Simbar [2]

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Nach einigen Minuten brachen sie dann auch auf und ich war mit ein paar wenigen noch alleine. Ich sass auf der Tribüne und ging meine Choreographie für morgen durch. Dachte Luna wirklich sie würde mit so einer Choreo den Wettbewerb gewinnen? Überhaupt verstand ich nicht, wie alle für die stimmen konnten. Immerhin war ich die Königin der Bahn.
                Die Zeit verstrich und die Bahn leerte sich langsam. Ich beobachtete, wie Lunita noch das letzte Mal ihre Schrittfolge durchging und schliesslich endlich die Halle verliess. Meine Augen taten von dem rumgehüpfe schon weh.
                Kurz bevor das Roller schloss, schlich ich unter die Tribüne und wartete geduldig darauf, dass Simon seinen Kontrolldurchgang endlich beendete. Ich verfolgte jeden seiner Schritte und hielt die Luft an. Wenn er mich entdecken würde, wäre ich geliefert. Endlich löschte er das Licht. Einige Minuten später, hörte ich das Klimpern eines Schlüssels und ich kam aus meinem Versteck heraus.
                Ich strich mir meine Haare aus dem Gesicht und ging zu den Schliessfächern. Ich brauchte nicht lange, um Lunitas Schliessfach zu finden. Niemand ausser sie, dekorierte es von aussen.
                Ich griff in meine Haare und zog eine Haarklammer hervor. Mit einer raschen Bewegung bog ich sie auseinander und fummelte an dem Schloss herum. Nach einigen Sekunden, hatte ich das Schloss auch schon geknackt. Innerlich klopfte ich mir auf die Schulter. Nur aus weiter Ferne nahm ich die steigende Anspannung in mir, wahr. Es gab keinen Grund aufgeregt zu sein, oder? Plötzlich schob sich das Bild von Simon und Luna vor mein inneres Auge. Eine kaum merkliche Wut machte sich in meinem Bauch breit.
                Ich nahm meine Taschenlampe und sah mich in ihrem Spind um. Sie hatte die Musik für ihre Choreographie auf einen Stick geladen und den in ihren Spind gelegt. Jetzt musste ich nur noch den Stick finden ...
                So sehr war ich in meine Suche vertieft, dass ich die nähernden Schritte gar nicht wahrnahm. Erst, als sich jemand räusperte, zuckte ich zusammen. Ich kratzte meinen ganzen Mut zusammen und drehte mich in die Richtung, aus der das Räuspern kam. Lediglich die Silhouette einer männlichen Person war zu sehen. Die Person streckte den Arm aus und im nächsten Moment musste ich von dem grellen Licht blinzeln. Ziemlich schnell wurde mir bewusst, dass diese Person Simon war.
                »Ambar?«
                Ich bekam Herzrasen. »Simon?«, fragte ich und strich mir meine Haare aus dem Gesicht. »Was machst du hier?«
                Simon runzelte die Stirn. »Ich arbeite hier?«
                Schnell reckte ich mein Kinn in die Höhe und lächelte. »Das ist mir bewusst, aber das Roller hat doch schon geschlossen? Du solltest dich nicht so überanstrengen.«
                »Lieb von dir«, sagte er und sah zu Boden, »aber ich frage dich nochmal; was machst du hier?« Sein Blick glitt zu dem geöffneten Spind. »An Lunas Spind?«, fügte er hinzu.
                In meinem Kopf waren schon mögliche Lügen, die ich ihm auftischen konnte, aber aus irgendeinem Grund, konnte ich diese nicht über meine Lippen bringen. Meine Kehle war wie ausgetrocknet. »Ich ... ähm ...« Endlich fasste ich mich wieder und verschränkte die Arme vor meiner Brust. »Lunita hat mich gebeten, ihr den Stick mitzubringen, da sie schon Zuhause ist. Das tun Freundinnen doch füreinander, nicht?«
                Ich konnte seinen Blick beim besten Willen nicht deuten. Er schien mich zu durchbohren und plötzlich fühlte ich mich nicht mehr so selbstbewusst.
                »Bist du dir sicher, Ambar?« Meine Nackenhaare stellten sich auf. »Denn Luna hat den Stick vorher schon geholt.«

Soy Luna - KurzgeschichtenWhere stories live. Discover now