicke ich. »Dr. Shim ist der zuständige Arzt. Falls du weitere Fragen hast, dann musst du dich an ihn wenden. Ich mische mich nur ein, weil ich weiß, wer Shin Areum für deine Freunde ist.«

»Ich weiß«, antworte ich und lasse meinen rechten Mundwinkel nach oben zucken. »Dankeschön dafür, Seongmin Oppa. Das war alles, was ich wollte.«

»Wie läuft das Café?«, fragt er, um unser Gespräch aufrecht zu erhalten können. »Eomma war in letzter Zeit gar nicht da, oder?«

»Es läuft gut. Die Berühmtheiten lieben die V.I.P - Lounge und die normalen Gäste lieben die ausgelassene Stimmung, die herrscht«, beantworte ich seine Frage und lächle zufrieden. »Wie läuft das Krankenhaus?«

»Überraschenderweise sehr gut. Ich hatte die Befürchtungen gehabt, dass die ganze Geschichte um Vater herum schlechtes Licht auf das Krankenhaus wirft, aber nachdem herauskam, dass ein erfahrener Arzt aus Norwegen koreanischer Abstammung das Krankenhaus übernimmt, boomten die Medien. Die Journalisten schienen überrascht über die Tatsache zu sein, dass ich Park Seunghyuns ältester Sohn bin. Dabei kannten sie mich doch noch von damals, oder nicht?«

»Wahrscheinlich bist du in Vergessenheit geraten«, grinse ich und er lacht leise auf. »Wann werdet Tsubasa-oneechan und du heiraten? Ihr seid schon seit ungefähr einem Jahr verlobt!«

»Nur Geduld, die Zeit rennt uns nicht davon. Ich bin gerade mal 26 Jahre und Tsubasa ist 24 Jahre alt«, grinst er und ich schmunzle leicht. »Ich brauche mal deine Meinung. Was wäre schöner? Die Hochzeit mit den engsten Vertrauten feiern oder eine große Feier veranstalten?«

»Da fragst du 'ne gute Frage«, kichere ich leise. Ich finde es wirklich süß, dass sich mein großer Bruder darüber seine Gedanken macht. »Familie plus die engsten Freunde zusammen mit ihren Partnern.«

Leise lacht mein Bruder auf - worüber er auch immer gerade lachen muss, aber in Ordnung - und schüttelt den Kopf. »Alle in meiner Familie haben keinen Partner«, grinst er mich an und ich verdrehe schmunzelnd meine Augen.

»Vielleicht nehme ich einen meiner Freunde als Begleitung mit?«

»Ryu und Yixuan fallen auf jeden Fall weg, da ich sie sowieso einladen wollte«, grinst er mich an und haut mich somit in die Pfanne. »Baekhyeon, Daejung und Jonghyun stehen sonst noch zur Auswahl.«

Schmollend wende ich mein Gesicht ab und seufze schließlich. »Mit ihnen ist es fast wie Selbstmord«, antworte ich, woraufhin mein Bruder herzlich auflachen muss.

»Du bist so nett wie immer«, kommentiert er schließlich und ich zucke unbeholfen mit den Schultern. Genau in diesem Moment geht der Pieper meines Bruders los und er holt ihn in einer fließenden Bewegung aus seinem Kittel heraus. »Ich muss eine Notoperation durchführen. Du solltest eventuell gehen. Pass auf dich auf, Dongsaeng.«

Mit diesen Worten lässt er mich alleine in seinem Büro und ich lächle in die Stille hinein. Schließlich erhebe ich mich von meinem Platz und entschließe mich dazu nach Hause zu gehen. Es nützt mir schließlich nichts, würde ich hier die ganze Zeit über sitzen bleiben.

• • •

Entspannt liege ich mit geschlossenen Augen auf meiner Couch und lausche den Stimmen zweier Schauspieler, die sich in einem Drama aus einem mir undefinierbaren Grund beinahe die Köpfe einschlagen.

Leise lache ich bei den lächerlichen Beleidigungen auf, als ich dann auch schon meine Augen öffne und den Fernseher ausschalte. Schließlich erhebe ich mich von dem Sofa und schalte in der offenen Wohnküche bei meiner Anlage den Bluetooth ein, den ich schließlich mit dem Bluetooth meines Smartphones verbinde.

Dann gehe ich auch schon auf meine Playlist und nur wenige Augenblicke später ertönt schon ein älteres Lied von Enrique Iglesias auf Spanisch. Grinsend fange ich schon an meine Hüften zum Takt zu bewegen, während ich eine Schokoladeneispackung aus dem Kühlfach heraushole, um dann einige Kugeln in den Mixer zu tun.

Nachdem ich auch noch Milch und ein bisschen Sahne hinzugegeben habe, beginne ich es zu mixen. Wenige Augenblicke darauf habe ich auch schon meinen heißgeliebten Milchshake.

Mit einem Glas in der Hand fülle ich mir meinen selbstgemachten Milchshake ein und schnappe mir schon einen Strohhalm. Bevor ich allerdings den ersten Schluck nehmen kann, klingelt es unerwartet an meiner Apartmenttür und ich runzle die Stirn.

Ich erwarte überhaupt keine Gäste.

Ein leises Seufzen verlässt meine Lippen, als ich mein Glas abstelle und zur Tür schlendere. Mein Blick wandert für einen Moment an mir herunter, um zu schauen, ob ich mich mit meiner Kleidung überhaupt sehen lassen kann.

Schlafkleidung.

An sich sieht mein Schlaftop und meine dazugehörige kurze Schlafshorts nicht schlecht aus, aber vielleicht zeigt es doch ein bisschen zu viel Haut. Jedoch macht es mir nichts aus, wenn es einer meiner Freunde ist.

Enthusiasmus breitet sich in mir aus und mit Elan öffne ich die Tür, aber ich hätte mit jeder Person gerechnet - aber nicht mit ihm. Ein bisschen bleibe ich in meiner Bewegung stocken, während ich ihn von oben nach unten betrachte.

»Bleib«, haucht er leise. Er sieht durcheinander aus, als hätte er keine Ahnung, was ihm das Leben und all seine Entscheidungen noch bringen würden. Seine Haare stehen in allen Richtungen ab, während sie in einem starken dunkelbraun glänzen. Vermutlich ist es noch nicht allzu lange her, als sie ihm das letzte Mal gefärbt worden sind. Mein Blick bleibt bei seinen Augen hängen, die mich mit Liebe, Sehnsucht, Schuld und Unsicherheit anschauen. Mein Mundwinkel zuckt nach oben. »Bitte bleib' bei mir.«

Langsam nicke ich und öffne die Tür einen Spalt breiter. »Dann bleibe ich bei dir«, wispere ich leise und einige Sekunden darauf werde ich von ihm in eine feste Umarmung gezogen.

Ein Lächeln bildet sich auf meinen Lippen. Sein Herz schlägt schnell gegen seine Rippen - und mir geht es genauso.

EXO's Annoying NeighbourWo Geschichten leben. Entdecke jetzt