Kapitel 69

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"Kannst du mir nicht erzählen was..."

Weiter schaffte ich es nicht, denn als ich Samu anblickte war sein Gesicht kreidebleich geworden, und seine Augenlieder hingen herunter. Er sah so schwach und verletzlich aus, ihn so zu sehen brach mir das Herz. Er war nicht schwach, und wollte es vor mir auch nicht sein, weswegen ich versuchte ihn nicht anzustarren, und stattdessen auf den dunklen Holzboden zu gucken.

"I...I need some air."

Samu öffnete eine Tür neben uns, die ich bis jetzt noch garnicht bemerkt hatte, und schon traf mich ein kleiner Kälteschub, welcher die ohnehin schon ausgeprägte Gänsehaut auf meinem Körper noch verschlimmerte. Dennoch ging ich ihm hinterher, und als ich draußen angekommen war, standen wir auf einer kleinen Wiese, Rings herum befand sich eine hohe Hecke. Die Dämmerung hatte wohl gerade eingesetzt, denn durch das dunkle Grün Dramen nur noch einige letzte Sonnenstrahlen des Tages zu uns hindurch.

Samu stand zu mir abgewandt, ich konnte durch sein graues Shirt sehen wie er seine Muskeln anspannte. Ich ging auf ihn zu, legte eine Hand auf seinen Rücken, mit der ich über seinen Oberarm zu seiner Brust glitt, bis ich vor ihm stand. Er hatte die Augen fest verschlossen, und umschloss meine Wangen mit seinen Händen, wie er es schon so oft gemacht hatte. Ich hingegen kam etwas näher zu ihm, und legte nun auch meine zweite Hand auf seine Muskulöse Brust, und ich konnte seinen unregelmäßigen Herzschlag spüren. Auch ich schloss nun die Augen, nachdem Samu seine Stirn von oben gegen meine gelehnt hatte. Dann passierte etwas, was mich noch mehr erschütterte als die Tatsache, dass er seelisch und körperlich so gebrochen war. Ich spürte, wie sich eiskalte Tränen von seinen Augen bis über meine Wangen zogen , um letztendlich auf das kleine Stück Erde zwischen uns zu tropfen. Samu weinte. Und ich wusste nur zu gut, dass er dies niemals ohne einen erschütternden Grund tat. Ich blinzelte stark mit den Augen , doch Sekunden später fing ich auch an zu schluchzen. Als er dies bemerkte, umschloss er mich fest mit seinen Armen, und ich schmiegte mich noch enger an seinen Körper, während sich meine Tränen mit seinen vermischten.

Ich weiß nicht wie lange es gedauert hatte, bis ich meine Stimme endlich wieder fand und mein Gesicht nicht mehr gerade vor Tränen triefte. Dennoch drückte ich mich noch fester an Samu heran, und ließ meine Hände nun zu seinem Rücken wandern, an dem sie sich hilfesuchend festkrallten.

"Bitte, Samu...bitte sag mir was los ist. Ich habe Angst um dich...!"

Ich flüsterte die Worte in die Abendluft hinein, und diese trug sie leicht und schwerelos zu Samus Ohr. Er schaffte etwas Platz zwischen uns, und ich sah, wie sich die kleinen rötlichen Lichter in seinen Tränenüberströmten Wangen wiederspiegelten. Er strich mir eine Strähne hinters Ohr, und ich erkannte seinen verzweifelten Versuch etwas zu lächeln. Doch als er schließlich zu reden begann, verschwand dies schlagartig aus seinem Gesicht, und er sah mich genau so ernst wie verunsichert an.

"It's because of my grandfather. He lost a lot of Money in the Casino , and so my dad did. He always wanted to play more and more, so he borrowed some money from a gambling mafia. Since that day they want their money back, and they were searching for my dad to get it. So I said I could give them the Money they want, if they leave my family alone. But the sum is even bigger than I thought, and I can't pay it back. They are after me, searching for me, and everyone that I love. So you are in danger to. I don't know what they'll do if they find you... I have to protect you. Thats the reason why you're not save here with me. They even found me in Germany. I don't want them to find you and hurt you, I couldn't live with the fact that I am the reason for that. So you have to stay away from me Baby..."

Mein Atem stockte etwas, und es fiel mir sehr schwer, eine treffende Antwort zu formulieren.

"Aber ich will dich nicht alleine lassen. Lass mich dir helfen! Ich kann auf mich selbst aufpassen..."

"I think not."

"Was soll das denn jetzt heißen?"

Samu sah mir in die Augen, und lächelte mich kurz darauf unglaublich warm und verschmitzt an.

"I'm sorry Baby. Looks like I can't get you away from here."

Trotzig verschränkte ich die Arme übereinander, und ich wusste das ich gerade aussah wie ein kleines Kind, da ich noch immer etwas feuchte Wangen hatte. Dieser Anblick entlockte Samu eine kleinen Lacher, bevor er mich wieder zurück zu sich in die Arme zog und mich auf den Scheitel küsste.

"Let's go inside darling, we have to make plans for tonight."

Er ließ mich los, und ging danach zu der Hintertür des Hauses, ich folgte ihm gemächlich. Eben war er noch todtraurig und jetzt will er ausgehen? Ich fragte mich gerade was eigentlich mit ihm falsch war, als er mir gestikulierte, die Treppe hinauf zu gehen. Ich blickte ihn schief an, während ich noch immer in meine Gedanken versunken war, doch dann machte ich mich auf den Weg nach oben. Samu kam mir hinterher, und als wir ganz oben unter dem Dach angekommen waren, schloss er die Tür hinter uns ab.

"Was hast du denn jetzt vor?"

Er kam auf mich zu, mit verwuschelten Haaren und einem etwas schläfrigen Blick, was aber aus irgend einem Grund unglaublich gut aussah. Seine rauen Finger glitten über meine nackten Arme, und schon kam die Gänsehaut wieder zurück. Er kam immer näher an mich heran, und es war so leise, dass ich hören konnte, wie mein Atem sich fast überschlug. Unfähig mich zu bewegen stand ich einfach nur da, und schloss meine Augen. Seine Lippen streiften meine, und gerade als ich mich auf die Zehenspitzen gestellt hatte um näher an ihn heran zu kommen, ließ er von mir ab.

"Okay then, let's talk about tonight."

Pure ChanceWhere stories live. Discover now