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Es war mal wieder einer dieser Tage, die man einfach hinter sich bringen wollte.
Ich spürte schon beim Aufstehen, dass ich heute keine Nerven für eine Doppelstunde Mathematik bei unserem Klassenlehrer Herrn Harly hatte.

Es gab tatsächlich eine Zeit, da liebte ich Mathe. Es war sogar im Begriff mein Lieblingsfach zu werden. Es lag an Herrn Harly.
Nicht nur, dass er mit seinen unwahrscheinlich dunkelblauen Augen und muskulösen Körper aussah wie ein Model in einer der Zeitschriften, die ich lese. Er und ich veranstalteten immer Diskussionsrunden.

Wir führten Diskussionen über alles Mögliche, das Wetter, Feiertag und manchmal auch über Mathe. Er versuchte wohl Verständnis zu zeigen, da ich nicht wirklich viel von Mathe verstand.

Ganz anders, als Julian.

Er saß eins hinter mir und schrieb nur Einsen. Sollte es mal vorkommen, dass er eine schlechtere Note bekam, so behielt er die Ruhe, aber ich sah ihm an, wie enttäuscht er war. Er fuhr sich in diesen Situationen durch seine dunkelblonden Haare, die eh schon ganz zerzaust waren.

Seine hellblauen Augen funkelten dann immer und dieser Glanz brachte mich in eine Welt, jenseits von gut und böse.

In diesen Idioten, in diesen unglaublich süßen Idioten hatte ich mich verliebt. Während ich noch mit quadratischen Funktionen kämpfte, hatte er schon mein Herz erobert.

Doch ich hatte Glück. Er verliebte sich auch in mich. Das wäre der Moment gewesen, in dem wir glücklich und zufrieden, bis ans Ende unserer Tage zusammengelebt, Kinder bekommen und unseren Enkeln lustige Geschichten von früher erzählt hätten.

Aber wem mache ich was vor? Das Leben ist nicht so fair. Wenn du Glück hast, kommt nach nicht allzu langer Zeit auch das Unglück, als gemeiner und ungewollter Schatten hinterher.

Wir gingen in eine Klasse. Das war unser Urteil. Unsere Strafe! Der Grund, weshalb wir nicht eng umschlungen und knutschend in der Ecke des Schulhauses standen, während die Lehrer über und im Lehrerzimmer tratschen und die kleineren Schüler große Augen machen.

Ich hatte mal eine Klassenbeziehung. Sie zerbrach daran, dass ich mich eingeengt fühlte. Dazu kam noch, dass der Junge an meinem Hintern mehr Gefallen fand, als an meinem Gesicht, aber das war nicht der Hauptgrund.

Er war noch sehr unerfahren und er liebte mich wirklich. Ich brach ihm das Herz und dadurch war es unmöglich Freunde zu bleiben. Nach dem dreihundertsten Schimpfwort, das er mir an den Kopf warf, hatte ich auch kein Interesse mehr daran.

Außerdem hatte ich eine kleine Macke, was meine Freiheit betraf. Eine unglaubliche Wut hatte sich in der Zeit, in der ich mit ihm zusammen war, angestaut. Wie konnte er es nur wagen, mich so einzuengen? Für mich war er nur noch ein Lebewesen, das mir meine Freiheit nehmen wollte und nach zwei Monaten mit ihm, konnte ich einfach nicht mehr.

Ich musste ihn jeden Tag auf's neue sehen und es war furchtbar. Jeden Tag dieselbe Quälerei und Folter.
Und dann diese drei kleinen erlösenden Worte. „Ich mach Schluss."

Tja, was soll ich sagen? Sie gaben mir die Freiheit zurück.

Nun musste ich jeden Tag seinen Hass auf mich, weil er sein Herz gebrochen hatte, aushalten -und seine Verzweiflung-.

Seitdem hatte ich mir geschworen nie wieder eine Beziehung mit einem Jungen aus meiner Klasse anzufangen. Doch Julian machte mich so unglaublich schwach.

Doch falls du denkst, dass ich hier davon erzähle, wie ich meine wahre Liebe kennenlerne und wir glücklich bis ans Ende unserer Tage leben und durch Blumenwiesen hüpfen, muss ich dich enttäuschen.

So lief mein Leben nicht ab. So läuft das Leben keines normalen Menschen ab.
Aber was erzähle ich? Kein normaler Mensch hatte das durchgemacht, was ich durchmachen musste.
Für mich gibt es keine wahre Liebe und keine Hoffnung mehr.

Und ich erzähle dir gerne, wieso.

The Guy who was my TeacherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt