Lutteo [1]

1.9K 34 3
                                    

Ich stelle die Rollschuhe neben meinen Füssen ab und starre einige Sekunden in das Innere des Schuhes. Ein tiefer Seufzer entfährt mir. Entschlossen verwerfe ich die Gedanken und mache mich daran, meine Rollschuhe anzuziehen. Jedoch hindert mich etwas daran. Mein Blick schweift zur Tür. Soll ich ... ? Ohne lange zu überlegen, stehe ich auf und schreite mit zügigen Schritten aus dem Raum. Ich muss sie sehen. Niemals könnte ich vor das Publikum mit ihr treten, ohne zu wissen, dass es ihr gut geht.
Schnell habe ich den Gang hinter mir gelassen und verlangsame meine Schritte. Mein Herzschlag verdreifacht sich, als ich vor Lunas Tür stehe. Ich schliesse meine Augen. Wann ist es so zwischen uns geworden? Aus welchem Grund hat unsere Beziehung vor weniger als vier Tagen ein Ende gefunden? Lag es an mir? Aber was habe ich falsch gemacht? Ich habe nichts negatives zwischen uns festgestellt. Eigentlich harmonieren wir perfekt miteinander, aber da ist Luna wohl anderer Meinung.
Bevor ich es mir noch anders überlege, hebe ich meine Hand in die Höhe und klopfe an die Tür.
Stille.
Nachdem neunzehn Sekunden lang kein einziges Geräusch wahrzunehmen war, drücke ich die Türklinke runter und betrete das Zimmer. Den Anblick, den ich zu sehen bekomme, erschüttert mich zutiefst. Zusammengekauert sitzt Luna auf dem Sofa und starrt an die Wand. Eine Weile starre ich sie unverwandt an, bis sie ihren Kopf langsam in meine Richtung dreht. Ihre Augen sehen mich mit so einer Kälte an, dass mich ein Schauer durchläuft.
Was habe ich ihr nur getan, dass sie mich tagelang mit diesem Blick fertig macht? Meinetwegen sind ihre Gefühle für mich verschwunden, aber ich liebe sie nach wie vor so sehr, wie ich noch niemanden geliebt habe.
»Luna«, bringe ich hervor. Für einen Bruchteil einer Sekunde flackert etwas in ihren Augen auf, das ich nicht beschreiben kann. »Kannst du auftreten? Wenn es dir nicht gut geht, dann müssen wir nicht raus. Wir können uns immer noch abmelden. Ich bin mir sicher, dass wir noch andere Chancen haben werden, um an Wettbewerben mitmachen zu können.« Diese Worte sind so schnell über meine Lippen gekommen, dass ich sie nicht mal überdenken konnte.
Luna beisst sich auf die Unterlippe und sieht mich einfach nur an, ohne ein Wort zu sagen. Ihre Augen scheinen zu glitzern, was mich für einen kurzen Moment irritiert. Im nächsten Moment schliesst sie die Augen und ich sehe kleine Tränen, die aus ihren Augen heraustreten. Ihre strahlend grünen Augen kommen wieder hervor und endlich sehe ich wieder eine andere Emotion in ihren Augen, als diese Kälte. Aber ich hätte in diesem Moment lieber die Kälte von ihr gespürt, als diese Trauer in ihr zu sehen.
Ohne lange zu überlegen, schliesse ich die noch geöffnete Tür hinter mir und laufe zu Luna rüber. Sie hat ihren Blick mittlerweile von mir abgewendet, hat die Knie an ihren Körper angezogen und den Kopf darauf gelegt. Bevor ich sie überhaupt erreiche, schnellt ihr Kopf blitzschnell in die Höhe. Ihre Wangen glitzern feucht von den Tränen. Mein Herz zerreisst in tausend Stücke.
»Wieso bist du so?«, flüstert sie.
Langsam knie ich mich zu ihr runter. Ich traue mich nicht, sie zu berühren. »Wie?« Fragend ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. »Wie bin ich?«
Ein trauriges Lächeln schleicht sich auf ihre Lippen.

Soy Luna - KurzgeschichtenWhere stories live. Discover now