Good Night Thoughts

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Wie gerne würde ich dir schreiben, dir sagen wie ich mich Fühle, aber es scheint so sinnlos, dabei war doch alle so zauberhaft. Ich habe dir Vertraut, dir geschrieben als ich jemanden brauchte, der mir wieder Mut gibt und du warst da. Da als ich drohte zu zerbrechen und nur mehr am Boden war. Doch du warst da und brachtest mich zum lächeln. Du hast geschrieben, immer rechtzeitig. Doch nun, nach diesem Höhenflug, scheine ich dir nichts zu bedeuten. Habe ich dir überhaupt jemals etwas bedeutet? Ich warte, wie damals, auf deine Antwort, darauf, dass du mir ein Lächeln auf die Lippen zauberst und es so scheinen lässt, wie als wäre nichts wichtig. Doch du antwortest erst spät und anstatt, wie früher, mich freudig zu überraschen, zerschellt meine Hoffnung an deinen kalten Worten.

Wie heißt es so schön, nicht zu wissen, wo man in jemandes Leben steht, ist ein langsamer emotionaler tot und diesen scheine ich gerade zu erleben. Ich habe niemandem erzählt, was wir so beredet haben, nicht einmal meinen besten Freundinnen, so wertvoll waren diese Konversationen für mich. Doch derjenige, der dich am leichtesten zum Lachen bringt, kann dich auch am leichtesten brechen. Und dieser jemand scheinst du für mich zu sein. 
Doch werde ich es dir sagen? Nein, dass wäre so untypisch für mich. Ich werde wie immer in mein kleines Büchlein schreiben, mir ausdenken wie es wäre wenn, aus dem Fenster schauen und nachdenken. So  wie immer. Ich weiß noch nicht, ob  es ein Fehler war, mich dir anzuvertrauen, oder ob meine kleinen Geheimnisse bei dir sicher sind. Deine werde ich hüten und schützen, egal was du tun solltest. Aber das sage ich dir nicht, dann hättest du noch mehr Macht über mich als du eh schon besitzt. Zu viel, viel zu viel. Ich denke an dich zu häufig. Verschwende zu viel Tinte und Papier an die Worte die ich an dich richten könnte oder womöglich auch sollte. Worte, die auf Papier so episch scheinen, doch ausgesprochen zu poetisch wirken und ein ganzen Leben verändern könnten, aber jeder einzelne Satz, der jemals gesagt wird, kann eine ganze Geschichte verändern. 

Und wieder bin ich bei mir angelangt und frage mich, warum ich nicht einfach sage, was ich mir denke, was ich fühle. Womöglich, weil es so für viele andere leichter ist und ich keine Probleme machen will. Ich hoffe ich habe dir keine Probleme bereitet, keine Sorgen oder Kummer. Aber hast du eigentlich je einen ehrlichen und freien Gedanken an mich verschwendet? Oder war ich nur ein Schatten in deiner Geschichte? Ein lästiges Mädchen, an welches du geschrieben hast und so nett gewirkt hast, aber hinterrücks über mich lachtest? 

Fragen werde ich dich diese Fragen niemals. Und ich weiß, sag niemals nie, aber die Wahrscheinlichkeit geht Richtung Null. 

Ich muss in diesem Text ziemlich deprimiert wirken, womöglich bin ich das auch, aber es wird vergehen. Ich werde morgen meine Besten Freundinnen sehen und lachen. Und irgendwann werde ich das hier lesen, wie alle anderen Texte, schmunzeln und denken: "Damals schien alles so kompliziert", oder, "Wie schlimm das alles damals gewirkt hat." "Damals", dass bedeutet, es gibt eine Zukunft für mich. Es gibt ein Morgen und weitere Erlebnisse und weitere Texte und dieser ist nur einer von vielen. 

Rosemarie lehnte sich entspannt zurück und betrachtete das Geschriebene. Sorgfältig schloss sie ihre Füllfeder und legte diese beiseite, bevor sie aus dem Fenster sah.  Rosemarie hatte es sich auf ihrer Fensterbank in ihrem Zimmer gemütlich gemacht und wie so oft einen Tag mit einem Text abgeschlossen. Es regnete, aber es trübte ihre Stimmung nicht zusätzlich. Dass Plätschern der  Wassertropfen beruhigte sie sogar ein wenig. Rosemarie, von ihren Freunden Rose genannt, war ein Teenager mit üblichen Problemen. "Ich bin ganz normal", dachte sie wiedereinmal, als kurz darauf ein verärgerter Schrei aus der Küche kam. Ihre Eltern streiteten, wieder. Deshalb wollte sie ihm auch schreiben, denn als sie es einst nicht mehr ausgehalten hatte, ihre Eltern streiten zu hören, brauchte sie jemanden und ihre Freundinnen waren alle gerade beschäftigt, also war er ihre Rettung gewesen. Rosemarie wusste nicht genau, warum sie genau ihn anschrieb. Vermutlich, weil sie glaubte, dass er einer der wenigen wäre, die nicht alles sofort durch die Klasse schrien. Diese Eigenschaft schätzte sie sehr und bis jetzt wusste auch niemand von diesem Ereignis. Zumindest war Rosemarie niemand außer ihm und ihr bekannt, der von den Streitereien ihrer Eltern wusste. Dabei ging es bei den kleinen Wortgefechten beinahe ausschließlich um belanglose Kleinigkeiten. Zum Beispiel wie unlogisch und unsinnig, Mamas Anordnung an Schmuck sei und so viel Platz wegnahm. Oder über die Stimmungsschwankungen von Beiden. Es war eine komplizierte Zeit für ihre Eltern. Rosemaries Mutter Arbeitete viel und ihr Vater nicht ganz so viel, aber dennoch verdienten Beide recht viel. Doch dass machte sie nicht glücklich. Und ohne das ihre Eltern es mitbekamen, zogen sie Rosemarie mit in ihren Streit ohne es zu wollen. 

Traurig lehnte sich Rosemarie zurück, bis ihr Hinterkopf die kühle Wand berührte. Auch dazu hatte sie schon einige Texte geschrieben und nichts gesagt. Einmal hatte sie probiert ihren besten Freunden zu sagen, wie sehr sie die Streitereien mitnahmen. Doch es kam die Antwort, die sie nicht haben wollte. "Es wird schon alles wieder." Woher sollten ihre Freundinnen das wissen. Vielleicht hatte sie auch deshalb mal nicht ihnen sondern ihm geschrieben, als sie es brauchte. Aber er schien nur einer von vielen zu sein und dennoch dachte sie so oft an ihn und schrieb viele Texte über ihn. Nicht alle so negativ und ruhelos wie der Letzte. 

Es klopfte an Rosemaries Zimmertür. "Rosi, Schatz, es ist schon Zehn, du solltest langsam schlafen gehen", sagte ihre Mutter, als sie durch einen Spalt zwischen Wand und Tür spähte.Sie sah ihre Tochter nachdenklich am anderen des Raumes sitzen, auf der Fensterbank und öffnete die Tür, sodass sie in das Zimmer gehen konnte. "Willst du reden? Oder ist dir wie immer ein warmer Tee lieber?", fragte Margret und schenkte ihr ein schiefes Lächeln. "Tee bitte. Ist bei dir alles okay?", antwortete Rosemarie und lenkte ein wenig von sich ab. "Natürlich, war nur ein anstrengender Arbeitstag. Tee wie üblich?" Rosemarie nickte und strich eine blonde Strähne hinter ihr Ohr. "Zieh dich inzwischen um, ich stelle dir den Tee dann ans Bett", befahl ihre Mutter und schlich wieder aus Rosemaries Zimmer. In Windeseile hatte hatte Rosemarie die Karierte Pyjamahose und das weiße T-Shirt mit der violetten Rose darauf an. Als sie aus dem Bad wieder zurück in ihr Zimmer kam und ihre Haare zu einem Dutt gebunden hatte, sah sie die matt-violette Tasse mit heißem Tee darin auf ihrem Nachttisch stehen. "Danke Mama!", schrie sie aus ihrem Zimmer den Gang hinunter und lächelte kurz. Dann fiel ihr Blick wieder auf das Büchlein, dass zehnte das sie beschrieben hatte mit ihren Texten und es würde noch mehr werden, dass  war für sie gewiss. 

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