Überraschung

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Tief atme ich ein. Meine Eltern und mich trennt nur noch eine Wand, das spüre ich irgendwie...!
Noch einmal schaue ich meinen Bruder an, wie er mir zunickt und grinst, er freut sich ebenso wie ich. Auch Timon und Respherate schauen mich zuversichtlich an, während jemand im Hintergrund prahlt "Und baaam, die hatten gar keine Chance gegen uns! Wirklich, sie waren soo geschockt und haben sich vor Angst fast in die Hose gemacht!" nach einigem Gelächter wird er von einer Frau unterbrochen "Ach, und wer von uns ist als erstes hinein gegangen, du, Ninrod? Warst du nicht der, der uns vorgelassen hat?"

Ich wende mich von dem Gespräch ab und wieder der Tür zu. Das Holz  weist leichte Muster auf, welche sich die ganze Tür entlang verbreitet haben, sie sehen schön und kunstvoll aus. Meine Hand gleitet die Klinke auf und ab, zeigt mir den Schmerz der schon fast verheilten Wunde an meinem Arm. 
Schließlich fasse ich den Mut, nachdem ich sicherlich eine Minute schlicht dastand, und drückte das Metall nach unten. 

Meine Augen müssen sich erst an die Dunkelheit gewöhnen, erfassen erst nach einem Augenblick die beiden Personen, die eine kniet auf dem Boden, mein Vater, während meine Mutter in dem gar nicht so kleinen Raum auf und ab schreitet.
Meine Tränen fangen an zu laufen während ich immer weiter in den Raum schreite. Ich nehme nichts mehr um mich herum wahr, falle jedoch sofort meiner Mutter um den Hals. Ihr scheint es gut zu gehen, keine Verletzungen, sie ist nicht einmal mager oder so. "Mom" flüstere ich gegen ihre Schulter.
"Sofia, du bist da, endlich!" ein leises Lachen verlässt ihre Lippen. Ich bin einfach so glücklich, blind vor Freude, denn sonst wäre mir wohl aufgefallen, dass sie mich nicht bei meinem Namen nennt. 

Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter, die mich nach hinten zieht. "Sofia, Sofia, öffne deine Augen! Mach' schon!" knurrt Respher und sein Griff um meine Schulter wird fester, fast schmerzhaft. 
"Respher, du hast soeben den Moment zer-" ich bin sichtlich genervt von ihm, löse mich jedoch sacht aus dem harten Griff meiner Mutter. 
"Sofia, Sofia, Sofia, dass du deine Mutter loslässt, weil so ein Grünschnabel, das sagt, das ist aber noch ganz und garnicht königlich! Vielleicht solltest du Shiro mal um Nachhilfestunden bitten...!" schmunzelt sie und tritt einen Schritt zurück. Geschockt blicke ich sie an und bemerke entsetzt, wie ihr Gesicht schmilzt. 
"Was passiert hier?!" schreie ich förmlich und will auf sie zustürzen, doch Res hält mich fest. "Lass. Mich. Los." hauche ich angestrengt und blicke mich zu meinem Vater um. Doch was ich da sehe ist nicht mein Vater, sondern Shiro, der mit gefesselten Handgelenken auf dem Boden kniet. Er hat einige Schrammen im Gesicht und scheint eine schlimme Wunde an seiner linken Schulter zu haben. "Oh mein Gott, Shiro!" kreische ich aufgebracht und reiße mich von Respher los. 

"Shiro, Shiro, wach auf. Sag, wie geht es dir?" frage ich und hocke mich neben meinem verletzten Partner hin. "So-phie" krächzt er und man sieht, wie sein Herz pumpt.
Sofort legt sich meine Hand auf seine Stirn, welche glühend heiß ist und nur so in Schweiß badet. "Ja, ich bin hier, alles wird gut! Respher, holst du bitte die anderen Trupps, irgendjemand muss einen Erste-Hilfe-Kasten haben! Bitte!" Alecs und Timon machen sich erstmal daran, die Fesseln zu lösen, welche Shiro zu der komisch verkrümmten Position zwingen.

 Meine Hand ballt sich zu Fäusten, während ich mich zu meiner Mutter umdrehe, doch, wie mir mittlerweile schon gedämmert ist, ist das nur eine üble Falle und meine Mutter  ist der Feind. 

Wessen Gesicht ich da erblicke, erschreckt mich eindeutig, denn es ist Mandy, die da vor mir steht. "Ohh, die arme Sofia! Hat ihre Eltern verloren und ist, um sie zu retten, in meine Arme gelaufen. Es tut mir leid, dass ich nur durch diese Marionette vertreten bin, doch es besteht noch kein Bedarf, meine Tarnung auffallen zu lassen. Und, ach ja, erwarte nicht, dass die anderen euch zu Hilfe eilen, denn wir sind in meinem persönlichen kleinen Bunker. Und ich als Kyjark habe es nur deinem Trupp erlaubt, einzutreten. Du kannst hierbleiben, freiwillig und an meiner Seite für die Gerechtigkeit kämpfen, oder du wirst mitansehen, wie sie alle sterben, so wie deine Eltern!" mit einem Schnipsen wird der Raum größer, formt sich zu einer Küche die mir nur allzu vertraut vorkommt. "Ahh, wir haben sie hier gefunden, sie war gerade beim Kochen, es war schon schade sie dabei zu stören, da das Curry wirklich lecker roch. Naja, deinen Vater zu finden war schon etwas schwieriger, doch dafür hat es dann noch viel mehr Spaß gemacht, ihn auszuquetschen. Auch wenn sie mir sehr nützlich waren, ich konnte sie doch nicht einfach auf dich warten lassen, die Schmerzensschreie haben genervt. Aber Sofia, schwöre mir jetzt deine Treue und ich lasse sie laufen. Alle vier. Das ist ein großzügiges Angebot, findest du nicht?" Die schrille Stimme bringt mich zum Schaudern. Wie kann man nur so kalt und böse sein?

"Du Monster!" schreie ich und stürze mich auf sie, doch noch bevor ich bei ihr angelangt bin, löst sie sich in Luft auf und erscheint ein paar Meter weiter wieder. "Nanana! Das ist aber nicht die feine Art!" lacht sie und schlingt eine Haarsträhne um ihren linken Zeigefinger. Durch ein weiteres Schnipsen landen wir auf einer weiten Fläche mit Kratern. Der schwarze Hintergrund mit den vielen gelben Sprenkeln...
"Wir sind auf dem Mond!" staunt Timon, welcher es mittlerweile geschafft hat, Shiros Fesseln zu lösen.

"Seht ihr, was ihr angestellt habt? Von unserem einst so schönen Planeten ist nur noch diese Ruine übrig! Sofia, die Gerechtigkeit war doch immer dein Bestreben, du bist die Königin auf die wir seit Jahrhunderten gewartet haben! Eine, die uns versteht und die man ehrlich 'Königin des Volks" nennen kann, die es wirklich verdient hat und endlich unsere Unterdrückung beendet!" redet sie und irgendwie erscheint mir nun diese ganze Organisation etwas humaner.

"Und deshalb haltet ihr unsere Eltern gefangen?" fragt Alecs fassungslos und tritt nebem mich. Er greift sacht meine Hand und drückt sie.
"Manchmal gibt es eben Opfer. Aber lasst euch versichern, die beiden haben euch wirklich sehr geliebt. Sie waren am Boden zerstört, doch haben uns am Ende das gegeben was wir wollten. Und deshalb..."  mit einer Handbewegung welche einen Strudel andeutet erzeugt sie einen kleinen Wirbelsturm, welcher in unserer kleinen Luftkuppel auf dem Mond kreist.
"Naja, eure Eltern haben mir verraten, dass man euch nur gegeneinander ausspielen muss. Alecs, komm doch mal bitte her und begebe dich in diese wundervolle Luftrolle!" sie säuselt nur so, aber geschockt muss ich feststellen, dass Alecs den Anweisungen folgt. "Alecs! Alecs, was ist denn los?  Warum machst du das?" frage ich, während die Tränen sich nur so ihren Weg bahnen.

Doch mein Bruder antwortet nicht, es ist Respher, der als erstes seine Stimme erhebt.
"Sie hat ihn zu einer Marionette gemacht! Das ist verboten, das weißt du! Lass' ihn gehen!"

Mit künstlichem Lachen antwortet sie "Ihn freilassen?! Aber dabei war es doch so einfach, seine Seele zu erobern, als wäre er nicht mehr ganz."
'Nicht mehr ganz? Was soll das denn heißen?' frage ich mich.
Überraschenderweise antwortet Shiro leise in meinem Kopf "Sie meint, es fühlt sich so an, als ob seine Seele geapalten ist. Das ist aber nicht möglich, keine Sorge!'

"Lass ihn gehen, Mandy! Ich meine es ernst! Wenn du das jetzt nicht lässt, muss ich dich eben auf anderem Weg dazu bringen!" ich zittere am ganzen Körper, meine Wut baut sich langsam auf.
Verschmitzt grinst sie und mit säuselnder Stimme sagt sie "Oh, willst du etwa kämpfen? Mach' dir doch nicht die Hande schmutzig und lass deine Schoßhündchen auf mich los!"

"Diese Schoßhündchen verpassen dir gleich ne ordentliche Abreibung!" knurrt Timon.
Aber gerade als Timon seine Hand erhebt um den ersten, metaphorischen,  Stein zu werfen, flüstert Res "Das bringt nichts, wir sind hier in ihrem Reich, sie als Kyjark kann alles machen, was sie will. Wir müssen Shiro und Sophie hier raus bringen, um jeden Preis! Shiro hält so nicht mehr lange durch!"

Aufgebracht schnaube ich "Das kann doch nicht euer Ernst sein! Wir werden hier alle herauskommen! Wir müssen sie nur mit ihren eigenen Waffen schlagen!" und mein Kampfgeist ist geweckt.
Ich laufe zu Shiro zu, flüstere ihm ins Ohr "Ich bin noch nicht so gut, es könnte weh tun!"
Langsam bewege ich meine Hand über seine Schulter, gieße etwas Wasser über seine Wunde und versuche sie bestmöglich zu versiegeln.
"Danke! Spare deine Kräfte, ich habe das Gefühl, dass du sie noch brauchen könntest." seine Stimme ist matt, doch es kehrt wieder etwas Blut in sein Gesicht zurück.

Ich wende mich wieder Mandy zu. "Wenn irgendjemandem in diesem Raum etwas zustößt, bist du dran, das verspreche ich dir! Und ich werde nie, und ich meine wirklich nie auf einer Seite mit dir stehen! Ich werde deinen persönlichen Rachefeldzug nicht unterstützen!" ich weine vor Wut, würde am liebsten auf sie eimschlagen und verdammt nochmal meine Eltern wieder haben.

"Ach, du wirst deine Augen schon noch öffnen!"
Sie schippst erneut, doch nichts passiert.  "Das kann doch nicht sein, CEM! Lass' den Unfug!" schreit sie und blickt sich um.
"Cem, wenn du uns jetzt nicht sofort das Haus zeigst, dann setzt es was!"

Souuu... irgendwie läuft da etwas nicht ganz so glatt wie erwartet, was ist wohl passiert und warum? Wer ist Cem?
Was ist eine gespaltene Seele?
Wie kann man Mandy noch besiegen?
Schreibt es in die Kommentare und lasst ein ★ da ♡♡

LG
Eure Dämmer ♡ ^-^

The Elements of Night - Rastlose SeelenWhere stories live. Discover now