16. Alte Wunden

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„Was ist denn hier los?", fragte Linnea über das Gezeter einer schreienden, alten Dame und den brüllenden Sirius. Arthur Weasley sah aus, als hätte jemand seine Katze überfahren.

„Das ist Mrs. Black", erklärte er laut. „Sie hängt in einem großen Portrait im Saal und wird durch jedes Geräusch aufgeweckt. Sie hat eine starke Stimme."

„Das höre ich!", schrie sie und verstummte dann, als auch das teuflische Fluchen der alten Mrs. Black aufhörte. „Merlin sei Dank."

Sirius stürmte an der Tür vorbei, gefolgt von Mrs. Weasley und eilte dann zur Haustür. „Wir bekommen das Bild leider nicht mehr ab", sagte Mr. Weasley und rieb sich die Augen. „Nicht einmal Dumbledore hat es geschafft. Aber selbst, wenn wir es abbekommen würden, der alte Hauself würde uns wahrscheinlich dann genauso hinterherschreien. Das Bild seiner alten Herrin ist so ziemlich das einzige, was ihm die letzten Jahre Gesellschaft geleistet hat und er hat sich zu sehr an sie gewöhnt."

Sirius und Mrs. Weasley hatten die Haustür erreicht und diese geöffnet. Ein Mann mit braunen Haaren, blasser Haut und tiefen Narben im Gesicht sprach mit einer kleinen Frau mit knallig pinken Haaren und einer kleinen Stupsnase, die sich unentwegt entschuldigte. Lin erkannte erst, wer der Mann war, als er wieder in der Küche vor ihr stand und sie anstarrte, als hätte er einen Geist gesehen.

„Oh mein – Linnea!", rief er aus und breitete die Arme aus, als wolle er sie umarmen, ließ sie jedoch im selben Atemzug wieder fallen. Sein Gesicht hatte einen düsteren Ausdruck angenommen. „Was machst du denn hier? Und – was ist denn los?"

Lin hatte vergessen, wie schrecklich er ausgesehen hatte. Er war noch blasser, als vor fünfzehn Jahren und hatte noch mehr Falten bekommen. Er wirkte nicht so, als würde er regelmäßig gut essen und schlafen. Tiefe Augenringe zierten sein Gesicht und waren neben den weißen Narben ein nicht gerade faszinierender Blickfang. Als sein Blick auf Caradoc fiel, der sich halb erhoben hatte, sackte er endgültig auf einem Stuhl zusammen.

Mit wenigen Worten erklärte Molly ihm, was Caradoc und Lin ihr bereits erzählt hatten, dann setzte sie einen noch stärkeren Tee für ihn auf. Die junge Frau mit den pinken Haaren hatte sich hinter ihn gestellte und ihm beschwichtigend eine Hand auf die Schulter gelegt, die er zwar nicht zu realisieren schien, aber Lin fand, dass das eine sehr vertraute Geste war.

„Ich kann leider nicht lange bleiben", sagte sie und ihr Blick war durchgehend auf Lin gerichtet. „Dumbledore wollte mich eigentlich hier treffen, aber ich hab unterwegs eine Eule bekommen, dass ich lieber in die Schule kommen soll. Ich wollte nur Remus noch hierher begleiten..."

Molly eilte durch die Küche und stellte eine weitere Tasse auf den Tisch. „Natürlich, natürlich", erwiderte sie etwas kopflos. „Ist alles gut gegangen?" Sie musterte die Frau mit einem kritischen, beinahe mütterlichen Blick, dann tippte sie mit dem Zauberstab die Teekanne an, die wieder anfing zu pfeifen.

„Alles gut", sagte sie. „Aber ich sollte wohl... wahrscheinlich schau ich heute Abend noch einmal vorbei, wenn es Recht ist." Sie blickte dieses Mal Sirius an, der allerdings versuchte, niemandes Blick zu treffen. „Also dann..."

Sie wandte sich um, wobei sie Remus' Schulter vorher nocheinmal kurz drückte, dann ging sie den Flur entlang und es wäre beinahe alles normal gewesen, wenn sie nicht den Schirmständer in Form des Trollfußes umgeworfen und damit Mrs. Black wieder aufgeweckt hätte.

„TONKS!", schrie Molly über das Gezeter und eilte ins nächste Zimmer.

„Tut mir so leid", maulte die Pinkhaarige niedergeschlagen. „Jedes Mal wieder..." Schnell stellte sie den Schirmständer wieder auf und Mrs. Black verstummte auch wieder. Die Haustür flog leise wieder zu und Molly trat wieder in die Küche.

Priori Incantatem (HP/FF)Where stories live. Discover now