Kapitel 1

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Am nächsten Morgen wurde ich von ein paar Sonnenstrahlen geweckt. Ich stand auf und machte mich gleich fertig, da ich heute Training hatte.
Nach dem Frühstück ging es auch schon los. Nessi und ich waren die Ersten und weil wir nichts besseres zutun hatten passten wir ein bisschen hin und her. Marlon, Leon und Markus kamen als nächstes. Wir vier schossen abwechselnd einen Elfmeter gegen unseren 'unbezwingbaren' Tormann.

Markus:"Was bekomm ich, wenn du nicht triffst?"
Ich:"Gar nichts, denn ich werde treffen."
Markus:"Das bezweifle ich."
Ich:"Du bist auch sehr von dir selbst überzeugt, oder?"
Markus:"Nein, ich denke nicht, dass ich so gut bin, sondern dass du nicht treffen kannst."

Von Wut angetrieben nahm ich Anlauf und kickte den Ball so fest ich konnte.
Es war ein schlechter Schuss, genau auf den Tormann zu, aber er war scharf. Markus fing den Ball mit Leichtigkeit, aber wenigstens konnte ich mich triumphierend fühlen, als ich ein schmerzhaftes Schaufen von ihm hörte.
Spöttisch verbeugte ich mich vor ihm.

Ich wusste, dass er mich mit Absicht anstacheln wollte, damit ich nicht traf. Nur schafft es dieser Idiot, dass ich mein Temperament so schnell verliere bevor ich richtig nachdenken konnte.

Nach dem Training fuhr ich mit dem Fahrrad nachhause.
Wie immer schlich ich mich hinein.

Ich:"Hottentottenalbtraumnacht!"
Ich hatte mich total erschrocken, denn meine Mutter stand vor mir. Ungewollt zog ich den Kopf ein. Das bedeutete Ärger.

Mutter:"Junges Fräulein, wohin verschwindest du jeden Tag? Und wie siehst du denn aus? Ist das Sportkleidung? Und die ist vollkommen verdreckt! Miefen tust du auch schrecklich. Du schwitzt ja!"
Ich:"Dass ich bei Vanessa war wirst du mir nicht abkaufen,oder?"
Mutter:"Findest du es angebracht jetzt Witze zu reißen?
Ich: "Also, wenn du schon so fragst-"
Mutter: "Was hast du in der Tasche?"
Sie nahm mir energisch die Sporttasche ab und warf einen Blick hinein.
Schienbeinschoner, Stutzen, Stollenschuhe, Fußball.
Ihre Gesichtsfarbe nahm einen unnatürlichen Ton an.

Mutter:"Ich habe dir nicht erlaubt solche Sachen zu besitzen."
Ich:"Mam, bitte!"
Sie warf mir einen einen finsteren Blick zu. Ich senkte den Kopf.
Ich: "Mutter."

Mutter:"Wo.warst. du?"
Ich schluckte den Kloß herunter, der sich in meinem Hals gebildet hatte.
Ich war nicht zum Aufgeben geschaffen, aber ich wusste, wann ein Kampf aussichtslos war.

Ich: "Im Training."
Meine Stimme war nur ein Hauch.
Mutter:"Bist du etwa in einer Mannschaft?"

Ich brachte kein Wort heraus. Ich nickte.
Mutter: "Du bist genauso unverantwortlich wie dein Vater."
Ich zuckte zusammen. Ich konnte mich an meinen Vater nicht erinnern. Er hatt uns verlassen, also meine Mutter mit meinem Bruder schwanger war.

Mutter:"Weißt du wie du unserem Ruf schaden könntest?! Ich habe und diesen Platz in der höheren Gesellschaft hart erkämpft! Ich lasse nicht zu, dass du das mit solch einem Benehmen ruinierst!"
Ich:"Aber Mama! Du kannst doch nicht entscheiden, was meine Leidenschaften sind! Nur weil deine gehobenen Leute auf Geschlechterrollen bestehen! Lass mich doch bitte das machen, was ich will und kann!"

Mutter: "Konzentrier dich lieber auf die Schule und die wichtigen Leute. Was würden die denn von uns denken, wenn die dich so sehen würden!"
Ich:"Ja, Schule ist wichtig, aber ich habe etwas gefunden was mir etwas bedeutet. Meine Freunde sind die wichtigen Personen in meinem Leben! Und Fußball ist zum größten Teil davon geworden!"
Mutter:"Ich habe genug! Du bist noch zu jung um vernünftige Entscheidungen zu treffen. Ich weiß was für dich gut ist! Du wirst nicht mehr in dieser Mannschaft spielen und halte dich fern von diesen Leuten! Und jetzt ab in dein Zimmer. Du hast Hausarrest."
Ich:"Das kannst du mir nicht wegnehmen."
Mutter: "Wenn du nicht nach meinen Regeln spielst, schicke ich dich zu deinem Vater."

Das hatte gesessen.
Ich spürte wie mir die Farbe aus dem Gesicht wich. Auf einmal wurde mir schlecht.
Benommen stolperte ich zu meinem Zimmer und ließ mich auf das Bett fallen. Ich musste erst den Schock überwinden, doch dann spürte ich wie vereinzelt heiße Tränen über meine Wangen liefen.

Sie hatte mir ein Ultimativum gestellt, das grausam war.
Ich hatte keine Wahl. Ich musste bei den Kerlen aussteigen. Alles ist besser als wie zu meinem Vater. Er wohnt irgendwo in Dortmund. Ich wollte nicht zu ihm. Ich kannte ihn nicht einmal! Ich wollte nicht weg von meinem Bruder, nicht weg von meinen Freunden und ich wollte auch nicht auf eine neue Schule und ein neues Leben anfangen.

Ich hatte den kalten Ausdruck in den Augen meiner Mutter gesehen.
Es war ihr vollkommen ernst.

Solange Du Wild Bist 2-Wilder denn jeWhere stories live. Discover now