15. Flüssiges Feuer

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Eure Meinung darf wie immer in die Kommentare, noch hab ich nicht genug davon! :D

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Der Feuerwhisky brannte in Evelynns Kehle, als sie das Glas mit einem Mal austrank. Sie stöhnte keuchend auf, als der Alkohol ein kribbelndes, brennendes Gefühl in ihrem Hals hinterließ.

„Wer hätte gedacht, dass du schon so viel verträgst", sagte Joshua leise, auch wenn seine Stimme leicht lallte.

„Halt die Klappe", murmelte Evelynn und schnappte sich die halb geleerte Feuerwhiskyflasche vom Tisch. Sie füllte ihr Glas erneut auf und nahm noch einen großen Schluck. „Es schmeckt zwar widerlich, aber mir gefällt die Wirkung." Sie schloss die Augen, als ihr der Alkohol erneut die Kehle hinunterrann. „Wieso hast du so viel Übung darin?"

Joshua zuckte mit den Achseln und lehnte sich weiter zurück. Im schummrigen Licht der Kerzen wirkte sein Gesicht beinahe normal, auch wenn sie wusste, dass er wahnsinnig blass gewesen war, als sie sich hier getroffen hatten; hier, in einem der unbenutzten Klassenzimmer. Spinnenweben bedeckten die Decke und die Wände und die Fenster waren mit dichten Vorhängen bedeckt. Den Schlitz unter der Tür hatte Evelynn vorsorglich mit ihrem Umhang bedeckt, damit niemand das Kerzenlicht sehen würde. Den Feuerwhisky hatte Joshua mitgebracht.

„Manchmal hilft nur noch das, um mit dem ganzen Mist fertig zu werden", erwiderte er langsam und Evelynn lächelte schwach.

„Das ist keine besonders gesunde Einstellung." Um ihre Worte zu unterstützen, nahm sie noch einen Schluck. „Aber ich kann es verstehen. Ich kann es nicht ab, so behandelt zu werden."

„So, als wärst du nur ein kleines Kind?", fragte er leise und schwenkte sein Glas hin und her, wie es die reichen Kerle in den Filmen immer taten.

„Genauso", spuckte sie aus. „Meine Mutter und meine Tanten gehen immer noch davon aus, ich wäre dieses kleine Mädchen von damals, welches so aufgeregt ihren ersten Tag an der Ilvermorny herbeigesehnt hat. Es kommt ihnen kaum in den Sinn, dass ich schon erwachsen bin. Dass ich meine eigenen Entscheidungen treffen kann und nicht mehr auf ihren Schutz angewiesen bin. Dass ich es wert bin, dass man mir Dinge mitteilt, die mich betreffen." Sie hob das Glas an die Lippen, kippte den Inhalt in ihren Mund und knallte es dann auf den Tisch. „Wie es mich ankotzt."

„Wem sagst du das", murmelte Joshua und blickte zu Boden. „Mein Vater interessiert sich gar nicht für mich. Wenn es etwas gibt, worüber er reden will, dann sind es seine verdammten Pflanzen. Und wenn es doch um mich geht, dann nur, wieso ich denn nicht so talentiert bin, wie mein verdammter Bruder, der ja Ordnungsschüler war und Schulsprecher. Und ich bin gerade mal so mittelmäßig talentiert." Er machte ein verächtliches, schnaubendes Geräusch. „Ich war diesen Sommer schon so oft davor, einfach sein blödes Gewächshaus in Brand zu stecken. Dann hätte ich ihm zeigen können, wie talentiert ich mit Brandzaubern mit."

„Manchmal sind Eltern echt scheiße", erwiderte Evelynn und ließ den Kopf nach hinten fallen.

„Und Verwandte auch", fügte er hinzu und sie nickte schwach.

„Auch die." Evelynn schwirrten noch genau die Worte ihrer Tante im Geist herum, die sie nach dem Unterricht beiseite genommen hatte. „Ich möchte nicht, dass du dich noch einmal dort herumtreibst, hast du mich verstanden? Es ist", an dieser Stelle hatte sie die Stimme gesenkt. „Es ist gefährlich, verstehst du? Ich kann dir nicht sagen, was los ist, aber ich verspreche dir, wir haben alles im Griff." Tante Ellie hatte sie angefunkelt, als hätte Evelynn etwas ausgefressen und sie war kurz davor gewesen, ihr einfach zu sagen, was sie noch gehört hatte. Was sie und ihr Kollege besprochen hatten. Aber sie hatte es nicht getan und einfach gehorsam genickt. Nach allem war sie immer noch nicht stark genug, ihrer Tante soetwas ins Gesicht zu sagen.

Priori Incantatem (HP/FF)Where stories live. Discover now