XXXII.

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JINSEO'S POINT OF VIEW.

Etwas mehr als zweieinhalb Wochen. Das ist die Anzahl an Zeit, in der ich meinen kleinen Bruder auf Wunsch meines Vaters nicht mehr gesehen habe, und bisher hat er sich kein einziges Mal bei mir gemeldet. Es deprimiert mich.

Sanha ist nun einmal ein wichtiger Bestandteil meines Lebens und ich wünsche mir so sehr, dass er genau in diesem Moment an der Tür klingeln und mir, nachdem ich ihm dann die Tür öffne, ins Gesicht lachen würde. Schade, dass es nicht geschehen wird.

Ich wende meinen Blick zu meinem Bücherregal und lege den Kopf leicht schräg, als ich meine kleine Ansammlung an Büchern und Manga sehe. Vielleicht sollte ich Hiyokoi von Anfang lesen, aber sonderlich große Lust habe ich darauf nicht.

Ein schweres Seufzen verlässt meine Lippen und ich lege meinen Kopf auf meine angewinkelten Knie ab, als es auf einmal unerwartet am Fenster klopft. Sofort sehe ich Jongdae dort stehen, welcher mich schief angrinst.

Nichtsahnend öffne ich das Fenster und schaue ihn erwartungsvoll an, doch er grinst weiterhin so dämlich. »Was möchtest du, Chen?«, frage ich ihn, nachdem er nach einigen Sekunden immer noch nichts sagt.

»Als ich dir mit Yixuan geholfen habe, meintest du doch, dass ich etwas gut bei dir habe...«, fängt er an und lässt den Satz zuerst offen hängen, doch ich kann mir denken, was er sagen möchte. »Kyungsoo hat mich dazu verdonnert Zwiebeln zu schneiden und ich kann das so gar nicht!«

»Du willst mich heulen sehen, oder?«, frage ich stumpf, woraufhin er anfängt zu lachen. Mit einem leichten Grinsen halte ich meine Hände nach ihm ausgestreckt. »Gib' mir die Sachen, ich mach' das schnell für dich.«

»Echt jetzt?«, fragt er mich und ich nicke, lache leicht auf, als er mir ein ziemlich breites Grinsen schenkt. Dann reicht er mir eine Schüssel mit Zwiebeln durch das Fenster, die ich sofort an mich nehme. »Dankeschön, Jinseo-ah! Du bist ein Engel.«

»Ich werde sie in der Küche schneiden. Wenn du magst, dann kannst du ruhig durch das Fenster klettern und mitkommen«, offenbare ich ihm und drehe mich um, damit ich in die Küche gehen kann. »Falls du dich dazu entscheidest, die Küche findest du ganz schnell. Mein Apartment ist nicht groß.«

Im Hintergrund höre ich, dass er mein Angebot annimmt und leichtfertig durch die Fenster klettert, während ich meinen Weg direkt weiterführe. Schließlich stelle ich mich in der kleinen Küche an die Arbeitsfläche und fange schließlich an, die Zwiebeln zu schälen und letztlich zu schneiden.

»Ich bin zwar schon einmal hier gewesen, aber wieder einmal muss ich mir eingestehen, dass es hier echt süß aussieht«, komplimentiert Jongdae, der sich mein offenes Wohnzimmer anschaut. »Mir ist dieses Apartment erst aufgefallen, nachdem du eingezogen bist.«

»Wie soll dir mein Apartment aufgefallen sein? Ich bin mir sicher, dass dir nur aufgefallen ist, dass sich die Fenster eures Wohnzimmers und das meines Schlafzimmer direkt auf einer Höhe mit nur wenig Abstand sind«, sage ich, während ich mit dem brennenden Gefühl in meinem Auge zu kämpfen habe. »Liege ich damit richtig?«

»Schon«, antwortet er darauf und ich lache leicht auf, während mir eine Träne die Wange herunterläuft. »Und? Heulst du schon?«

»Um ehrlich zu sein, ja«, antworte ich und drehe mich kurz zu ihm, woraufhin er anfängt zu lachen. »Ich hasse es eigentlich wirklich Zwiebeln zu schneiden, aber im Endeffekt bin ich immer die Person, die es freiwillig macht.«

»Wieso? Weil es sonst keiner macht?«, fragt er nach und ich nicke, als ich mich wieder auf das Schneiden konzentriere. »Bilde ich es mir ein oder höre ich gerade wirklich Schritte?«

Einen Moment halte ich inne und horche ein bisschen, als ich erneut leise lache. »Irgendeiner der anderen Jungs muss durch die Fenster geklettert sein und muss sich gerade im Flur befinden«, setze ich ihn darüber in Kenntnis, als ich ausgemacht habe, wo sich die Schritte genau befinden.

Jongdae schaut vorsichtig um die Ecke, während ich ihm einfach nur von meiner Ecke aus zusehe. »Xiumin Hyung? Was machst du hier?«, fragt Jongdae schließlich den Eindringling und ich lache mal wieder auf.

»Ich wollte nur schauen, wieso du durch die Fenster geklettert bist. Mir gefällt die Einrichtung, sieht schlicht, aber immer noch gemütlich aus«, lächelt mich Minseok an, als er in das offene Wohnzimmer kommt. »Du schneidest die Zwiebeln für Chen? Du bist aber nett, doch das hättest du für ihn nicht machen müssen. Er hätte es bestimmt selbst auf die Reihe bekommen.«

»Ich schulde ihm einen Gefallen, nachdem er mir mit Yixuan geholfen hat«, erkläre ich mit einem schiefen Grinsen und erinnere mich an den Abend zurück. »Yixuan ist betrunken manchmal echt anstrengend, aber wenn Baekhyeon einen im Tee hat, dann geht gar nichts mehr. Er kommt immer auf die dämlichsten Ideen.«

»Welche Ideen?«, fragt Minseok mit einem Grinsen, zieht sich am Esstisch einen Stuhl zurück und nimmt einfach Platz. »Ich meine, dass ich dich letztens irgendwas mit ‚nicht in die Küche kotzen' brüllen gehört habe.«

»Baekhyeon ist hierhin getorkelt und meinte, ihm sei schlecht und er müsse brechen«, erkläre ich und grinse schief. »Wenn er betrunken ist, dann ist er auch noch so anhänglich. Er möchte immer kuscheln und genau an dem Abend hatte er sich förmlich an mich geklammert.«

»Und da hast du keinen anderen Ausweg gefunden, als ihm eine zu knallen?«, fragt Jongdae amüsiert und ich nicke mit einem breiten Grinsen. »Du bist böse, Park Jinseo. Wirklich böse.«

»Ich habe schon einige Dinge getan, die schlimmer ist. Yixuan hat mir Wushu beigebracht und manchmal gibt es einen Moment, in dem irgendeiner der Jungs mit gar nichts rechnet«, kichere ich und streiche mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr, »und wenn du einen Angriff startest... dann Halleluja.«

»Du klingst wirklich fies«, stimmt Minseok seinem Freund zu und ich drehe mich leicht zu ihnen um. »Du bist aber nicht zu uns fies, oder?«

»Würde ich euch so lange wie meine Freunde kennen, dann vielleicht schon, aber im Moment überhaupt nicht«, antworte ich schließlich und zucke mit den Schultern. »Ihr habt meine Hochachtung und meinen Respekt. Der Unterschied zwischen euch und meinen Freunden ist, dass ihr älter als meine Freunde, die in meinem Alter sind, seid. Respekt gegenüber älteren Personen ist ein Muss.«

»Wer ist von deinen Freunden der Älteste?«

Einen Moment schaue ich ich Minseok an und lächle schief. »Yixuan. Er wurde am 05. Juni 1996 geboren«, beantworte ich seine Frage und fange schließlich an, die letzte Zwiebel zu schneiden, während mir immer noch kleine Tränen aus den Augen laufen.

Genau in diesem Moment klingelt es an der Tür und ich schaue mit einem Fragezeichen im Gesicht zu den Jungs, die an meinem Esszimmertisch sitzen. »Soll ich die Tür für dich öffnen?«, fragt Jongdae und lächelt mich hilfsbereit an.

Kurz überlege ich und nicke schließlich. »Gerne«, nehme ich sein Angebot an. Jongdae steht schließlich auf und verschwindet dann in den Flur, während Minseok auf seinem Platz sitzen bleibt und mich mustert.

»Guten Abend«, begrüßt Jongdae meinen unangekündigten Besucher, nachdem er die Tür geöffnet hat. »Kann ich dir behilflich sein?«

»Wohnt hier Park Jinseo?«, fragt eine Stimme, die ich schon seit Jahren nicht mehr gehört habe. Abrupt leeren sich meine Gedankengänge und das Messer, mit dem ich die Zwiebel geschnitten habe, rutscht mir aus der Hand und landet mit einem stumpfen Laut auf den Boden. Jongdae antwortet nicht und ich gehe davon aus, dass er bejahend genickt hat, da die Person direkt weiterspricht. »Gut. Bitte richte ihr aus, dass sie sich ordentlich anziehen soll. Ich warte hier auf sie.«

»Jinseo?«, dringt Minseoks Stimme an mein Ohr, doch es kommt nicht richtig bei mir an. »Weißt du, wer vor der Tür steht?«

In diesem Moment fragt Jongdae: »Darf ich wissen, wie du heißt? Du weißt schon, damit ich es Jinseo ausrichten kann.«

Ich schlucke schwer. »Park Seongmin«, verlässt die Antwort meinen Mund. Minseok zieht seine Augenbrauen leicht irritiert zusammen.

Fast zur selben Zeit beantwortet der mittlerweile 25-Jährige die Frage Jongdaes.

»Park Seongmin.«

EXO's Annoying NeighbourWhere stories live. Discover now