Kapitel 49

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Dort angekommen schloss ich die Tür hinter mir, und blieb erst einmal für einen Moment in dem dunklen Raum stehen. Ich fühlte mich , als würde ich jeden Moment umfallen, was vielleicht sogar das beste in meiner momentanen Situation wäre. Warum glaubte ich dass, was Andre mir sagte? Samu hatte mich vielleicht wirklich nur benutzt um einen Zeitvertreib für seinen Aufenthalt in Berlin zu haben. Diese Erkenntnis erschütterte mich so sehr, dass ich fast wieder losgeweint hätte, doch was war es nicht wert. ER war das nicht wert. Mein Unterbewusstsein redete mir zwar etwas anderes ein, doch darauf konzentrierte ich mich einfach nicht.

Ich betätigte gedankenverloren den Lichtschalter, und kurz darauf traf mich schon der nächste Schlag. Wie es hier aussah! Überall standen Kisten mit Requisiten, manche lagen einfach so verstreut auf dem Boden herum. Ich müsste schon einige Stunden arbeiten um hier noch etwas zu finden was man relativ in Ordnung bringen könnte. Und das genau heute... Ich wollte mir zur Ablenkung Musik einschalten, und so nahm ich mein Smartphone hervor. Ich tippte auf den Display, und sah, dass ich eine Nachricht hatte. Eine Nachricht von Samu Haber.

>> Hello beautiful!

Wie waren deine letzten Tage? I want to see you and I'm sorry. Call me? <<

Das kann doch jetzt wirklich nicht sein ernst sein. Er fragt mir wie meine letzten Tage waren und denkt mit einem "I'm sorry" wäre alles wieder gut? Er ist so ein Heuchler. Ich war kurz davor eine lange, hasserfüllte Antwort zu geben, doch irgend etwas sagte mir das es besser wäre wenn ich ihm das persönlich Sage. Entweder damit es besser wirkt oder damit er mich noch davon abhalten kann.. Ich weiß es wirklich nicht.

>> Können wir uns treffen? <<

>> Uhm yeah sure. Come to Berlin? <<

>> Heute noch?? <<

>> Wenn du kannst. <<

>> Ich schaue was sich machen lässt. Ich sag dir Bescheid. <<

>> Okay hun xx <<

Hat er eigentlich gar keine Ahnung was er da eigentlich gemacht hat? Unfassbar. Ich begann mich immer mehr aufzuregen bis ich realisierte, dass das alles nichts bringt, ich sollte meine Wut besser bei ihm rauslassen, das kommt authentischer rüber. Aber wenn ich heute noch bei Samu sein will muss ich in spätestens zwei Stunden hier fertig sein, was eigentlich unmöglich zu schaffen war. Als ich gerade anfangen wollte, wurde die Tür geöffnet.

"Alex!"

Ich sprang ihm um den Hals, und bereute es später, da mir echt schwindelig wurde nachdem ich von ihm abließ.

"Hey kleinem alles klar?"

"Du nennst mich kleine? Dein ernst?"

Lachend boxte ich ihm in die Seite, um ein bisschen vom Thema abzulenken. Er hatte mir letztens erst bei meinen Problemen zugehört, dass wollte ich ihm nicht schon wieder antuen, außerdem war die Sache diesmal einfach viel zu kompliziert.

"Kannst du mir vielleicht helfen?"

Alex nickte, und so machten wir und daran, endlich Ordnung in diesen Raum zu bringen. Nach knapp ein einhalb Stunden waren wir auch schon fertig. Ich bedankte mich bei Alex und versprach ihm, dass er etwas bei mir gut hat.

Schnurstracks fuhr ich zu meiner Wohnung, um mir noch ein paar Sachen zu holen. Ich hatte Sascha angerufen und gefragt, ob ich heute Nacht bei ihm und Alec im Bus schlafen kann, und er hatte mir erfreut zugesagt. Ein bisschen froh war ich dann also schon wieder nach Berlin zu fahren, auch wenn der Anlass nicht gerade toll war.

Nach knappen sechs Stunden war ich also endlich in Berlin angekommen. Somit war es erst 18 Uhr, und es war noch sehr hell draußen da es endlich begann, richtig Sommer zu werden. Am Studio angekommen schrieb ich Samu eine Nachricht dass ich da sei, er wollte sich mit mir in irgend einem Café treffen, na super. Also beschloss ich erst zu Sascha und Alec zu gehen und sie zu überraschen. Die Tür zu ihrem Tourbus stand offen als ich ankam, und ich hörte Stimmen von innen.

"Man Alec, Lina kommt bestimmt gleich hier an, denkst du sie will seine Boxershorts und Bierflaschen auf dem Boden rumliegen sehen?"

"Jaja, ist ja okay, ich bringe sie schon..."

Und gerade als ich mich versteckten wollte, trat Alec mit vier geleerten Flaschen Bier aus der kleinen Tür, und sah mich entgeistert an. Als er realisierte dass ich gerade vor ihm stand, umarmte er mich freudig. Der bekannte Geruch von Schweiß und Bier stieg mir in die Nase, komisch war das diese Mischung bei Alec und Sascha sogar unglaublich gut roch. Besagter Sascha kam dann auch auf den Parkplatz, er nahm mich in den Arm und drehte mich ein mal kurz in der Luft, danach gab er mir einen Kuss auf die Wange.

"Jungs, ihr macht so als wäre ich ewig Weg gewesen!"

Sie lachten, und Sascha zeigte mir danach wo ich schlafen könnte während Alec seine Flaschen wegbrachte. Während ich also meine Sachen im Bus deponierte erklärte ich Sascha grob die Situation. Ich glaube nicht dass er mich wirklich verstanden hat, aber er wünschte mir viel Glück bei der Sache mit Samu.

Apropos Samu, ich sollte langsam mal zu ihm fahren. Ich fragte ihn noch schnell nach der genauen Adresse, es dauerte keine zehn Minuten und schon hatte ich vor einem Café mitten in Berlin geparkt. Komisch. Sonst sucht er sich ja eher immer unpopuläre Plätze aus. Ich trat durch zwei große Glastüren, und erblickte Samu sofort. Er jedoch sah nicht mich an. Ich folgte seinem Blick, und als ich bemerkt was, oder eher gesagt wen er da anschaute, erhöhte sich mein Puls schlagartig.

Ein Mädchen mit braunen Haaren, die ihr gerade einmal bis an die Schulter gingen saß ihm gegenüber. Ich konnte ihr Gesicht nicht erkennen, war mir aber sicher das sie verdammt hübsch war. Ich sah genauer hin, seine Hand hielt ihre auf der Tischplatte fest und sein Daumen umkreiste ihren. Ich wollte mich umdrehen und einfach gehen, nicht mehr hinsehen, doch es ging nicht. Und in diesem Moment sah Samu mir direkt in die Augen.

Blitzschnell wandte ich mich um und rannte aus der Tür. Was genau hatte er eigentlich für ein Problem? Hatte er mich jetzt extra nach Berlin gerufen, nur um mir seine neue Freundin zu präsentieren? Ich hörte wie die Tür erneut geöffnet wurde. Natürlich war es Samu, doch ich drehte mich nicht um. Er rief meinen Namen.

"Lina! Lina, please..."

Energisch wandte ich mich letztendlich zu ihm.

"Was Samu?! Was ist dein Problem? Du meldest dich nicht bei mir nachdem du aus dem Krankenhaus entlassen wirst, und fährst ohne weiteres wieder nach Berlin. Dann willst du dich mit mir hier treffen und ich sehe dich mit dieser...dieser was weiß ich was flirten! Willst du mich eigentlich komplett verarschen?"

Ich war froh das fast niemand auf dem Parkplatz war, denn ich schrie mir gerade die Seele aus dem Leib.

"Why do you Care about what I do."

"Weil ich dachte das wir zusammen sind? Ich mache mir nunmal sorgen um meinen Freund!"

"What?? Are you serious?"

Es hörte sich fast so an als würde er mich auslachen, dass traf mich noch härter als alles andere zuvor.

"Yes Samu, aber vergiss es. Lass mich einfach in Ruhe!"

Wütend und traurig zugleich stieg ich in mein Auto, ich sah wir Samu auf mich zukam, doch ich betätigte schnell das Gaspedal und rauschte davon.

Pure ChanceWhere stories live. Discover now