Kapitel 51

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Mittlerweile war es mitten in der Nacht. Samu hatte mir nicht geantwortet, und so lag ich einfach in dem kleinen Bett des Busses und schaute an die Decke, welche nur ein paar Zentimeter weit von meinem Gesicht entfernt war. Da ich mich dadurch etwas unwohl fühlte und sowieso Durst hatte, beschloss ich , Saschas Schlüssel zu holen und ins Studio zu gehen, und dort in der Cafeteria etwas zu trinken zu holen.

Als ich bemerkte das Sascha schlief wollte ich ihn nicht aufwecken, und es war auch nicht weiter schwer den Schlüsselbund zu finden, da dieser an seiner Jeans hing und er sie einfach vor seinem Bett auf dem kleinen Gang liegen gelassen hatte, typisch. Jedenfalls begab ich mich danach ins Freie. Dieses mal hatte ich mein Nachthemd an, und ich spürte direkt die kalte Nachtluft auf meiner Haut, was ich komischerweise als sehr angenehm empfand, obwohl ich die Nächte der letzten Tage wohl nicht zu meiner besten Zeit zählen würde.

Ich kam am Studio an und wunderte mich, da die Tür bereits geöffnet war. Mich beschlich das unangenehme Gefühl, gleich auf Samu zu treffen. Ich blieb kurz stehen und schloss die Augen. Beruhig dich Lina. Samu ist bestimmt in seiner Wohnung und schläft. So ganz glauben tat ich meinem Unterbewusstsein natürlich nicht, doch ich machte mich einfach trotzdem auf den Weg zur Küche. Ich musste an den kleinen Apartments vorbei laufen, als ich Samus geschlossene Tür erblickte beruhigte ich mich etwas, schlich aber trotzdem ganz leise daran vorbei. Dies war nicht gerade einfach, da der Boden aus Beton war und ich barfuß herum lief, somit tapste ich etwas ungeschickt den Flur entlang. Sogar meinen Atem hielt ich blöderweise instinktiv an, obwohl ich natürlich wusste dass es keinen großen Unterschied machte. Ich war allgemein etwas angespannt, warum war mir nicht ganz klar, was sich aber im nächsten Moment ändern sollte.

Als ich in der Nähe der Küche war stand die Tür offen, es kam aber kein Licht heraus. Es hatte wohl einfach jemand vergessen die Tür zu schließen. Ich hörte das heimelige Surren der Kühlschränke, und war schon gleich nicht mehr so angespannt. Müde schleppte ich mich in den Raum hinein, und wäre am liebsten gerade wieder weggelaufen, als ich sah, wer dort an einem Tisch saß. Natürlich war es Samu. Er hatte den Kopf auf einer Hand abgestützt , vor ihm stand ein Glas Wasser. Wow, kein Alkohol? Ich wollte mich gerade wieder wegschleichen, doch es war zu spät. Er hob den Kopf, und seine Augen leuchteten auf.

"Lina, you are here? But..."

"Samu, bitte lass mich einfach in Ruhe etwas trinken."

Er wollte gerade wieder anfangen zu reden, als ich warnend meine Hand hochhielt, worauf er beleidigt einen Schluck Wasser trank. Ich hingegen lief zu einem der übertrieben großen Kühlschränke. Das Licht , welches mir entgegen strahlte war grell, und so griff ich einfach nach der erstbesten Flasche die ich sah. Jägermeister. Welche Ironie.

Ohne darüber nachzudenken öffnete ich die Flasche, und nahm einen ordentlichen Schluck. Nicht gerade mein üblicher Stil, aber was soll man machen? Dass verrtraute Brennen fühlte sich einfach zu gut an, und so nahm ich direkt noch einen Schluck. Samu beobachtete mich, und ich funkelte ihn wütend an.

"Ehm...du weißt dass das alcohol ist?"

"Oh man ja Samu, ich bin kein kleines Kind mehr. Und außerdem geht dich das nichts an."

Demonstrativ trank ich einfach noch einen großen Schluck, bevor ich die Flasche auf die Küchenzeile neben mir abstellte.

"Damn, you're sexy when you're drunk."

Er grinste mich frech an, und ich konnte nicht anders als ein kleines bisschen zu Lächeln, welches ich aber anschließend versuchte krampfhaft zu unterdrücken.

"Ich bin nicht betrunken. Und Hör auf so zu reden, verwirr mich nicht."

"Okay okay Madame, I will stop teasing you."

"Danke."

Ich wollte eigentlich geradewegs wieder zum Tourbus laufen und mich in mein kleines aber gemütliches Bett kuscheln. Stattdessen nahm ich die Flasche Jägermeister uns saß mich gegenüber von Samu an den Runden Tisch. Fragend hielt ich ihm die Falsche vors Gesicht.

"Willst du?"

"Haha, nein, danke. Ich trinke not so viel anymore. Just red wine, sometimes."

So richtig glauben konnte ich ihm das nicht, denn man hört und sieht ja wirklich viel von Samus ausgelassenen Trinkphasen, doch ich zuckte nur mit den Schultern und ließ die Flasche auf dem Tisch stehen.

"Du bist sauer auf mich, oder?"

"Ja, was erwartetest du? Du bestellt mich zu dir und sitzt dann da mit dieser Frau als wäre nichts. Mal ganz im ernst, was sollte das?"

"I don't know..ich wollte das du dich so fühlst just like I did als ich dich with this idiot gesehen habe. I'm sorry."

"Und warum hast du so komisch geklungen als ich sagte das ich dachte wir wären zusammen?"

Er gab mir keine Antwort, sondern ballte nur seine Hände zu Fäusten und starrte auf das Glas vor sich, sodass er mich ja nicht ansehen musste.

"Samu, ich rede mit dir."

Er ließ seine Fäuste auf den Tisch knallen, und stand energisch auf. Ich erschrak etwas, blieb aber ruhig auf meinem Stuhl sitzen. Samu drehte sich von mir weg und ging Richtung Fenster, dabei raufte er sich die Haare. Sekunden später wandte er sich zu mir um, und sah mir direkt in die Augen, er ließ seine Hände wieder sinken.

"I don't know! I just...gosh I love you but... I can't. I can't love you like you want me to love you."

Er war wieder etwas lauter geworden, und ich traute mich fast garnicht, ihm zu antworten. Somit stand ich mit Tränen in den Augen auf und verließ den Raum. Ich hatte gehofft er würde mir folgen, aber er tat es nicht. Dies änderte sich, als ich kurz darauf Schritte hinter mir hörte.

Pure ChanceWhere stories live. Discover now