Das Chaos

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Eine Stunde. Es war eine Stunde vergangen nach dem furchtbaren Unfall und nun lehnte ich mit dem Rücken gegen eine Tür, die in eine Besenkammer führte. Zum Glück war sie abgeschnitten von den üblichen Klassenräumen, sonst wäre womöglich noch ein Lehrer tadelnd auf uns zugegangen.
Itachi indessen lief auf und ab, konnte nicht in Worte fassen, wie sehr ihn die Situation verärgerte. Da waren wir ja schon mal zwei. Natürlich gab er zuerst mir die Schuld für das dümmliche Missgeschick, doch nach ungefähr 30 Minuten, konnte ich den Größeren überzeugen, dass er genauso sehr in der Scheisse steckte.

Warum musste Naruto gleich von dem Latte Macchiato trinken? War es ihm denn einerlei wem dieser gehörte? Da hätte sonst was drin sein können. Nun hatte er ja den Spaß. Obwohl er selbst das nicht mitbekam, was für eine Wandlung er in diesem Moment durchmachte. Denn all seine Glieder und jede Faser seines Körpers schrie nur nach einer Person. Und dieser jemand, war kein Geringerer als ich.

Es brauchte einen mächtigen Schlafzauber meines Bruders, um ihn von mir loszubekommen. Normalerweise machte der Ältere das ja nur in äußersten Notfällen. Allerdings war das auch einer gewesen! Man hätte es mit eigenen Augen sehen müssen, um zu begreifen, dass in jenem Augenblick, keine Kraft der Welt den Blonden von mir bekam. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er sofort seine Jungfräulichkeit auf dem Fußboden der Schule verloren. Vor versammelter Mannschaft, versteht sich.

„Wie lange wollen wir ihn da noch drin pennen lassen? Ich muss in den Unterricht.", murmelte mein Bruder, zeigte mit einem Nicken in Richtung des Kämmerchens und kaute auf seiner Unterlippe. Wie sehr er doch leiden musste, hatte sich zum Affen vor seinem Typen gemacht. Welch Jammer. Ich dachte nicht darüber nach, was vielleicht daran lag, dass ich viel größere Probleme besaß, mit denen ich mich nun rumschlagen musste.

„Solange es sein muss, bis die Wirkung nicht mehr ganz so stark ist.", grummelte ich zurück missgelaunt.
Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie viel Zeit das in Anspruch nahm. Es könnte Tage, Wochen oder sogar Monate dauern, bis er wieder ganz der alte Vollidiot war. Auch wenn ich mich sozusagen am besten von uns mit Tränken auskannte, konnte ich oder keiner der mir bekannt war sagen, von welcher Dauer dies war. Es war zum Haare raufen, ja. War ich schon am Tiefpunkt angelangt? Vermutlich. Und würde ich meinem Bruder jemals wieder etwas brauen? Ganz bestimmt nicht. Denn aus so einem Fehler sollte man lernen.

Allerdings war jetzt noch nicht mal das Wichtigste den Uzumaki wieder in seinen normalen Zustand zu bringen, sondern alles vertuschen, was Aufsehen erregte. Keine Seele durfte davon Wind bekommen! Besonders nicht unsere Eltern. Oh, wie sie uns in Stücke zerfetzen würden. Eine deutliche Szene bildete sich ruckartig vor meinem inneren Auge und dabei musste ich schon zittern.

Niemand sollte auch nur denken, es wäre Zauberei am Werk gewesen. Jedoch wie vertuschte man ein solches Dilemma? War es angebracht einfach mitzuspielen? Oder erwecke das nur noch mehr Misstrauen. Immerhin war es kein offenes Geheimnis, dass ich den Blondschopf nicht besonders gut leiden konnte. Was er empfand war mir schlicht egal und ich habe mich nie mit ihm beschäftigt. Nur die lästigen Zusammenarbeiten wurden mir aufgezwungen. Aber mir blieb keine andere Wahl von nun an.

„Sasuke, ich kann es mir nicht leisten zu schwänzen, übermorgen steht eine wichtige Klausur an." Sein Blick war eindringlich und ich glaubte darin eine kleine Entschuldigung zu lesen. Er wollte sich nicht ausmalen, was ich für ein Schlamassel aushalten musste in naher Zukunft und deswegen hatte er einen Anflug von Mitleid, den ich zwar nicht benötigte, es mich aber ein wenig beruhigte. Hinzu kam, dass er mich mal wieder um eine Bitte anflehte.

Viel blieb mir nicht übrig, da ich es auch nachvollziehen konnte, weswegen ich ihn letztendlich weggeschickt hatte. Er käme schon noch auf mich zu, um das wieder gut zumachen. Immerhin war sein Studium zurzeit wichtiger als meine lausige elfte Klasse. Ich nahm es ihm nicht übel. Außerdem versicherte ich, mal in alten Büchern auf dem Dachboden nachzuschlagen oder anderweitig Informationen zu sammeln.

Finger weg von Liebestränken!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt